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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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»Damit hat sie natürlich recht. Tierhandlungen sind da, um Geld zu verdienen, nicht um sich um die Tiere zu kümmern. Sich um die Tiere zu kümmern, ist Aufgabe der Besitzer.«
    »Aber es ist schwierig, sich um ein krankes Tier zu kümmern.«
    »Ja, das ist es«, stimmte ich zu. An dieser Stelle wollte ich das Gespräch beenden. Der Tierhändler war ein schlechter Mensch, der sich über das verfrühte Ableben des armen Percy schämen sollte. Caitlin hing in dem Sitzsack, die Hände zwischen ihren Knien gefaltet. Ihre Füße wirkten unmöglich groß für jemanden ihres Alters.
    Ich fragte mich, ob ich die Geschichte mit dem WD40 gestehen sollte. Es wäre eigentlich das Richtige gewesen, aber es würde nur einen weiteren Riss zwischen uns verursachen. Ich ging in mein Zimmer und holte einen Schuhkarton aus meinem Kleiderschrank. Dann ging ich ins Badezimmer und holte ein großes Paket Watte, das ich für Caitlin gekauft hatte - jedes weibliche Wesen, das ich kannte, hatte einen ständigen Bedarf an Watte.

    Ich ging zurück in Caitlins Zimmer.
    »Ich denke, wir sollten Percy beerdigen«, sagte ich.
    Caitlin nickte. Sie öffnete den Käfig und holte den Hamster heraus. Sein steifer Körper passte genau in ihre Handfläche. Sie tat ihn in den Schuhkarton und ging vor mir her die Treppe hinunter und nach draußen in den Garten. Es war ein heiterer, sonniger Tag: ein seltener Moment im englischen Wetteralltag. Ich holte einen Spaten aus dem Gartenhäuschen.
    »Wo wäre der richtige Platz?«, fragte ich.
    »Dort«, sagte sie und zeigte auf einen Punkt etwa drei Meter von uns entfernt.
    »Was, auf dem Rasen?«, fragte ich.
    Caitlin ging weiter und blieb mitten auf der Rasenfläche stehen.
    »Genau hier«, verkündete sie.
    »Caitlin«, sagte ich. Ich versuchte, nicht zu entsetzt zu klingen. »Das ist mitten auf der Rasenfläche.«
    Sie tat meinen Hinweis mit einem Achselzucken ab.
    »Es ist mitten auf dem Rasen, meine Liebe«, wiederholte ich.
    Sie zeigte keinerlei Regung. Sie stand nur einfach da und bewegte sich nicht. Ich seufzte, ging zu ihr und stieß den Spaten in das Gras, durch die faserigen Wurzeln bis in das Erdreich darunter. Ich hob ein dreißig Zentimeter tiefes akkurates Rechteck aus. Caitlin legte den Karton in das Loch. Sie stand auf und faltete ihre Hände zum Gebet. Ich zögerte kurz und machte es ihr dann nach. Das würde den Nachbarn etwas Gesprächsstoff geben. Nach kurzer Zeit unterbrach ich die Stille.

    »Möchtest du etwas sagen?«, fragte ich Caitlin.
    »Ssssssssshhhhh!«, zischte sie. »Ich denke nach.«
    »Entschuldigung«, sagte ich. Ich schloss die Augen und faltete die Hände wieder. Ich konnte mir vorstellen, dass sich alle Gardinen in der Gegend bewegten.
    »Lieber Gott«, sagte Caitlin. »Ich bin mir nicht sicher, dass du zuhörst und alles weißt, was in letzter Zeit passiert ist. Aber wenn du zuhörst, möchte ich mich dafür bedanken, dass wir Percy ein bisschen kennenlernen durften. Er war nicht sehr lange bei uns. Aber er war ein nettes Haustier. Kannst du bitte nach ihm sehen und auf ihn aufpassen, falls er in den Himmel kommt? Halte ihn bitte von Katzen fern, weil die ihn auffressen könnten. Vielen Dank, Caitlin.«
    »Das war sehr schön«, sagte ich. Ich öffnete vorsichtig das eine Auge.
    Caitlin blieb in ihrer Gebetshaltung stehen, die Augen geschlossen.
    »Jetzt musst du etwas sagen«, forderte sie.
    »Ja«, sagte ich. »Äh, himmlischer Vater, wir danken dir für Percy. Wir hatten eine schöne Zeit mit ihm. Wir sind traurig, dass er uns so früh wieder verlassen hat …«
    Ich beobachtete Caitlin, deren Augen geschlossen waren. Ich hatte versucht, es einprägsam und bedeutungsvoll klingen zu lassen, um ihr den Verlust leichter zu machen. Aber immer wieder ging mir ein Gedanke durch den Kopf.
    Ich hatte meine Tochter angelogen. Ich war ein Hamstermörder.

    »Hallo, Mr. Taylor?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Joan Widdicombe, Surrey Sozialamt, Jugendabteilung. Geht es Ihnen gut?«
    »Ja, vielen Dank.«
    Ich spürte sofort ein Schuldgefühl, wie ich es auch gegenüber Polizisten immer hatte, wenn ich mit einem von ihnen sprechen musste. Dann fiel mir ein, dass mir die Dame vom Jugendamt ja schon angekündigt hatte, dass sie regelmäßige Besuche machen wollte, um »den Übergangsprozess zu beobachten«.
    »Gut. Wir müssen einen Termin ausmachen, wann wir Caitlin, Sie und Amanda besuchen können.«
    »Ja, ja«, sagte ich. Meine Handflächen schwitzten.
    »Wäre neun Uhr morgens am

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