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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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und erwähnte die dreißig Pfund mit keinem Wort. Wir aßen zusammen Baguette mit Tomaten und sahen dabei Football Focus . Ich hatte die Regel, dass wir immer zusammen am Küchentisch essen sollten, fallen lassen. Caitlin zum Reden zu bringen, war nahezu unmöglich, deshalb ersparte ich uns die Verlegenheit. Als ich gerade das Abendessen vorbereitete, hörte ich sie nach mir rufen.
    Sie rief meinen Namen. Ich hätte sie gerne »Dad« sagen hören. Was ich tatsächlich hörte, war: »He, Alex!«
    »Wenn du mit mir sprechen willst, musst du herunterkommen«, rief ich zurück.
    »Du musst sofort heraufkommen.«
    Ich ging zur Treppe.
    »Das sollte besser etwas Wichtiges sein«, sagte ich.
    »Komm einfach nach oben.«
    Ich ging die Stufen hinauf und in ihr Zimmer. Sie kniete vor dem Käfig.
    »Es geht um Percy«, sagte sie.
    »Was ist denn los?«
    Ich beugte mich über sie und sah den Nager in genau der Position in seinem Nest liegen wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte.
    »Er bewegt sich nicht«, sagte Caitlin.
    »Er schläft nur«, sagte ich. Er war wahrscheinlich total erschöpft von den Aktivitäten der vergangenen Nacht.

    Caitlin stupste das Tier an. Nicht gerade sanft.
    »Sieh doch«, sagte sie.
    »Äh, ja«, sagte ich. Das sah nicht gerade gut aus. Ich beugte mich noch weiter hinunter und berührte Percy. Das Tier reagierte überhaupt nicht auf die Berührung, und es fühlte sich starr an.
    Mist.
    »Was denkst du?«, fragte Caitlin.
    Wie sollte ich nun damit wieder umgehen?
    »Er ist tot, nicht wahr?«, fragte Caitlin.
    »Hör mal, ähm, wir sollten gucken, ob …«
    »Du kannst es mir sagen, wenn er tot ist«, erwiderte sie unverblümt.
    Die Wahrheit war, dass ich es nicht genau wusste. Ich fühlte mich unsicher. Väter sollten über solche Dinge Bescheid wissen. Zu den Bereichen, in denen wir uns auskennen müssen, gehören: das Wechseln platt gefahrener Reifen, das Rausbringen des Mülls und der Umgang mit toten Haustieren. Das Tier hatte sich nicht ein bisschen bewegt. Es war keine Frage, es war …
    Ich drehte mich zu Caitlin um. Sie stand jetzt und hatte die Hände gefaltet. Ihr Gesicht war ausdruckslos, ihre Augen blickten erwartungsvoll.
    »Ja, er ist tot«, sagte ich. »Es tut mir leid.«
    »Was denkst du, was passiert ist?«, wollte sie wissen. Sie brauchte eine Erklärung. Ich hatte eine: Ich hatte eine giftige Substanz in den Käfig gesprüht, mit der sich Percys kleine Lungen gefüllt hatten.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Es fiel mir keine Antwort ein, die sie hören wollte.

    Ich hatte tatsächlich den armen Percy umgebracht.
    »Vielleicht war er voll im Stress«, sagte Caitlin. »Die ganze Zeit in der Tierhandlung.«
    Tatsächlich war ich ein Hamstermörder.
    Ich setzte mich auf ihr Bett. Wir mussten darüber sprechen.
    Der Tod verfolgte uns.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich, obwohl ich es selbst wusste. Ich hatte Tierhandlungen noch nie gemocht. Sie erinnerten mich an Disneyland: oberflächlich fröhliche, unbeschwerte Orte, wo Träume wahr werden, jedoch mit einer finsteren, falschen Unterströmung.
    »Diese Tiere werden ihren Müttern viel zu früh weggenommen«, sagte Caitlin. Ich bewunderte ihre Leidenschaft und die Ausdrucksfähigkeit ihrer Hände. »Sie sind einfach noch nicht ausgewachsen«, ergänzte sie. »Und ganz egal, wie viel Liebe wir ihnen auch geben, es ändert nichts. Sie sind einfach total verängstigt, durch alles und jeden.« Das musste sie aus einem Film haben.
    »Ich denke, sie haben einfach kleinere Herzen.«
    »Das liegt daran, weil sie insgesamt sehr klein sind«, sagte Caitlin. »Es sind einfach kleine Wesen. Ein kleines Wesen kann kein großes Herz haben.«
    Seltsamerweise reagierte sie nicht sehr emotional auf Percys verfrühten Tod. Sie war sehr viel philosophischer, als ich vermutet hatte.
    »Meine Mutter hat mir erzählt, dass Tierhändler sich gar nicht richtig um die Tiere kümmern«, sagte sie. Sie ließ sich auf einen Sitzsack plumpsen.
    Die Beschwörung Cathys machte mich nervös. Es
war einfach, einer toten Frau zu widersprechen, aber nicht ihrer sie abgöttisch liebenden Tochter gegenüber. Es war noch nicht so lange her, dass Cathy von uns gegangen war, aber mir kam es schon so vor, als habe sie nie körperlich existiert, als sei sie immer nur dieses Wesen gewesen, das so unterschiedliche Dinge zu uns beiden gesagt hatte. Es war merkwürdig, dass wir sie beide so genau kannten, aber nie gemeinsam mit ihr zusammen waren.
    »Ja«, sagte ich.

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