Daddy Uncool
nächsten Dienstag für Sie in Ordnung?«
»Ja, ja, ja … das passt sehr gut. Ich freue mich darauf.« Ich sagte dies alles sehr munter, als habe ich nichts zu verbergen.
»Ah, das ist ausgezeichnet«, sagte die Sozialarbeiterin. »Dann sehen wir uns also um neun.«
Ich hatte bisher vermieden, darüber nachzudenken, aber als ich mit ihr telefonierte, wusste ich, dass es kein Entkommen gab. Wie sollte ich ihr erklären, dass Caitlin Teil einer Familie war? Amandas Abwesenheit würde mit Sicherheit Fragen aufwerfen; es war schließlich ein Teil der Vereinbarung mit der Behörde, dass Amanda und ich in einer stabilen Beziehung lebten. Ich legte den Hörer auf und fühlte mich grauenvoll.
Dann beruhigte ich mich etwas. Es waren noch
sechs Wochen bis zum Ende der mir selbst auferlegten Entscheidungsfrist. Das Mädchen schien unserer Beziehung ziemlich gleichgültig gegenüberzustehen. Vielleicht wäre meine Trennung von Amanda der perfekte Grund, mich aus dieser komplizierten, bedrückenden Situation zurückzuziehen.
Aber sosehr mir die Vorstellung auch gefiel, ich fühlte mich durch mein Gewissen verpflichtet, es wenigstens weiter zu versuchen. Wenigstens die nächsten sechs Wochen.
Deshalb lungerte ich zwei Tage später in der Nähe des Hauses herum, das für mich inzwischen das von Amanda war. Sie verließ es zur üblichen Zeit, 8.45 Uhr, mit der üblichen Kakofonie von Schlüsselbund, Tasche, hohen Absätzen, Kleidung und Schmuck. Irgendwie machte alles an ihr Geräusche. Sie fuhr von der Auffahrt herunter und dann die Straße entlang.
Als sie um die nächste Ecke verschwunden war, ging ich zum Haus - zu meinem Haus - und versuchte, nicht zu verdächtig zu wirken. Ich hatte eine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen und die Hände in der Bomberjacke vergraben und murmelte die ganze Zeit mein Mantra: Sie hat nicht das Schloss ausgewechselt, sie hat nicht das Schloss ausgewechselt, sie hat nicht das Schloss ausgewechselt …
Meine Mission? Ein paar der Familienfotos zu leihen, Kopien davon zu machen und diese in meinem neuen Heim herumliegen zu lassen. Wenn Joan Widdicombe vom Jugendamt kam, musste es so aussehen, als würde auch Amanda bei uns wohnen. Ich musste noch eine Erklärung für ihre Abwesenheit finden. (Sie ist oben
und hat fürchterlichen Durchfall? Sie hat letzte Nacht die Nachricht erhalten, dass sie sich um größere Projekte in Cornwall kümmern müsse? Sie war krank von der vielen Hausarbeit?)
Ich spielte ein bisschen an dem Schloss herum, und dann - halleluja, dem Herrn sei Dank! - war ich im Haus. Ich ging ins Wohnzimmer, in dem ein Hauch von Amandas Parfüm und Zigarettenrauch hingen, und war überrascht zu sehen, dass sie alle Fotos von uns (betrunken auf Mallorca, betrunken in L.A., betrunken in München) genau dort gelassen hatte, wo sie sich befanden, als ich das Haus verließ.
Was das wohl zu bedeuten hatte. Die Situation nicht wahrhaben wollen? Faulheit? Hoffnung, dass wir wieder zusammenkommen? Ich verbannte diese Gedanken aus meinem Kopf. Ich fühlte mich, als würde ich ein schwarz-weiß geringeltes T-Shirt tragen, eine schwarze Maske über den Augen haben und einen schwarzen Sack mit der Aufschrift »Diebesbeute« mit mir herumschleppen. Ich musste das Ganze schnell hinter mich bringen, obwohl ich nicht einmal wusste, ob ich juristisch gesehen überhaupt eine Straftat beging.
Ich brauchte nicht lange, um die Fotos auszuwählen, mit denen ich zum Copyshop fuhr. Auf dem Rückweg entspannte ich mich etwas. Es war noch vor elf Uhr; Amanda würde auf keinen Fall vor der Mittagspause zurückkommen. Wie auch immer, sie würde entweder ein Sandwich an ihrem Schreibtisch essen oder irgendwo zum Lunch hingehen. Mit den Kopien der Fotos auf dem Beifahrersitz fuhr ich durch die Straßen
des Vororts. Die Hauptverkehrszeit war vorüber. Ich legte mir Antworten für die hartherzige Wichtigtuerin vom Jugendamt zurecht. Sie würde kommen und beurteilen, ob ich als Vater geeignet war. Ich, der ich ein Kind, das ich nie zuvor gesehen hatte, bei mir aufgenommen hatte.
Ich sollte deswegen nicht befragt werden. Ich sollte einen Orden dafür bekommen.
Ein Song von Big Daddy Kane kam mir in den Sinn:
Wisdom I speak makes your head nod,
Showin’ I got the power, and that’s from bein’ born the God,
But many doubt my Knowledge of Self,
But they’re just illiterate, so I don’t consider it,
Feedin’ off poison that’s pollutin’ their mind,
And that’s the reason I don’t swine,
I
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