Daddy Uncool
Lächeln erfüllte den Raum. Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Ich merkte außerdem, dass ihre Ohrhörer auf geheimnisvolle Weise verschwunden waren. Wir wurden in das Büro der Schulleiterin geführt und mit kochend heißem Tee versorgt.
»Nun«, begann sie, ihre Frage direkt an Caitlin richtend. »Wie gefiel es dir in All Saints?«
»Es gefiel mir gut«, erwiderte sie. »Ich mochte meine Lehrer, die Kurse waren interessant und … ja, es gefiel mir einfach.«
»Gut, gut«, sagte Mrs. Young. »Ich kenne die Schule wirklich gut. Ein paar der Lehrer unterrichten jetzt hier, und einige unserer Lehrer sind nach All Saints gegangen. Was gefällt dir am besten in der Schule?«
»Ich weiß es nicht genau«, antwortete Caitlin. Ich befürchtete, sie würde antworten »Schulschluss« oder »Essenszeit«. Stattdessen dachte sie nach. »Ich glaube, es ist noch zu früh, mich zu entscheiden. Ich möchte mir alle Möglichkeiten offenlassen. Aber ich mag Englisch, Französisch und Naturwissenschaften.«
»Gut, gut«, sagte Mrs. Young. Sie blätterte in einem Ordner. Ich konnte nicht glauben, wie gut das lief. Ich hielt meinen Mund geschlossen.
»Was ist mit Sport?«, fragte Mrs. Young.
Caitlin blickte zu mir herüber, als sei sie etwas unsicher.
»Sport ist ganz in Ordnung, denke ich.«
»Du bist also keine gute Korbball- oder Hockeyspielerin, vermute ich?«
»Nicht wirklich. Ich schwimme gern.«
»Gut, gut«, sagte Mrs. Young. »Wir haben kein eigenes Schwimmbecken hier, aber uns steht einmal in der Woche das öffentliche Schwimmbad für den Unterricht zur Verfügung.«
Mrs. Young nahm ihre Brille ab und sah Caitlin freundlich an.
»Das war es auch schon«, sagte sie. »Es war wirklich schön, dich kennenzulernen. Könntest du bitte kurz draußen warten? Ich möchte kurz mit deinem Vater sprechen.«
»Okay«, sagte Caitlin. Das Lächeln, das sie der Schulleiterin geschenkt hatte, war verschwunden. Sie wirkte jetzt ängstlich. Sie stand auf und ging zur Tür.
»Also«, sagte sie zu Mrs. Young, »er ist nicht wirklich mein Vater …«
Ich versuchte, den Horror, der in mir aufstieg, nicht äußerlich zu zeigen.
Sie zählte mich vor ihrer neuen Schulleiterin aus.
»Also, technisch gesehen ist er mein Vater«, fuhr sie fort. »Aber wir haben uns … gerade erst wiedergefunden. Weil meine Mutter, Sie wissen schon.«
»Ich verstehe«, sagte Mrs. Young ruhig. »Und ich weiß, dass du im Moment einiges zu verkraften hast. Wir werden alle zusammen daran arbeiten müssen.«
Ich konnte Caitlin nicht länger ansehen. Ich wartete darauf, dass sich die Tür schloss.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich mit einem verlegenen Lächeln.
»Dafür gibt es keinen Grund«, sagte Mrs. Young leicht herablassend. »Ich bin über die Umstände vom Jugendamt unterrichtet worden. Sie hat es so hart getroffen, dass man sich wundern muss, wie ein Mädchen in der Pubertät das überhaupt wegstecken kann. Und es wird eine ganze Weile dauern, bis sie sich nicht mehr traurig und wütend fühlen wird; und wer weiß, welche anderen Emotionen noch in ihr rumoren.«
»Ja, Sie haben recht«, sagte ich. Ich wünschte, ich hätte es auf so gut verständliche Art und Weise ausdrücken können.
»Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, für Sie und Ihre Frau …« Hier machte sie eine bedeutsame Pause.
»Amanda.«
»… Amanda, ja genau. Hören Sie, dies ist eine beliebte Schule, und unsere Ergebnisse führen dazu, dass Eltern ihre Kinder gerne hierher schicken. Wir haben eigentlich keinen Platz für Caitlin …«
»Oh«, sagte ich ernüchtert. »Aber aufgrund der ungewöhnlichen Umstände werde ich die Regeln etwas dehnen, um Platz für sie zu schaffen. Wie auch immer, Sie, Ihre Frau und ich müssen sehr genau aufpassen.«
»Ich weiß«, erwiderte ich. Ich versuchte, das vorherige Thema wieder aufzugreifen. »Der Trauerprozess ist ein langer, schwieriger Weg.«
»Das meinte ich nicht«, sagte Mrs. Young. Sie öffnete Caitlins Ordner erneut.
»Oh?«
»Ich spreche über die Verhaltensauffälligkeiten.«
»Verhaltensauffälligkeiten?«
Mrs. Young sah mich an, als wäre ich geisteskrank.
»Mr. Taylor, aus Ihrem Gesichtsausdruck schließe ich, dass Sie nicht wissen, dass Caitlin von einer Schule verwiesen wurde und von einer anderen zu dem Zeitpunkt, als ihre Mutter starb, gerade suspendiert worden war?«
Drei Monate. Hatte ich das nicht gesagt? Ich wollte es drei Monate probieren. Schon nach ein paar Tagen glaubte ich
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