Daddy Uncool
Schwachsinn ist das nun wieder?«, fragte Mike streng.
Er wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab, übergewichtig und stark schwitzend, bevor er sich auf dem Squash Court hinhockte und versuchte, wieder zu Luft zu kommen. Wir befanden uns im örtlichen Sportzentrum, wo wir ein Der Gewinner bekommt alles- Spiel an einem Dienstagabend machten.
»Lass uns später darüber reden«, sagte ich, froh darüber, selbst wieder durchatmen zu können.
»Wie steht es?«, fragte er zerstreut.
»Acht zu sechs, ich habe Aufschlag«, sagte ich. Mike liebte es, sich auf dem Platz zu unterhalten. Sein Gerede nervte mich. Ich wollte nicht schwatzen; ich wollte gewinnen. Beim Sport war ich ausgesprochen konkurrenzorientiert.
Abgesehen davon, dass ich mit Mike Squash spielen wollte, lag mir auch viel an Mikes Rat zu den verschiedenen Dingen, die mir im Kopf herumgingen. Mike machte einige geistreiche Bemerkungen über Amanda (»zum Teufel mit ihr«), und obwohl er zuerst meine Entscheidungen skeptisch betrachtete, akzeptierte er meinen Auszug aus dem ehelichen Heim und meine Absicht, es mit Caitlin allein zu versuchen. Er
hatte mich darauf hingewiesen, dass ich unbedingt einen Vaterschaftstest machen lassen müsste, bevor ich die Verbindung offiziell amtlich anerkannte. Ich hatte ihm nichts von der dreimonatigen Versuchsphase erzählt.
»Tut mir leid, Junge, aber ich verstehe nicht, warum zum Teufel du dich plötzlich entschlossen hast, einen Coffeeshop aufzumachen.« Er lehnte sich jetzt mit dem Schläger in der Hand vor, um mir die Meinung zu sagen.
»Ich meine …« Er holte tief Luft. »Verdammt, Alex. Eins nach dem anderen. Hast du nicht genug offene Baustellen?«
»Hast du eine Vorstellung davon, wie viel Starbucks wert ist?«
»Nein«, sagte er. »Hast du?«
»Nein«, gab ich nach einer Pause zu. »Aber es ist eine ganze Menge. Eine Menge mehr als eine Menge.«
»Gibt dir dein Fachwissen in Buchhaltung diesen wertvollen Einblick?«
»Eigentlich ja. Die Bezeichnung für eine Summe in der Höhe lautet: ein riesiger Haufen.«
Wir spielten weiter. Mike wirkte immer unbeweglicher, als er wirklich war, was für mich problematisch werden konnte: Er hatte eine gute Beinarbeit für einen übergewichtigen Mann, und prompt verlor ich meinen Aufschlag an ihn, nachdem ich einen Ball verpasste, den ich eigentlich hätte versenken müssen. Mike stützte seine Hände auf die Knie und sog die unangenehm feuchte Luft ein.
»Ich kann deinen Argumenten nicht folgen, Alex«,
sagte er. »Giorgio Armani ist ein Vermögen wert, aber du versuchst nicht, ein Modeimperium zu schaffen.«
»Es wird funktionieren«, beharrte ich. Ich versuchte, mit dem Kopf beim Spiel zu bleiben. »Sieh dich um, diese ganzen reichen Bastarde, die nichts weiter zu tun haben, als rumzusitzen und Milchkaffee zu trinken und sich Sorgen um den Nachhilfeunterricht ihrer Kinder zu machen. Kannst du dir das vorstellen? Ich werde bis zu den Knöcheln in Geld waten können.«
»Alex«, unterbrach Mike, »es könnte auch passieren, dass du dich bis zum Hals in der Scheiße steckend wiederfindest. Du bist ein verdammter Buchhalter. Was weißt du über Kaffeezubereitung, außer, dass man den Kessel aufsetzt und den Gold Blend herausholt?«
»Das ist völlig unwichtig«, sagte ich. Ich gestikulierte mit meinem Schläger herum. »Unwichtig. Starbucks Kaffee ist mies. Wir werden richtigen Kaffee anbieten. Wie in Italien. Wir werden ihn richtig zubereiten. Die Leute zahlen gerne mehr, wenn etwas besser und authentischer ist.«
Mike zog eine Grimasse, um seine Skepsis zu zeigen. Er deutete auf die Galerie, wo Caitlin ein Buch las.
»Du hast bereits genug Sorgen.«
Ich wusste, was er meinte. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich es Caitlin schuldig wäre. Vielleicht würde sie sich ja auch anstrengen, wenn sie sähe, dass ich es tat.
»Sie will, dass ich es tue«, sagte ich.
Mike kam etwas näher. »Junge, vielleicht ist sie im Moment nicht die richtige Person, auf deren Rat du hören solltest.«
Ich nickte. Er hatte recht. Aber er kannte nicht die ganze Geschichte. Das Café gab mir ein Ziel. Während der Umsetzung könnten Caitlin und ich an unserer Beziehung arbeiten. Und ob das Experiment mit Caitlin fehlgeschlagen war, würde ich nach neunzig Tagen entscheiden.
Ich mochte ihr Vater sein, aber ich war kein Idiot.
Caitlin balancierte auf dem Weg zum Hintergarten ein Tablett mit Salz und Pfeffer, Essig, Ketchup, diversem Geschirr, einer Kanne Ribena
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