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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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verzweifelter Kraft packte der Sterbende seinen Arm. »Ihr müsst … sie warnen …«
    »Freilich«, sagte Tarjanian ihm zum Trost. »Ich will sehen, dass ich ihr einen Brief zukommen lasse.«
    Der junge Reiterführer schüttelte den Kopf. »Nein … sie warnen …«
    »Sie warnen«, wiederholte Tarjanian. »Wie lautet ihr Name?«
    Die Lider des Fardohnjers sanken herab, und im ersten Augenblick wähnte Tarjanian ihn tot. Dann jedoch hustete er einen Schwall hellroten Bluts hervor; seine von der Schwertklinge durchbohrte Lunge rang nach
    Atem und Leben. Er murmelte etwas, wohl einen Namen, aber Tarjanian konnte ihn kaum verstehen. Tiefer beugte er sich über den jungen Mann, der mit dem letzten Atemzug zu sprechen versuchte.
    »Adrina …«
    Den Namen zu nennen kostete ihn alle verbliebene Kraft, und mit einem letzten Ächzen erloschen seine auffällig goldbraunen Augen.

28
    DIE SCHLACHT WECKTE ADRINA. Um es genauer auszudrücken: Die Stille weckte sie. Im karischen Heerlager, in dem es selbst zu den ruhigsten Zeiten geschäftig und geräuschvoll zuging, herrschte unheilvolles Schweigen. Eine Weile lang blieb Adrina im Bett liegen, lauschte in die Stille hinein und fragte sich, was sie wohl zu bedeuten hatte. Als sie schließlich völlig wach war, setzte sie sich mit einem Ruck auf und schob den schwer mit Stickereien verzierten Bettvorhang beiseite.
    »Eure Hoheit …?«
    Dösig reckte Mikel, als er Adrina sich regen hörte, an seiner Schlafstelle neben dem Kohlenbecken den Kopf. Seit sie ihn aus dem Kriegsrat geholt hatte, gehörte er zu ihrem ständigen Gefolge. Herzog Laetho hatte sich längst einen anderen Pagen besorgt, also hatte Adrina den Burschen fürsorglich unter ihre Fittiche genommen. Er bewunderte sie, litt allerdings offenbar unter dem abwegigen Wahn, sie sei etwas Ähnliches wie eine leibhaftige Heilige. Indessen diente es durchaus ihren Zwecken, ihn in diesem Irrglauben zu belassen. Zudem hatte er die verschiedenartigsten Erkenntnisse über die Medaloner gesammelt; Adrina war sich sicher, dass er mehr als all die übrigen Feldzügler im Lager über den Feind wusste. Sie verdankte dem Jungen mancherlei beachtenswerte Mitteilungen, die sie ihrerseits dem
    Kriegsrat erzählte, jedoch nur Stück für Stück, weil sich auf diese Weise die fortgesetzte Duldung ihrer Anwesenheit sicherstellen ließ. Früher oder später musste Kronprinz Cratyn, Vereinbarung oder keine Vereinbarung, dem Druck der Herzöge nachgeben, die sie aus dem Kriegsrat entfernt haben wollten. Adrina baute niemals auf andere Leute, wenn sie etwas selbst erledigen konnte.
    Wenn sie, um sich Mikels stetiges Vertrauen zu sichern, ihn nur in der Überzeugung zu belassen brauchte, sie sei der lebende Inbegriff karischer Heiligkeit, so sollte er getrost ihren Segen genießen. Außerdem erinnerte er sie an Kander, ihren jüngsten Halbbruder. Bisweilen war es recht nett, jemanden um sich zu haben, von dem man ohne jede Vorbehalte verehrt und geliebt wurde. Tatsächlich hatte sie eine gewisse Zuneigung zu dem Jungen gefasst. Tamylan hatte ihr – mit der ihr eigentümlichen Ruppigkeit – gar vorgeworfen, in ihm einen Ersatz für den verlorenen Hund zu sehen.
    »Mikel, geh die Wachen fragen, warum es so still ist«, befahl Adrina und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    Der Junge rappelte sich vom Schlaflager hoch, stieg in die Stiefel, verbeugte sich hastig und eilte ins Freie. Wohlig räkelte sich Adrina und war von Herzen darüber froh, darauf bestanden zu haben, dass man das riesige Bett mitsamt allem Federbettzeug mit ins Feld schleppte. Ohne das dick in den Vorhang gestickte Stern-und-Blitz-Zeichen hätte sie gut leben können, sann sie in einer Anwandlung von Gehässigkeit, aber immerhin hielt der schwere Stoff die Kälte fern. Es mochte sein, dass der Allerhöchste in gewisser Hinsicht
    wirklich über sie wachte; indessen in einer durch und durch irdischen, fühlbaren Weise.
    »Es wird gekämpft«, rief Mikel aufgeregt, als er zurück ins Zelt gerannt kam. Helle Aufregung leuchtete ihm aus den Augen. »Wir haben in der Morgendämmerung angegriffen.«
    Adrina schnitt eine bitterböse Miene. Sie war am vergangenen Abend zu keiner Beratung des Kriegsrats geladen worden. Niemand hatte ihr gegenüber die Absicht erwähnt, am heutigen Morgen gegen die Medaloner zum Angriff vorzugehen. »Hol Tamylan und schaff ein Morgenmahl herbei. Ich wünsche mich anzukleiden.«
    Mikel neigte den Kopf und eilte wieder hinaus. Offenkundig hielt er Krieg

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