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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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den Laden, sah sich schnell um und ging wieder. Ich bemerkte, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich atmete aus.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Mel, die es bemerkt hatte. »Sie werden schon früh genug kommen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Es ist nur der erste Tag.«
    »Und erinnere dich daran, dass du in Ruhe eröffnen wolltest.«
    »Sieht so aus, als ob ich bekäme, was ich mir gewünscht habe, nicht wahr?«, scherzte ich.
    »Freu dich auch über kleine Dinge«, sagte Mel. »Wenn jetzt eine Ladung Mütter durch die Tür gerauscht käme und nach Cappuccini und Croissants verlangen würde, wüsstest du gar nicht, wie dir geschieht. Wie auch immer, ich glaube, du hast zu wenig fettarme Milch bestellt.«
    »Wirklich?«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich denke, wir haben zu viel normale Milch und nicht genug fettarme und zu wenig Sojamilch. Du kennst die Leute in der Gegend hier; sie achten alle auf ihre Gesundheit.«

    »Gut, du solltest lieber darauf hoffen, dass die fettarme Milch nicht ausgeht«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Weil du diejenige sein wirst, die zum Supermarkt geht und welche nachkauft, wenn wir keine mehr haben.«
    »Wenn das so ist«, sagte Mel, »werde ich wohl lieber auf die extra fette Schlagsahne-Option setzen.«
     
    Binnen einer halben Stunde kam ein Dutzend Kunden, hauptsächlich Mütter, die ihre Kinder zur Schule gefahren hatten und jetzt in der Stadt blieben, um ein bisschen zu shoppen. Mel und ich lächelten und machten Small Talk und versuchten, nett zu allen zu sein. Einige wünschten uns Glück. Eine von ihnen sagte, dass sie wiederkommen würde.
    Bis zum frühen Nachmittag hatten Mel und ich unseren Rhythmus gefunden. Ich nahm die Bestellungen auf und bediente die Kasse, und sie machte die verschiedenen Kaffeegetränke. Zum Glück hatte sie ziemlich schnell den Dreh mit dem »Biest« heraus.
    »Du musst mir beibringen, wie man richtig damit umgeht«, sagte ich in einem ruhigen Augenblick zu ihr.
    »Was?«, sagte sie. »Und mich selbst in eine Position bringen, in der ich überflüssig werde? Du machst wohl Witze.«
    Dann zwinkerte sie mir zu, und ich fühlte, wie etwas in mir schmolz. Ich ertappte mich dabei, sie etwas zu lange anzustarren, bevor ich mir einen Lappen schnappte, um die Krümel von den Tischen zu wischen.
Als ich aufblickte, konnte ich sehen, dass sie in den hinteren Bereich des Ladens ging. Sie musste gefühlt haben, dass ich sie beobachtete, denn sie drehte sich um.
    »Ich gehe nur kurz aufs Klo«, sagte sie. »Hab so lange ein Auge auf alles, okay?«
    Die Tür öffnete sich, und ein Kunde kam herein. Er hatte lange wallende Haare. Er sah aus, als sei er erst vor Kurzem aufgestanden. Der Nietengürtel, der durch die Jeans gezogen war, wirkte bei einem Mann Ende vierzig vollkommen deplatziert.
    »Hallo«, sagte ich fröhlich, »was kann ich für Sie tun?«
    Er lächelte nicht, sondern sah mich nur von oben bis unten misstrauisch an.
    »Ich suche Mel«, sagte er kühl.
    »Und wer sind Sie?«, fragte ich.
    »Ich bin Kenny«, sagte er. »Ich bin ihr Freund.«
    Das war Mels Freund? Ich konnte es nicht fassen. Kenny und Mel passten einfach überhaupt nicht zueinander - er hätte ihr viel älterer Bruder oder genauso gut ihr Vater sein können, vom schlechten Zustand seiner Kleidung und seiner Frisur ganz abgesehen. Er war überhaupt nicht der romantische Typ. Ich meine, diese beiden …
    Ich konnte es einfach nicht verstehen.
    Und Mel hatte mir gegenüber auch keinen Freund erwähnt. Nicht, dass sie das hätte tun müssen; es war bloß etwas eigenartig, dass ich es auf diese Art herausfand.
    »Sie ist hinten«, sagte ich zu ihm. »Ich bin Alex.«
    Kenny nickte. »Ich weiß«, sagte er.

    Er war nicht gekommen, um zu plaudern oder mir zur Eröffnung zu gratulieren. Stattdessen ging er zu einem Tisch am Fenster, setzte sich und wartete auf Mel.
    Sie kam aus dem Waschraum zurück und lächelte mich an. Ich nickte in Kennys Richtung.
    »Du hast Besuch bekommen«, sagte ich.
    Ein eigenartiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, den ich nicht einordnen konnte, bevor sie zu Kenny hinüberging und sich leise mit ihm unterhielt. Sie kam zurück und fragte: »Ist es in Ordnung, wenn ich ihm einen Kaffee mache?«
    »Natürlich«, sagte ich. Ich wollte großmütig wirken, als ob es mir egal sei, ob sie einen Freund hatte oder nicht, aber ich verspürte ein sonderbares Gefühl: Groll.
    Augenblicke später öffnete sich die Tür, und Caitlin kam herein. Sie winkte Mel zu, die

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