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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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nicht mehr, dass es so lange dauern würde. Die meiste Zeit über war Caitlin nicht daran interessiert, mit mir zu reden; sie ging einfach weiter, wenn ich sie etwas fragte, zuckte mit den Achseln oder ignorierte es völlig. Das konnte ich noch der Pubertät oder der Trauer zuschreiben. Aber herauszufinden, dass sie es geschafft hatte, von zwei Gesamtschulen (von der ersten, weil sie einem anderen Kid Geld aus dem Rucksack gestohlen hatte, von der zweiten, weil sie einen Lehrer »Schwanzlurch« genannt hatte) verwiesen zu werden, war etwas ganz anderes. Ich musste mich wohl auf eine unvermeidbare Vater-Lehrer-Schlacht vorbereiten. Es schien nicht so, als würde ich mich um ein Kind kümmern und es umsorgen, um es zu einem anständigen, freundlichen Mitglied der Gesellschaft zu machen. Es war eher so, als würde man im Pub in Ruhe ein Lager trinken wollen und sich in einer Kneipenschlägerei wiederfinden.
    War ich darauf wirklich vorbereitet?
    Ich hatte Mrs. Youngs Bemerkungen Caitlin gegenüber nicht erwähnt. Ich hatte versucht, die Begriffe »schwierige Teenager« und »Verhaltensstörungen« zu
googeln, wurde aber von der Riesenflut an Informationen überwältigt. Offensichtlich war ich nicht der Einzige mit diesem Problem. Trotz meiner Unruhe war ich unfähig, etwas zu unternehmen, mit der Situation umzugehen. An jenem Nachmittag sahen wir uns ein paar Filme an. Ich las gerade in der Zeitung, als Caitlin, die fast eine Stunde lang nichts gesagt hatte, sich umdrehte und fragte: »Warum hast du keinen neuen Job?«
    Es war eher eine Provokation als eine Frage. Es war, als wäre ich ihr im Weg.
    Ich legte die Zeitung weg. Sie hatte mir vor ein paar Tagen im Auto eine ähnliche Frage gestellt. Es klang für mich so, als wäre sie genervt, dass ich im Haus rumhing.
    »Ich hatte doch gerade einen«, sagte ich mit ruhiger Stimme. Das mit der ruhigen Stimme hatte ich aus einem der vielen Elternratgeber, die ich unter meinem Bett versteckt hatte. Das hatte ich in der Vergangenheit höchstens mit Pornos gemacht. Die Ratgeber hatten nur den Erfolg, dass ich mich unsicher und unwissend fühlte. Ich hatte jeden Ratgeber mit Entschlossenheit zu lesen begonnen, aber selten das zweite Kapitel erreicht.
    Hier stand ich also, theoretisch verantwortlich dafür, die frische Beziehung zu meiner Tochter zu gestalten, aber in Wirklichkeit war ich im Blindflug unterwegs.
    »Was ist mit deinem Job passiert?«, forschte Caitlin.
    »Ich hatte mich entschieden zu kündigen.«
    »Warum?«
    »Ich wusste, dass du kommen würdest, und ich
dachte, es wäre das Beste, wenn ich alle Energien auf, ähm … uns richten würde.«
    »Aber deshalb hättest du deinen Job doch nicht kündigen müssen«, sagte sie, die Augen weiter auf den Fernseher gerichtet.
    Ich legte die Zeitung zusammen und sah sie an.
    »Es war nicht nur das«, erklärte ich. »Ich mochte den Job auch nicht besonders gern.«
    »Erwachsene mögen ihre Jobs doch nie«, sagte Caitlin. »Meine Mutter mochte ihren auch nicht.«
    »Was hat sie denn gemacht?«
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte sie. »Sie arbeitete in einem Krankenhaus, aber sie war weder Krankenschwester, Ärztin noch sonst etwas Medizinisches. Sie kam von der Arbeit nach Hause und war immer total genervt.«
    »Das passiert im Job manchmal«, sagte ich. Ich war, was Cathy anging, etwas zurückhaltend. Es ist nicht einfach, alleinerziehende Mutter zu sein.
    »Ich habe ihr oft ein Bad eingelassen«, sagte Caitlin.
    »Ich wette, dass sie das geliebt hat«, sagte ich, aber Caitlin antwortete nicht. Es war, als wollte sie das Gespräch beenden. Vielleicht war es einfach zu schmerzhaft für sie. Vielleicht wollte sie auch mit mir nicht über ihre Mutter sprechen. Sie sah weiter auf den Bildschirm. Ich sah auch zum Fernseher in der Hoffnung, eine Anregung für ein Gesprächsthema zu entdecken.
    »Ich finde, du solltest dir einen anderen Job suchen«, sagte Caitlin nach einer Weile.
    »Wirklich?«, sagte ich. War ein Mann ohne Job kein richtiger Mann?

    »Was ist mit dem Café, das du eröffnen wolltest?«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Nur durch Nachdenken wird es nicht eröffnet werden«, sagte Caitlin. Das hatte sie ganz sicher von ihrer Mutter. Die Stimme klang freundlicher als der Inhalt. Nichtsdestotrotz, die Aussage war eindeutig.
    »Ich vermute, du hast recht«, sagte ich.
    Was natürlich stimmte. Ich stand vom Sofa auf und begann, nach den Prospekten mit Espressomaschinen zu suchen.

13
    »Was für eine Art

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