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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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nichts.«
    »Freut mich für Sie«, sagte ich und hob mein Glas. Sie stieß mit mir an.
    »Ich würde auch nichts ändern wollen.« Ich hatte das allgemein gemeint, aber Caitlin sah mich an, als würde ich von ihr sprechen.
    »Ich bin auch dreizehn«, sagte sie.
    »Nein!«, sagte Mel, Überraschung heuchelnd. »Ich hätte dich für älter gehalten.«
    Caitlin errötete.
    »Deshalb suche ich etwas in der Gegend hier«, sagte Mel. »Die ganze Fahrerei nach Hounslow nervt mich, und ich will Oliver auch nicht nachts allein lassen. Im Augenblick schläft er bei meiner Mutter.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. Der Name Oliver ließ mich immer an Laurel und Hardy denken.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Mel. »Sind Sie auch allein?«
    »Ja«, sagte Caitlin, bevor ich antworten konnte. »Meine Mutter ist tot.«
    Mel sah sie unsicher an. »Oh, Schatz«, sagte sie ruhig, »es tut mir leid, das zu hören.« Sie berührte Caitlins Arm. »Ich bin sicher, dass deine Mutter an einem glücklichen Ort ist und auf dich heruntersieht, dich beobachtet und stolz auf dich ist. Ich würde es sein.«
    Caitlin nickte. Es war die Art von Dingen, die Leute zu ihr sagten.
    »Man weiß nie vorher, wohin der Weg führt, oder?«,
sagte Mel zu mir, das Thema wechselnd. »Vor allem dann nicht, wenn man denkt, gerade alles geordnet zu haben.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, meinte ich. »Wer hätte je gedacht, dass Sie in einem Coffeeshop in Cobham enden würden?«
    Mel lächelte mich an.
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte sie.
    »Das ist mein Ernst«, erwiderte ich.
    »Gut«, sagte sie und hielt meinen Blick etwas länger als nötig.
    »Und?«, fragte sie Caitlin. »Bist du damit einverstanden?«
    Caitlin sah mich an und nickte.
    »Ich bin einverstanden«, antwortete sie.

16
    Ich konnte nicht einschlafen.
    Ich dachte über Caitlin und Amanda nach. Caitlin, meine Tochter, die es kaum ertragen konnte, mich um sich zu haben, und Amanda, eine Ehefrau, die genauso voller Fehler wie ihr Gatte war.
    Und ich dachte über Nick Belagio nach. Ich dachte mir verschiedene und zum Teil blutige Methoden aus, um ihm eins auszuwischen. Die meisten waren leider undurchführbar, weil sie mich ins Gefängnis gebracht hätten. Ich würde auf den geeigneten Zeitpunkt warten. Er würde schon merken, wenn ich zurückschlug.
    Als mir dies alles durch den Kopf schwirrte, entschloss ich mich, lieber über etwas nachzudenken, das ich unter Kontrolle hatte: das Café. Genauer gesagt, über den Ankauf der hochmodernen Kaffeemaschine. Sosehr auch die Miete und die Einrichtung meinen finanziellen Etat belastet hatten, der Höhepunkt war der Ankauf der Kaffeemaschine, des Wahrzeichens meines Unternehmens. Die aufwendigen Fotos in den Prospekten hatten die Maschine so hochstilisiert, dass ich sie so sehr haben wollte wie nie etwas anderes zuvor. Ich wollte die Cyncra von Syness. Ein paar Nächte im Internet hatten bestätigt, was ich sowieso schon glaubte: Die Cyncra war ein Stück Ingenieurskunst, so
gut gearbeitet und so gut designt wie ein Formel-1-Bolide.
    In ein paar Stunden würde ich eine besitzen.
    Ich stand auf, duschte und machte Frühstück für Caitlin. Ich hatte keinen Appetit, freute mich aber, dass Caitlin trotz ihres kraftlosen Aussehens ein Frühstück zu sich nahm, das für einen Holzfäller gereicht hätte.
    Wir verließen das Haus und fuhren durch den trüben Morgen.
    »Lass mich hier aussteigen«, sagte Caitlin. Wir waren noch zehn Minuten Fußweg von der Schule entfernt.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Ich will den Rest zu Fuß gehen.«
    »Soll ich dich nicht ebenda absetzen?« Es war ein düsterer Morgen; bestimmt hatte sie keine Lust, durch den Nebel zu laufen.
    »Nein«, sagte sie bestimmt. »Ich will hier aussteigen.«
    »Aber du musst durch den Nieselregen laufen und …«
    »Ich sagte, dass ich hier aussteigen will.«
    Ich fuhr an den Bordstein. Pass selbst auf dich auf, Mädel. Sie stieg aus dem Auto, ohne sich zu verabschieden. Sie hatte keinen Regenmantel und keinen Schirm. Sie würde sich erkälten, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Das Dumme war, dass es einem Teil von mir egal war.
    So, wie die Dinge standen, brauchte ich keine kluge erwachsene Frau, die mir erzählte, was schieflief; ich brauchte eine komplette Selbsthilfegruppe.

    Ich versuchte, Caitlin aus meinen Gedanken zu verscheuchen, und fuhr hinüber zum »Bean & Gone«, wie ich beschlossen hatte, das Café zu nennen. Ich öffnete die Tür - es roch noch nach frischer Farbe und

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