Daddy Uncool
viel Aufhebens um sie machte, ihr Haar ordnete und ihr einen Saft brachte, bevor sie mich bemerkte. Falls Caitlin nervös war, mich zu sehen, nachdem ich die Natur ihres speziellen Projekts herausgefunden hatte, so zeigte sie es nicht. Oder vielleicht tat sie es doch.
»Es sieht gut aus«, sagte sie, was mich ziemlich überraschte.
»Danke«, sagte ich. Ich verkniff mir zu sagen: Wir müssen uns unterhalten. Das konnte noch warten. »Es ist nicht gerade schäbig, oder?«
Caitlin sah ein wenig erschöpft aus, nach ihrem Tag in der Schule, oder wo immer sie sonst gewesen war. Ich wollte nicht so genau darüber nachdenken.
»Wir dachten, dass …«, fuhr ich fort, aber Caitlin unterbrach mich, indem sie ihre Hand hob. Sie streckte
ihre Nase in die Höhe, als ob sie nach etwas schnüffelte, und drehte ihren Kopf in alle Richtungen.
»Du brauchst Musik«, sagte sie schließlich.
Es war mir noch nicht aufgefallen, aber sie hatte recht.
»Es ist zu still«, fuhr Caitlin fort. »Leute, die hereinkommen und einen Kaffee haben wollen, fühlen sich …«
»Befangen?«
»Ja.«
Es entstand eine kurze Pause.
»Also, ich glaube, wir brauchen jetzt die White Stripes.«
»Wie wäre es mit Norah Jones?«
Caitlin zog eine Schnute.
»Langweilig«, sagte sie.
Sie nahm ihre Schultasche ab. Ich drehte mich um, um auf die Straße zu sehen. In dem Moment bemerkte ich Amanda, die zur Tür hereinkam. Sie wirkte irgendwie nervös, sah sich im Café um, bis sie mich entdeckte.
»Hallo«, sagte ich.
Ich konnte Caitlins Blick spüren. Sie hatte die ganzen Fotos gesehen, die ich im Haus zur Befriedigung von Joan Widdicombe verteilt hatte. Sie wusste genau, wer Amanda war, und konnte die Spannung zwischen uns spüren.
»Ich dachte, ich komme durch die Vordertür, statt mich hinter den Vorhängen zu verstecken«, sagte sie. Ich glaube, sie meinte es als Scherz, aber es klang irgendwie anders, als wäre sie ärgerlich.
Ich lächelte, aber mein Lächeln war dünn und humorlos.
»So, das ist es also?«, fragte sie.
»Ja«, sagte ich unbehaglich. Caitlin beobachtete uns unbewegt. Ich wollte sie gerne aus dem Weg haben. »Der erste Tag heute.«
»Und, wie war er?«
»Oh, gut«, sagte ich. »Wir finden uns langsam zurecht.«
Amanda blickte Caitlin an, die zurückstarrte. Ich hatte keine Wahl: Ich musste sie einander vorstellen. Aber wie stellt man seine Tochter seiner Noch-Ehefrau vor, wenn man der Noch-Ehefrau gar nicht verraten will, dass man eine Tochter hat? Gab es Verhaltensregeln für solche Fälle?
»Amanda, das ist Caitlin, Caitlin, das ist Amanda.«
Caitlin winkte Amanda mit den Fingern wackelnd zu. Amanda lächelte sie an, war aber deutlich verwirrt.
»Und du bist …« Amanda sah in den hinteren Teil des Ladens, wo Mel die Kaffeemaschine bediente. Mel sah herüber und fing meinen Blick auf. Sie versuchte zu verstehen, mit wem ich mich gerade unterhielt.
»Sie ist Mels Tochter«, sagte ich und gestikulierte dabei in Mels Richtung, während ich betete, dass Caitlin meiner spontanen Erklärung nicht widersprechen würde. Ich wartete nervös, während Amanda Caitlin weiter begutachtete.
Vielleicht weil es ihr die Chance bot, ihre Position wegen des Vorfalls am Morgen zu stärken, zuckte Caitlin nicht mit der Wimper. Es musste einen Grund geben, weshalb ihr sonderbarer neuer Vater sie seiner
Frau so vorgestellt hatte, und sie stellte es nicht in Frage.
»Es ist ihr erster Tag«, sagte Caitlin. Sie nickte zu Mel hinüber. »Macht sie sich gut?«
»Sie war großartig«, sagte ich.
Danke, Caitlin, danke, Caitlin. Aber du darfst nicht rauchen oder dich begrapschen lassen.
»Und Mel ist …«, fragte Amanda. An diesem Punkt wurde klar, dass ihr Besuch eine Erkundungsmission war.
»Sie ist meine Kundenservicemanagerin«, entgegnete ich.
»Oh«, sagte Amanda. »Ist das ein vornehmer Titel für Verkäuferin?«
Ich runzelte die Stirn. »Wenn du vorhast …«
»Tut mir leid«, unterbrach mich Amanda. »Ich meinte das nicht so … ich wollte nur einen Scherz machen.« Sie seufzte. »Vielleicht ist es besser, wenn ich wieder gehe.«
Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter. Ein Teil von mir wünschte sich inständig, sie möge gehen - das war eben sehr knapp gewesen. Aber da war ein anderer Teil, der sich wünschte, sie möge bleiben. Sie zu sehen, hatte mich darüber nachdenken lassen, ob es vielleicht für uns möglich wäre …
Aber, nein. Noch nicht.
So schwierig die Situation mit Caitlin auch sein mochte, ich
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