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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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besser anfangen, einen neuen Job zu suchen«, rief Kenny. »Weil dieser Laden ganz und gar am Ende ist.«
    Was für ein blöder Wichser. Obwohl er nicht ganz unrecht hatte.
    Kenny verließ den Laden, ging empört die Straße hinauf und wurde vom Regen durchnässt. Ungefähr zwanzig Meter vom Bean & Gone entfernt hielt er kurz an und zog seine Jeans so hoch, dass sie fest auf
der Hüfte saß. Rock and Roll wird niemals sterben, dachte ich bei mir, aber er wird entschieden schäbiger.
    Ich wandte mich vom Fenster ab und sah Caitlin, die mich anstarrte. Sie war tropfnass - es gibt irgendein Phänomen, das es Jugendlichen körperlich unmöglich machte, einen Regenschirm oder wenigstens eine Regenjacke zu tragen. Unter ihren herunterhängenden tropfenden Haaren sah ich in Caitlins Augen … Beunruhigung. Ich blieb augenblicklich stehen, und mir wurde klar, dass sie gerade die Auseinandersetzung zwischen Kenny und mir mitbekommen hatte. Sie hatte gesehen, wie ich verloren hatte. Wir hatten auch schon jede Menge Auseinandersetzungen gehabt, aber dies war das erste Mal, dass sie mich bei einer Konfrontation mit einem Erwachsenen beobachtete. Mehr als das, sie konnte den Zweifel und die Furcht bei der Art, wie ich mit Kenny umging, nicht übersehen haben. Sie wusste, dass mir die Dinge langsam über den Kopf wuchsen.
    »Caitlin«, sagte ich. »Hallo, Süße. Du bist vollkommen aufgeweicht …«
    Plötzlich hörte ich Umbrella . Caitlin holte ihr Handy aus der Tasche, klappte es auf und las eine Nachricht.
    »Hör mal«, sagte sie. »Ich muss wieder los - ich bin in einer Stunde wieder zurück, okay?«
    Ich nickte, weil ich nichts anderes tun konnte. Ich fragte mich, welches Drama sich in ihrem Kopf abspielte.
    »Gut, bis später dann«, sagte ich. »Oh, und willst du nicht meinen Regenschirm …«

    Keine Chance. Sie war schon wieder weg. Ich betrachtete das leere Café.
    »Halt die Ohren steif, mein Sohn«, sagte ich zu mir selbst. Auf jeden Fall würde ich keine kostenlosen Getränke mehr ausschenken. Das Leben sah schon etwas besser aus. Mel kam aus dem Hinterzimmer.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Ich wusste, dass sie von Kenny und nicht von Caitlin sprach.
    »Tut mir leid, Mel«, sagte ich. »Ich glaube, ich habe gerade Kenny rausgeschmissen.«
    »Das Kreuzworträtsel?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Ich habe ihn mehrmals gewarnt«, sagte sie mit einem Seufzen.
    »Ich weiß, dass du das getan hast.«
    Mel ging zum Fenster und schaute in den Platzregen hinaus. Von ihrem Atem beschlug die Scheibe.
    »Na ja«, sagte sie.
    »Tut mir leid, Mel.«
    Wofür entschuldigte ich mich eigentlich? Sie sagte nichts.
    »Ich sagte, dass es mir leidtut«, wiederholte ich.
    »Ich habe es gehört«, sagte sie.
    Ich fragte mich, ob sie sich über mich ärgerte oder mit den Gedanken schon bei der Auseinandersetzung mit Kenny war, die zu Hause auf sie zukommen würde.
    Ein mittelaltes Pärchen kam herein, sich dafür entschuldigend, dass sie alles volltropften. Sie sahen sich gute fünf Minuten lang die Kaffeekarte an und bestellten dann zwei Tassen English Breakfast Tee. Ich tat die
vier Pfund in die Kasse - kling, kling, kling, kling - und hörte zu, wie die beiden sich über das Wetter aufregten.
    Sei konstruktiv, sagte ich zu mir selbst. Insgeheim stellte ich mir jedoch die Frage, ob ich mich an eine dieser TV-Sendungen wenden sollte, die einen renommierten Geschäftsmann schicken, der sich deinen kleinen Laden ansieht und dir genau sagt, was du falsch machst und wie du es besser machen kannst. Ich hatte die Vision von einem TV-Spot, in dem ein heruntergekommener Cockney und ein feiner Pinkel im Bean & Gone standen und gleichzeitig sagten: »Es gibt keine Möglichkeit, das Ende abzuwenden.«
    Ich sah hinüber und blickte auf Mels Hände. Die Nägel waren total abgeknabbert. Ich lächelte sie an, aber sie sah weg. Ich fragte mich, wohin Caitlin wollte und wohin Kenny gegangen war.
    »Du musst dir keine Sorgen machen, hörst du«, sagte ich zu ihr. »Es läuft ganz gut.«
    »Wirklich?« Ihr Tonfall war trocken, wenn nicht sogar misstrauisch.
    »Ja, wirklich.«
    »Ich habe vor ein paar Wochen in einem Magazin gelesen, dass fast alle neuen Geschäfte scheitern«, sagte sie. Sie richtete sich auf, glättete ihr Haar und band ihren Pferdeschwanz neu.
    »Das ist wahr«, sagte ich. »Ich weiß nicht den genauen Prozentsatz, aber er ist tatsächlich ziemlich hoch …«
    Gute Arbeit, Alex. Wunderbar. Bestätige ihre

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