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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Pacifica, Gratia und Virgina schienen ihre wohlbedachten Worte einzusehen und erhoben sich mit steif gewordenen Gliedmaßen. Adrina ließ zur Stärkung Speisen und Getränke bringen und lauschte sodann, indem die Sonne stets höher stieg, dem langweiligen Geschwafel über allerlei völlig Bedeutungsloses – während wenige Landmeilen entfernt eine Schlacht tobte. Wie diese törichten Kröten zu so etwas fähig waren, konnte sie nicht im Geringsten nachvollziehen.
    Erst am späten Nachmittag erfuhren sie Aufschlussreiches, jedoch durchaus keine guten Neuigkeiten. Als vor dem Zelt die Wache wechselte, erzählte die Ablösung von einem fürchterlichen Gemetzel, von nachgerade unzählbaren Verlusten. Adrina furchte die Stirn, obgleich diese Nachricht sie nicht wirklich überraschte. Dank Mikel wusste sie von den umfangreichen Kriegsübungen der Medaloner und den ausgedehnten Schanzwerken, die durch die Karier überwunden werden mussten. Immer hatte der Verteidiger günstigere Voraussetzungen als der Angreifer. Die Medaloner hatten lediglich abwarten müssen, bis die karischen Streitkräfte über die Grenze strömten, und die Möglichkeit nutzen können, sie nach Gutdünken unter Beschuss zu nehmen.
    Sie hoffte, dass Tristan so viel Vernunft aufbrachte, sich aus den Kämpfen herauszuhalten. Indessen erachtete sie die Wahrscheinlichkeit, dass Cratyn ihre Leibwache ins Gefecht schickte, als gering: Sicherlich wollte er allen Siegesruhm für Karien und den Allerhöchsten einheimsen. Da stünde es ihm übel an, eine Schar Heiden Heldentaten verrichten zu lassen.
    Gegen Sonnenuntergang erkannte Adrina, wie gründlich sie sich täuschte. Lanzenreiter Filip kam zu ihrem Zelteingang getorkelt, ein ihrer Leibwache angehörender junger Kriegsmann, und ersuchte um Audienz. Blut hatte ihn bespritzt, äußerste Erschöpfung zeichnete ihn, sein Blick war hohl, die Miene trostlos. Gleichermaßen aus Ermattung wie aus Hochachtung sank er aufs Knie, sobald er Adrina sah. Bei seinem Anblick krampfte sich ihr Herz zusammen. Wenn Tristan einen Lanzenreiter sandte, um ihr Meldung zu erstatten, mussten seine Verluste hoch sein.
    »Was ist geschehen?« Angst zog ihr den Magen zusammen, und ihre Kehle war trocken.
    »Es ist … Eure Hoheit, man hat uns regelrecht abgeschlachtet«, gab Filip zur Antwort. Grauen und Ausgelaugtheit machten seine Stimme heiser. »Die Medaloner haben Bogenschützen … vielleicht tausende. Stundenlang verdunkelten ihre Pfeile den Himmel. Danach prasselten Steine gleich Hagelschlag herab. Die Priester … Auf irgendeine Weise haben sie unseren Willen gebeugt. Es verhielt sich, als ob … Wir kannten kein Halten, Eure Hoheit. Als hätten wir den Verstand verloren. Unser größter Teil biss ins Gras, ehe wir auch nur einen Rotrock sahen, und dann fiel ihre Reiterei uns in den Rücken.«
    Adrina nickte; sie musste alle Selbstbeherrschung und innere Kraft aufbieten, um ihre würdevolle Haltung zu bewahren. Dieser Mann sollte ihr Stärke ansehen. In Wahrheit allerdings wäre sie am liebsten in Geheul ausgebrochen. »Wie viele Männer der Leibwache sind gefallen?«
    »Es sind keine dreißig mehr übrig, Eure Hoheit.«
    Adrina wankte. Keine dreißig mehr übrig. Am Morgen hatte ihre Leibwache noch fünfhundert Mann gezählt. Doch unverzüglich wich ihr Entsetzen kalter Wut. »Lanzenreiter Filip, was genau war es, das die Priester getan haben?«
    »Ich kann es nicht beschreiben, Eure Hoheit. Am Sammelplatz sind wir angetreten … Gebetet haben sie, glaube ich. An alles Weitere entsinne ich mich nur verschwommen. Das Nächste, an was ich mich mit aller Klarheit erinnere, war der Hörnerklang, der den Rückzug befahl.«
    »Meinen Dank, Lanzenreiter Filip. Geh nun und gönne dir Erholung. Ich erörtere die Meldung später mit deinem Hauptmann.«
    Kummervoll schaute der junge Kriegsmann ihr ins Gesicht. »Hauptmann Tristan weilt nicht mehr unter den Lebenden, Eure Hoheit. Im tapferen Kampf gegen einen Medaloner hat er … den Tod gefunden. Es … es tut mir Leid, Euch diese Kunde überbringen zu müssen.«
    Im ersten Augenblick war Adrina wie betäubt. Sie fühlte nichts. Sie sah nichts. Sie tat nichts. Aber langsam ergriff beklommene Trauer von ihr Besitz, als breitete sich, angefangen bei den Fingern und Zehen, in ihrem
    Innern Eis aus, kröche durch ihren Leib, bis es ihr Herz umkrallte. Im Hintergrund hörte sie Tamylans unterdrücktes Schluchzen. Ihr blieb sogar die Gelegenheit zu sehen, dass Mikel, der am Zelteingang

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