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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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es mir schwer machte, nicht an sie zu denken.
    Kenny raschelte mit einer Zeitung. Ich sah hinüber und entdeckte einen Stift in seiner Hand. Ich bemerkte, dass Mel zu mir herübersah.
    »Ken, Schatz«, sagte sie, »bitte schreibe nichts in die Zeitungen, okay?«
    Kenny sah zu Mel hinüber und dann zu mir. Er schüttelte langsam den Kopf und hob beide Hände in die Höhe, als würde er sich ergeben.
    »Erwischt«, sagte Kenny. »Schuldig im Sinn der Anklage.«
    »Danke, Liebling«, sagte Mel, bevor sie nach hinten in die Küche ging. Ich fragte mich, was sie dort wollte: Es gab nicht viel, worum sie sich kümmern musste. Vielleicht konnte sie die Stille einfach nicht mehr ertragen.
Vielleicht sollte ich die Muffins einfach anders sortieren, dachte ich. Vielleicht mochten die Kunden es nicht, wenn sich die unterschiedlichen Sorten berührten, oder …
    Verdammt, ich war wirklich in Schwierigkeiten.
    Ich hatte zwar das Geld, um mindestens noch ein Jahr durchzuhalten, aber wollte ich wirklich weiterhin die Miete und Mels Lohn bezahlen, ganz zu schweigen von den Ausgaben für Kaffee und Lebensmittel, während die Ersparnisse für meinen Lebensabend immer weiter schrumpften? Und dann war da noch der Ärger über diesen nutzlosen schnorrenden Kenny, der den ganzen Tag auf seinem Hintern saß, merkwürdige Getränke zu sich nahm, die ich bezahlte … Ich traute meinen Augen nicht: Kenny füllte schon wieder das Kreuzworträtsel aus.
    Ich ging zu ihm hinüber.
    »Alles in Ordnung, Kenny?«
    Vertieft in das Kreuzworträtsel der Times , sah Kenny nicht einmal auf. Sein Gesicht war gerötet. Ich fragte mich, ob er Alkoholiker war und welche Folgen das für Mel haben könnte.
    »Kenny«, sagte ich genervt. »Wir haben doch schon über das Kreuzworträtsel gesprochen, oder etwa nicht?«
    »Ja, haben wir«, sagte Kenny mit einer Spur Verstimmung in der Stimme.
    »Und warum machst du es trotzdem?«
    Kenny legte die Zeitung zur Seite.
    »Du hast mir gesagt«, begann Kenny, »dass du nicht möchtest, dass ich das Kreuzworträtsel ausfülle, weil die Zeitungen für alle Gäste da sind, richtig?«

    Ich nickte. Was war daran denn nicht zu verstehen?
    »Und was ist, wenn ich alle Gäste bin?«, fragte Kenny triumphierend, als hätte er gerade einen spielentscheidenden Aufschlag in Wimbledon gemacht. »Was ist dann?«
    »Sei nicht kindisch, Kenny.«
    »Ja, offensichtlich läuft der Laden nicht so richtig, oder?«, sagte Kenny mit einer Spur von Spott in der Stimme. »Es geht hier nicht gerade wie am Piccadilly Circus zu, oder?«
    »Das hat doch überhaupt nichts miteinander zu tun«, erwiderte ich.
    »Warum nicht?«, fragte Kenny. »Wo sind denn die anderen Kunden, die sich aufregen, weil ich das Rätsel ausfülle?«
    Zu meinem Ärger konnte ich mich nicht zurückhalten, mich in dem leeren Raum umzusehen.
    »Du redest an der Sache vorbei, Kenny«, sagte ich ganz ruhig. Obwohl ich Mel nicht sehen konnte, wusste ich, dass sie im Hinterzimmer alles hören konnte. Ich wollte nicht wie ein Schwachkopf wirken. »Ich habe dich gebeten, es nicht zu tun. Das ist der Punkt.«
    Kenny überlegte einen Moment lang und antwortete dann: »Ich kann darin keinen Schaden erkennen.«
    »Es ist ganz einfach«, sagte ich. »Die Frage ist: Wirst du weiterhin in die Zeitungen schreiben? Ja oder nein?«
    »Ich bin nicht bereit, diese Frage zu beantworten«, sagte Kenny so wichtigtuerisch, als würde er in einem Mordprozess eine Aussage machen.

    »Ja oder nein, Kenny?«
    Stille.
    »Deine letzte Chance, Kenny: ja oder nein?«
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte Kenny endlich und stand auf. Er war größer als ich, aber leichter. Ich wog meine Chancen ab, falls es zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen würde.
    »Ach, es ist also Blödsinn?«, fragte ich. »Vielleicht ist es ja auch Blödsinn, dass du hier die meiste Zeit des Tages herumhängst und umsonst Getränke zu dir nimmst. Vielleicht ist es auch Blödsinn, dass du eine ganz einfache Sache nicht kannst, nämlich darauf verzichten, in Zeitungen zu schreiben, die ich bezahlt und für meine Kunden hier ausgelegt habe.«
    Kenny nahm seine Jeansjacke von der Lehne seines Stuhls und lachte.
    »Aber du hast ja gar keine verdammten Kunden«, schnaubte er und ging dabei in Richtung Ausgang. »Du bist ein Witz. Glaubst du, dass das Java Jamboree oben an der Straße leer ist, weil es ein bisschen regnet? Es ist total voll, mein Junge. Total voll.«
    »Verschwinde endlich«, sagte ich.
    »Mel, du solltest

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