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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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Da stand kein einziges Wort. Für mich bedeutete das noch mehr Raum für Vermutungen und weiteres Rätselraten. Ich konnte mir höchstens etwas vorstellen. Ich blätterte durch die Seiten. Zwei Wochen.
Drei. Vier. Und dann, über einen Monat nach Cathys Tod, war da wieder Tinte. Bemerkenswert war auch, dass es eine ganz andere Farbe war als die früher benutzten Farbtöne Rot, Lila und Aquamarin: Marineblau. Caitlin hatte wieder begonnen, in ihr Tagebuch zu schreiben, als wir in das Haus gezogen waren. Ich wollte das Buch jetzt wieder weglegen, es loswerden. Mehr, als dass es nichts enthüllen würde, fürchtete ich, dass der zurückgekehrte Tintenfluss mir Dinge erzählen könnte, die ich nicht wissen sollte und - noch wichtiger - auch nicht wissen wollte. Wie Caitlin zu ihren Freunden immer sagte: ZVI - zu viel Information.
    Ich schloss das Tagebuch und legte es auf ihren Schreibtisch zurück. Ich wollte den Raum schon verlassen, entschlossen, die bedauerliche Episode zu beenden, als ich zögerte. War ich nicht dumm, wenn ich diese Chance nicht wahrnahm? Meine Zeit mit Caitlin war bisher so gewesen, als würde man durch eine öde Wildnis stolpern; hatte ich jetzt einen Wegweiser gefunden? Wenn ich diese Chance jetzt nicht wahrnehmen würde, würde ich auch die Gelegenheit verstreichen lassen, den steinigen Kurs unserer Beziehung zu ändern. Schließlich war es ja die Aufgabe der Eltern, alles zu tun, was für das Wohlergehen des Kindes gut war. Sicher war es wichtiger, alles dafür zu tun, unsere verkorkste Beziehung zu verbessern, als mich davor zu schützen, etwas Schmerzliches in ihrem Tagebuch zu entdecken. Oder als meine Furcht davor, ihr Vertrauen zu brechen und in privaten Aufzeichnungen zu schnüffeln.

    Ich nahm es wieder in die Hand und begann, mir die Seiten anzusehen.
    Ich war Mr. Coffee.
    Nicht Dad. Nicht einmal der Alte oder ein anderes jugendliches Synonym für Vater. Mr. Coffee. Das war das Erste, was ich entdeckte, als ich die Seiten überflog. Es war mir nicht sofort klar, was das zu bedeuten hatte, aber jemanden Mr. Coffee zu nennen, schien mir nicht die richtige Art, familiäre Liebe zu zeigen (es sei denn, man wäre Mrs. Coffee). Und es gab noch mehr. Das meiste war der übliche Teeniekram wie »er ist wirklich peinlich« oder »ich kann nicht glauben, dass er das in Gegenwart meines Freundes gesagt hat«, aber einige der Worte waren doch etwas boshafter. Ich fand mich beschrieben als einen totalen Trottel und an einer anderen Stelle als Gimpel. Ich vermutete, dass dies normal war, dass es der gesunde Ärger einer Heranwachsenden war, versetzt mit Trauer. An wem sonst sollte sie Rache üben? Aber, verdammt noch mal, es war nicht einfach für mich, diese Worte in Caitlins sorgfältiger Schreibschrift zu lesen. Es schmerzte mehr, als wenn sie Trottel oder Gimpel zu mir sagen würde, weil Teenager dazu neigen, alle möglichen Sachen zu sagen, wenn sie aufgebracht sind. Ihnen fallen die Worte dann einfach aus dem Mund. Sie aufzuschreiben, war eine ganz andere Sache. Das geschriebene Wort war viel kraftvoller, wohlüberlegter, verletzender.
    Ich hörte auf zu lesen. Ich hätte nie damit anfangen sollen. Ich war noch nie ein Tagebuch- oder E-Mail-Schnüffler gewesen, und nun wusste ich auch, warum.
Es gab Dinge, von denen man am besten nichts wusste. Man sagt, dass Wissen Macht ist, aber Wissen kann auch Qual bedeuten - Amandas Betrug, Caitlins Unzufriedenheit, meine Unfähigkeit, elterliche Verantwortung zu übernehmen. Wissen kann ein richtiges Miststück sein.
    Als ich aufstand, um das Buch auf Caitlins Schreibtisch zurückzulegen, fiel es auf den Boden. Ich hob es auf und bemerkte zum ersten Mal, dass sich eine Tasche innen am hinteren Buchdeckel befand. Etwas, was Caitlin dort hineingesteckt hatte, war herausgefallen, offensichtlich ein Brief. Obwohl mein Appetit auf Heimlichkeiten verschwunden war, konnte ich nicht verhindern, auf dem Umschlag den Stempel von Cathys Anwälten, Singh & Lewis, zu erkennen. Ich nahm ihn ganz heraus und untersuchte ihn genauer. Obwohl ich wusste, dass ich riskierte, noch tiefer in das Loch zu fallen, aus dem ich gerade herauszukommen versuchte, öffnete ich den unverschlossenen Umschlag. Das Papier wirkte abgenutzt und war sichtlich etliche Male auseinander- und wieder zusammengefaltet worden. Daraus konnte man schließen, dass der Brief wieder und immer wieder gelesen worden war.
    Ich erkannte die Handschrift sofort: Es war Cathys.
    »Meine geliebte Caitlin«,

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