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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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Kind.
    Das Wetter war nicht gerade Glück verheißend. Es war trübe und sah nach Regen aus. Vaterpflicht Nummer eins schoss mir durch den Kopf: Caitlin trug nur ein T-Shirt, ihre dünnen Arme waren nackt.
    »Bist du warm genug angezogen?«, fragte ich, als wir zum Auto gingen.
    »Ja«, sagte Caitlin, »mir geht es gut.« Ich bemerkte zum ersten Mal, dass ihr Profil jungenhaft wirkte, trotz ihres langen Haares; sie hatte eine leicht aufwärtsgerichtete Nase. Ein Zeichen, das Ärger verhieß.
    »Da sind wir«, sagte ich, als wir das Auto erreichten. Ich schloss die Tür auf und hielt sie für Caitlin auf.
    »Das geht nicht«, sagte sie.
    Ich sah sie an. Was war jetzt los?
    »Ich darf nicht vorn im Auto sitzen«, sagte Caitlin. »Nicht, bevor ich vierzehn bin.«
    Sie sah mich an, als ob das ein weiterer Beweis meiner Blödheit wäre. Welcher Vater würde so etwas schon vergessen?
    »Ach ja, du hast recht«, sagte ich und schloss die
Tür wieder. Ich sah zu den Rücksitzen. Sicher war sie zu alt für einen Kindersitz.
    »Ist es in Ordnung, wenn du hinten mit einem Sicherheitsgurt sitzt?«, fragte ich.
    Caitlin starrte mich an, wurde rot und sah dann wieder das Auto an. War sie verlegen oder ärgerlich?
    »Ich …«, begann sie, nach den richtigen Worten suchend. War da ein Schaudern? »Meine Mutter …«
    Oh, verdammt. Warum war mir das nicht aufgefallen?
    »Ja, schon gut …«, unterbrach ich sie. Ich wollte ihr weiteres Unbehagen ersparen.
    Tief atmen, Alex.
    »Caitlin«, sagte ich und rieb ihre Schulter. Sie war kalt. Ich zog meine Hand schnell zurück. Ich hatte sie nie zuvor berührt. War das unangebracht? Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
    »Tut mir wirklich leid«, sagte ich. »Das war wirklich, ähm, blöde …«
    Blöde? Wer bin ich - ein Vorschullehrer? »Ich weiß nicht, wo meine Gedanken waren.«
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Wie ging es jetzt weiter?
    Essen. Jeder liebt Essen.
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte ich versöhnlich. »Lass uns dein Gepäck in den Kofferraum tun und etwas essen gehen. Um die Ecke ist ein Laden, wo wir einen Kindersitz kaufen können.«
    »Einen Kindersitz?«, sagte Caitlin lachend. Es war das erste Mal, dass ich sie lachen sah. »Wovon redest du? Nur Babys brauchen Kindersitze.«

    »Nun, ich dachte, du, ähm …«
    Caitlin fing wieder an zu lachen. Ich stimmte mit ein, begeistert davon, dass wir letztendlich doch noch einen Augenblick geteilten Humors fanden. Dann ging mir auf, dass wir uns gar nichts teilten. Der Scherz ging auf meine Kosten.
    »Was für ein Depp«, sagte sie. Sie machte Gesten mit ihren Fingern, die in einem gepflegten Vorort nichts zu suchen hatten.
    »Mach dir keine Sorgen«, fuhr sie fort; das Lachen wurde spöttisch. »Wir können einen hübschen pinkfarbenen nehmen.«
    »Großartig«, sagte ich und nickte dabei enthusiastisch, wohl wissend, dass ich mich zum Idioten machte.
    »Ich kann dir zeigen, wie man ihn richtig befestigt«, machte Caitlin weiter.
    »Klingt gut«, sagte ich. Ich wollte ihr nicht zeigen, dass ich mich ärgerte. Trotz allem, was ihr passiert war, das Mädchen hatte Energie. Sie war stark. Das war sehr gut.
    Sie gab mir ihren Koffer. Sie lachte nicht mehr.
    »Es hat mit der Körpergröße zu tun«, sagte sie. »Wenn man eine bestimmte Größe erreicht hat, kann man den Sicherheitsgurt benutzen. Du kannst es im Internet nachsehen.«
    »Werde ich machen«, sagte ich fröhlich und freute mich, dass sie endlich ein bisschen aus sich herauskam.
    »Gut«, sagte sie, als hätte sie gerade etwas überprüft. Sie drehte mir den Rücken zu und wartete darauf, dass ich ihr den Rucksack abnahm und ihn im Kofferraum verstaute.

    »Hör mal«, sagte ich. »Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?«
    »Ich trinke keinen Kaffee«, sagte Caitlin. Ich konnte nicht sagen, ob das ihre übliche Art der Unterhaltung oder eine Herausforderung war.
    »Komm schon«, sagte ich und schloss den Kofferraum. »Hier um die Ecke ist ein nettes Plätzchen.«
    Das waren die ersten Momente, die ich mit meiner einzigen Tochter verbrachte. Es hätte eigentlich die Art von Zusammentreffen werden sollen, die man auf einer Gedenktafel festhalten musste oder die als Vorlage für eine TV-Schnulze dienen könnte. Aber infolgedessen, was ich die letzten Wochen mit Amanda durchgemacht hatte, fühlte ich mich sowieso vollkommen inkompetent.
    Wir gingen in ein kleines Einkaufszentrum in der Nähe, mit den gleichen mittelmäßigen Geschäften, die man in

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