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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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bin das Dämonenkind. Nur zum Zwecke des Vernichtens bin ich gezeugt worden. Im Vergleich dazu halte ich die Ausübung geistigen Zwangs für eine Harmlosigkeit.«
    »Und wenn die Zwangbann-Magie sich verflüchtigt?«, fragte Brakandaran. »Was soll dann werden? Was geschieht, wenn die Schwesternschaft des Schwertes am folgenden Morgen erwacht und überhaupt nicht mehr verstehen kann, wieso bei allen Sieben Höllen sie Mahina ein zweites Mal zur Ersten Schwester erhoben hat?«
    »Wir müssen lange genug in der Zitadelle bleiben, um zu gewährleisten, dass es dahin nicht kommt. Sollte jemand sich gegen den Entschluss stellen, so kann Mahina unliebsame Schwestern jederzeit fortschicken und sie in ein entlegenes Kuhdorf versetzen, wo niemand ihren Reden Gehör schenkt. Ein wahrer Anführer pflegt nach der Machtergreifung die lautstärksten Widersacher aus seinem Umkreis zu verbannen. Das ist ein uralter Brauch. Ihn nach ihrer Wahl zur Ersten Schwester missachtet zu haben, war Mahinas größter Fehler. Ich bezweifle, dass sie noch einmal so vertrauensselig ist.«
    »Und was soll aus der echten Frohinia werden? Welche Absichten verfolgst du mit ihr?«
    »Kurz nach der Wahl befällt ein fürchterliches Fieber Frohinia und macht sie zur Handlungsunfähigen«, legte R'shiel dar. »Es hat nämlich zur Folge, dass in traurigem Maß ihr Geist umnachtet wird. Daher schafft man sie in das Landheim bei Breitungen, wo all die Schwestern
    eine achtsame Pflege genießen, die zu alt oder schwach sind fürs herkömmliche Leben. Dort kann sie in Ruhe und Behaglichkeit ihre Tage beschließen, wie es einer ehemaligen Ersten Schwester gebührt, und hat zudem den Vorteil, gar nicht zu begreifen, was sich rings um sie vollzieht.«
    Brakandaran stieß einen langen, gedämpften Pfiff aus. »Ihr Götter, es ist wahrlich kein Wunder, dass Xaphista dein Erscheinen fürchtet. Eine Harshini aus dem Geschlecht der té Ortyn, die Intrigen spinnt wie eine Schwester der Schwesternschaft des Schwertes …!«
    R'shiel lächelte matt. »Ich verstehe dein Wort als Lob.«
    »Ich habe es beileibe nicht als Lob gemeint«, knurrte Brakandaran und wandte sich ab. Er schlenderte zu seinem Pferd und tätschelte ihm den geschmeidigschönen Hals. R'shiel fragte sich, ob seine Missbilligung sich etwa auf das Ross übertrug.
    »Dennoch wird Brakandaran dir Beistand leisten«, versicherte ihr Meister Dranymir.
    »Vermutlich … Aber was hatte es zu bedeuten, als du sagtest, die Harshini brauchten die ›Machtfülle‹ der Zitadelle? Ich war stets der Meinung, die Zitadelle sei nichts als eine Ansammlung alter Tempel.«
    Dranymir schüttelte den Kopf. »Sie ist weit mehr, liebes Kind. Die Kräfte, die ihr innewohnen, sind für jeden erkennbar, sogar für Menschen.«
    »Welche Kräfte?« R'shiel erinnerte sich an nichts in der Zitadelle, das nur im Mindesten auf harshinische Zauberkraft hingedeutet hätte. Und wäre etwas Derartiges vorhanden gewesen, dann hätte die Schwestern
    schaft – dessen war sie sich gänzlich sicher – es schon vor langem zerstört.
    »Ihr sprecht vom Erhellen und Dunkeln der Mauern, glaube ich«, antwortete der Erzdämon. »Es ist nichts anderes als der Pulsschlag der Zitadelle.«
    Unwillkürlich riss R'shiel die Augen auf: Das allmähliche, morgendliche Hell- und abendliche Dunkelwerden der Mauern der Zitadelle war stets ein so gewohnter, alltäglicher Bestandteil ihres Lebens gewesen, dass sie kaum jemals einen besonderen Gedanken darauf verwendet hatte. Nun zog die Vorstellung, dass es ein Beweis lebendiger Harshini-Magie sein sollte, sie aufs Stärkste in den Bann. Der Pulsschlag der Zitadelle.
    »Kann ich seine Kraft anzapfen?«, fragte sie. Sollte sie die Möglichkeit haben, auf eine den Wällen innewohnende Magie-Macht zurückzugreifen und unter Umständen der Zitadelle ihr Mal aufzudrücken, um die Ordnung zu errichten, die für den Krieg gegen die Karier erforderlich war, dann war sie dazu entschlossen, so und nicht anders vorzugehen. Auch diese Lehre hatte sie bei Frohinia gelernt: Benutze was und wen du brauchst, um deine Ziele zu erreichen. Der Zweck rechtfertigte allemal die Mittel.
    R'shiel empfand so wenig für das kindliche Geschöpf, zu dem Frohinia nun geworden war, dass es ihr unmöglich blieb, sie als ein und dieselbe Frau anzusehen. Tatsächlich empfand sie für sie rein gar nichts. Keine Abneigung. Keinen Rachedurst. Die Frohinia, die sie aufgezogen und dann von sich gestoßen hatte, die Frau, die sie verachtet und am

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