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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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Blöder Idiot, dachte ich. Ich konnte ihn sowieso nicht leiden. Ich verließ den Club, und draußen hörte ich die selbstgefällige Stimme von Nick Belagio. Der Kerl unterhielt eine Gruppe Raucher, die sich an der Ecke, wo der Weg zum Parkplatz abging, versammelt hatten, mit irgend einer Geschichte. Ich hielt inne, amüsiert über den Gedanken, dass Nick Belagio nicht wusste, dass ich ihn hören konnte.
    »Ihr kennt sie ja alle, oder?«, fragte er. »Sieht wirklich gut aus. Ich wollte mir nur dieses Haus ansehen und fand mich in der Küche wieder, meine Hose an den Knöcheln. Sie lag auf dem Küchentresen, und wir trieben es miteinander. Und ich dachte: Was ist, wenn die Besitzer jetzt zurückkommen?«
    Die anderen Männer lachten. Ich wartete einen
Moment. Ich musste an der Gruppe vorbeigehen, aber ich wollte nicht stören. Nicht jetzt - sie würden wissen, dass ich zugehört hatte. Ich fühlte mich wie bei einer Abhöraktion. Zigarettenrauch quoll um die Hausecke.
    »Und dann dachte ich, ist das vielleicht der Rundum-Service, mit dem diese Immobilienfirma wirbt?«
    Wieder Gelächter. Die Erwähnung einer Immobilienmaklerin fesselte mich. Vielleicht jemand, den Amanda kannte?
    »Da waren wir also«, fuhr Nick fort. »Ich kam gerade richtig in Fahrt, als sie nein sagte. Ich fragte sie, ob wir aufhören sollten, und sie sagte wieder nein . Wir machten also weiter, und sie sagte wieder nein . Ich fragte sie wieder, und sie wurde ärgerlich und sagte, ich solle weitermachen. Und bald danach hörte ich nein, nein, nein, nein, nein … Na ja, viele Frauen stöhnen ja, ja, ja … nun, diese stöhnt lieber nein, nein, nein … mental schwierig, aber ich machte tapfer weiter. Es war nicht einfach, aber irgendjemand musste es ja tun.«
    Gelächter. Lautes Gelächter, das mich wie eine Woge überrollte und mir den Atem nahm.
    Ich hörte die Gruppe aufbrechen, Schritte auf dem Kies, Stühlerücken und verhaltenes Kichern. Ich wollte mich in den Schatten ducken, mich unsichtbar machen, aber es war zu spät. Ich musste mich vorwärtsbewegen, durch die Gruppe hindurch. Die Männer sahen entweder auf ihre Schuhe oder taten, als würden sie mich nicht wahrnehmen. Keiner von ihnen konnte mir in die Augen sehen.

    Sie wussten alle, von welcher Frau Nick Belagio gesprochen hatte, und sie wussten auch alle, mit wem sie verheiratet war.

9
    Ich rannte.
    Ich raste den Fußweg entlang bis zur Straße. Der Schwung, den ich hatte, bewirkte, dass ich die Straße überquerte, ohne auf den Verkehr zu achten. Ich rannte weiter, mit weit ausholenden Schritten, sodass mein Jackett sich hinter mir aufbauschte. Ich nahm kaum wahr, was ich gerade tat; mein Körper wurde von einem außergewöhnlichen Overdrive beschleunigt, den ich viel länger durchhielt, als ich erwartet hätte. Ich bewegte mich in Richtung Innenstadt, überquerte mit waghalsigem Tempo willkürlich Straßen, nahm weder Rücksicht auf Passanten noch auf den Straßenverkehr.
    Laufen kam mir wie die natürlichste Sache der Welt vor. Ich hatte alles unter Kontrolle. Meine Flucht war von einer ruhigen Intensität. Ein Mann, der einige Biere intus hatte, der gerade herausgefunden hatte, dass seine Frau auf einem Küchentresen fremdgegangen war, flitzte an einem Freitagabend um 23.00 Uhr durch die Nacht.
    Das Ende kam schlagartig. Das Bier schwappte unangenehm in meinen Eingeweiden herum. Ich hatte gehofft, es »weglaufen« zu können, wie mein alter Sportlehrer es immer Schülern mit einem Kater empfohlen
hatte. Als ich die Innenstadt erreichte, waren meine Lungen kurz vor dem Explodieren, und es wurde mir deutlich bewusst, dass fünf Pints Lager nicht zum Standardtraining eines olympischen Langstreckenläufers gehörten.
    Mein Lauf wurde mehr zu einem Taumeln, bevor ich mich in den Rinnstein übergab. Ich gab mehr Flüssigkeit von mir, als ich wahrscheinlich je in meinem Leben zu mir genommen hatte. Es floss den Rinnstein entlang und bildete eine Pfütze an einem Gullydeckel. Eine vorbeikommende Gruppe von Pub-Flüchtlingen jubelte mir zu und sang: »Kotzer! Kotzer! Kotzer!« Offensichtlich hatten sie in dieser Hinsicht einige Erfahrung und Sachkenntnis.
    Ich kam wieder hoch und wischte mir den Mund mit dem Ärmel meines Jacketts ab, was mich sofort anwiderte. Ich sah mein Spiegelbild in dem dunklen Fenster eines Ladens - ein verdammtes Reisebüro. Da stand ich, die Haare klebten an meiner Stirn, mein Jackett hing an mir, ich rang nach Luft, ein moderner Hahnrei, ein Mann, dessen Frau

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