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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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nicht richtig Englisch sprach, ein Psycho und eine, die eher fürs Büro in Frage kam. Ich öffnete den Ordner aus Hanfpapier, in dem ich die Bewerbungsunterlagen hatte. Der Ordner stammte von TicketBusters - ich hatte mir ein paar mitgenommen, als ich ging. Ich holte die Unterlagen der letzten Kandidatin
heraus. Sie hieß Melanie Fulton, und ihre Bewerbung war sehr kurz und unbestimmt. Ich wusste nicht mehr, warum ich mich überhaupt mit ihr verabredet hatte. Ich schloss den Aktendeckel und ging an die Bar, um mir noch ein Getränk zu holen.
    »Ich weiß nicht, ob wir heute Glück haben werden«, sagte ich zu Caitlin.
    Sie nahm einen Schluck von ihrem Orangensaft und las den Ausdruck der E-Mail, die Melanie mir geschickt hatte.
    »Ich habe ein gutes Gefühl bei dieser hier«, sagte sie.
    »Wirklich?«, fragte ich. »Wieso?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Caitlin mit übertriebener Ungeduld. »Es ist einfach ein Gefühl.«
    Eine Frau betrat den Pub und sah sich um, deutlich nach jemandem suchend. Es war schummrig im Pub, und ihre Augen mussten sich erst daran gewöhnen.
    Ich sah, wie sie auf uns zukam. Sie streckte die Hand aus; eine Endzwanzigerin, die mir in die Augen sah und sich schnell ein Bild von mir zu machen schien.
    »Sie müssen Alex sein«, sagte sie.
     
    Sie hieß Melanie, aber sie wollte Mel genannt werden, und sie war die Erste, die um ein Pint bat, als ich sie fragte, ob sie etwas trinken wollte. Da es erst kurz nach Mittag war, hielt ich das für kein sehr gutes Zeichen. Sie leckte sich die Lippen, nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte.
    »Das habe ich gebraucht«, sagte sie. Sie stellte das
Bier wieder auf den Tisch. Ich wusste genau, wie sie sich fühlte.
    »Wissen Sie was?«, sagte ich. »Jetzt will ich auch ein Bier.«
    Während ich an der Bar stand und beobachtete, wie Geoff das Bier zapfte, sah ich, dass Mel und Caitlin sich unterhielten. Sie lachten. Ich wunderte mich, wie einfach es Mel gelungen war, Caitlins schlechte Laune zu vertreiben. Mels Kleidung und ihre Frisur ließen darauf schließen, dass sie sich selbst als jung geblieben wahrnahm. Sie erinnerte mich an die Büromiezen in den Pendlerzügen: morgens frisch zurechtgemacht und nett gekleidet, aber ein bisschen triefäugig von Alcopops am Freitagabend. Ich konnte mir vorstellen, dass Caitlin gut mit ihr klarkommen würde.
    Als ich die beiden so plaudern sah, fragte ich mich, warum jemand wie Mel wohl den Job haben wollte, den ich anbot. Ich wollte ihr sagen, dass sie sich etwas Besseres suchen, sich nicht unter Wert anbieten sollte.
    Ich stieß mit meinem Bier gegen ihr Glas.
    »Cheers«, sagte ich.
    »Cheers«, erwiderte sie grinsend. »Das fühlt sich ein bisschen merkwürdig an, oder? Ich meine, mitten am Tag in einem Pub zu sitzen.«
    Welche Erleichterung. Gleichzeitig überlegte ich, was die anderen Bewerber wohl über mich gedacht hatten; es war ja meine Idee gewesen, mich in einem Pub zu treffen, und das auch noch mit einem Kind an meiner Seite. Aber das spielte ja gar keine Rolle mehr. Ich war jetzt der Boss. Ich konnte meine eigenen Regeln machen.

    »Ich schulde Ihnen eine Erklärung«, sagte Mel.
    »Oh«, entgegnete ich. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach.
    »Es ist eigentlich früher Abend für mich«, erklärte sie. »Ich habe gerade in diesem Callcenter in Hounslow die Schicht von zwei Uhr nachts bis zehn Uhr heute Morgen gemacht; ich komme also gerade von der Arbeit. Es ist Abendbrotzeit für mich.«
    »Oder Cocktailstunde«, sagte ich.
    »Ich mag Cocktails eigentlich gar nicht«, sagte Mel. »Ich finde, sie sehen klasse aus, aber entweder sind sie viel zu süß, oder sie schmecken wie Medizin. Eine Menge meiner Freunde mögen sie trotzdem. Sie lieben sie geradezu. Ich bin eher ein Biertrinker.«
    »Ich auch«, sagte ich. Schließlich war Bier echt köstlich.
    »Und was magst du gerne?«, fragte Mel Caitlin. »Cola, würde ich wetten.«
    »Bier«, sagte Caitlin mit einem Pokerface. Dann fing sie an zu grinsen.
    »Mein Kindermädchen gab mir gerne Stout, als ich in deinem Alter war«, sagte Mel. »Weißt du, was das ist?«
    Caitlin schüttelte den Kopf.
    »Das ist dunkles Bier, so wie Guinness.«
    Caitlin machte ein Das klingt abscheulich -Gesicht. »Sie sagte, das würde mich groß und stark machen«, fuhr Mel fort. »Sie mischte es mit Milch, schlug ein Ei hinein und gab etwas Muskatnuss dazu.«
    »Was hat sie Ihnen denn gegeben, wenn Sie ungezogen waren?«, fragte Caitlin.

    »Es hat eigentlich ganz gut

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