Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
anderen Seite des Zelts stand, gleich neben Prinzessin Adrina. Vertraulich zwinkerte der Fardohnjer ihm zu. Diese kleine Geste verlieh Mikel unerwartet starken – und dringend benötigten – seelischen Rückhalt.
    Prinzessin Adrina hatte sich offenbar in höchster Eile angekleidet: Das lange, schwarze Haar war mit einem schlichten blauen Band zusammengebunden, und sie trug ein bescheidenes Gewand aus feiner grauer Wolle. Um die Schultern hatte sie einen warmen Pelzmantel geschlungen.
    Mikel betrachtete sie und zog die Schlussfolgerung, dass sie ebenso schön war wie Meisterin R'shiel, und da sie mit Kronprinz Cratyn vermählt war, gehörte es sich auch so und nicht anders. Indessen sah sie Prinz Cratyn nicht auf die gleiche Weise an, wie Meisterin R'shiel Hauptmann Tenragan anblickte. In ihren Augen stand keinerlei Herzlichkeit, außer wenn ihr Blick auf den blonden fardohnjischen Hauptmann fiel. Und Prinz Cratyns Blick verweilte nie auf Adrina, ganz anders als man es zwischen Tenragan und R'shiel beobachten konnte.
    O ja, lautete Mikels Rückschluss, sein Prinz und die Prinzessin wussten, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen hatte. Sie würde niemals irgendwer dabei beobachten müssen, wie sie sich vor aller Augen küssten. Viel zu vorbildlich war die Prinzessin erzogen, um sich zudringlich an ihren Gemahl zu lehnen, während sie zum Kriegsrat sprach, viel zu sittsam, um sich in eine hautenge Lederkluft zu hüllen oder mit gespreizten
    Beinen ein Pferd zu reiten. Mikel richtete es innerlich auf, sich wieder unter Menschen zu befinden, die mit Anstand und Zurückhaltung aufzutreten verstanden.
    »Dieser jämmerliche Wisch ist in Wahrheit ein Zeichen ihrer Schwäche«, behauptete Graf Drendyn, indem er sich in den Sitz lehnte. »Inzwischen ersehen sie mit aller Klarheit, was für eine gewaltige Streitmacht wir versammelt haben, und darum haben sie Angst bekommen.«
    »Selbst der jämmerlichste Zwerg kann erbittert kämpfen, wenn Furcht ihn antreibt«, hielt ihm Herzog Werland von Windeck entgegen. Im unsteten Fackelschein wirkte seine Augenklappe überaus unheimlich. »Ich habe es selbst erlebt, als ich in der Kriegsflotte noch den Enterhaken schwang.«
    »Dahinter könnte sich eine List verbergen«, meinte Herzog Palen vom Isony-See und kratzte sich versonnen im grauen Bart. »Wollen sie vielleicht Zeit schinden?« Er drehte sich im Lehnstuhl seitwärts und heftete plötzlich den Blick auf Mikel, der vor Schreck schlucken musste. »Was sagst du zu all dem, Bursche? Von Herzog Laetho weiß ich, dass du zugegen warst, als die feindliche Führung beschloss, uns dies fragwürdige Angebot zu unterbreiten.«
    Weil sich sein Gaumen völlig ausgetrocknet anfühlte, schluckte Mikel krampfhaft ein zweites Mal.
    »So ein Bursche wird wohl kaum etwas Nützliches wissen«, sagte Herzog Ervin spöttisch und zupfte an den Spitzen seines gewichsten Schnauzers. »Ich begreife nicht, weshalb man den Unfug begangen hat, ihn dem Kriegsrat vorzuführen.«
    »Ihr Herren«, ergriff die Prinzessin in bescheidenem Tonfall das Wort und ließ dabei die Augen züchtig gesenkt. Sie war das Musterbild der vollkommenen Dame. »Ebenso wie die Frauen werden Kinder in einem Feldlager meist wenig beachtet. Es mag durchaus so sein, dass er mehr weiß, als den Medalonern klar ist.«
    Ruckhaft hatte Prinz Cratyn den Kopf gehoben, sobald er die Stimme der Prinzessin gehört hatte, aber es war Ritter Ciril, der ihr Antwort gab. »Für eine Frau beweist Ihr ein bemerkenswertes Einsichtsvermögen, Eure Hoheit. Tritt näher, Junge!«
    Hastig gehorchte Mikel der Aufforderung, obwohl seine Kehle so trocken war, als wäre er in einen Sandsturm geraten. »Ja … ja, Herr?«
    »Warst du anwesend«, fragte Herzog Rollo, »als man dies Sendschreiben verfasst hat?«
    Mikel schüttelte den Kopf. »Nein, Herr. Aber ich habe gehört, wie der Beschluss gefällt wurde, es abzufassen.«
    »Und?«, rief Herzog Ervin ungeduldig dazwischen. »Was ist geredet worden?«
    »Schwester Mahina vertrat die Ansicht, dass wir siegen können …«
    »Da! Ich hab's ja gesagt.« Drendyn lachte. Er trank einen ergiebigen Zug Wein aus seinem Becher und erregte dabei den Eindruck gründlicher Selbstzufriedenheit. »Ihnen ist völlig klar, dass wir sie zerschmettern werden.«
    »Schweigt, Ihr Grünschnabel!«, forderte Herzog Palen, ehe er sein rotes Bauerngesicht wieder Mikel zukehrte. »Sprich weiter, Junge!«
    »Aber sie behauptete auch, der Sieg käme uns teuer zu stehen«,

Weitere Kostenlose Bücher