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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Stattdessen wählte sie das leichtere Opfer. Nun kam es nur noch darauf an, dass es in ihre Reichweite geriet …
    Aber so ausgiebig Adrina auch Pläne schmiedete und an ihnen feilte, und ob sie sich auch tausendmal ihre Worte zurechtlegte, Tag um Tag blieb sie allein mit Tamylan und dem höchst dringlichen Wunsch nach Beachtung.
    Als es endlich so weit war, dass man Aufmerksamkeit für sie erübrigte, schäumte Adrina längst innerlich vor Wut. Nichts verlief nach ihren Wünschen. Man hatte sie eingesperrt, ihr Eigentum gestohlen und ihre Forderungen missachtet; genug Zeit war verstrichen, um ihre Vorstellungskraft, was ihr weiteres Los anbelangte, zu den schlimmsten Befürchtungen anzuheizen. Als eines Tages ein Hüter-Sergeant, ohne anzuklopfen, die Tür öffnete und Adrina nach unten geleiten wollte, ließ sie, um deutlich zu zeigen, in welcher Stimmung sie war, ihren Unmut an ihm aus.
    »Ich verlange einen höheren Heerführer zu sprechen!«
    »Gewiss, Eure Hoheit«, antwortete der Krieger seelenruhig, aber ohne jede Verbeugung. Adrina wunderte sich nicht. Diese medalonischen Bauern hatten keine Erfahrung mit königlicher Obrigkeit. »Ich habe ja Befehl, Euch zu Kriegsherr Wulfskling zu bringen.«
    »Ich will dem Obersten Reichshüter vorgestellt werden.«
    »Ob es dahin kommt, liegt bei Kriegsherr Wulfskling, Eure Hoheit. Ich empfehle Euch, zieht diesen Umhang an. Es regnet, und Euer Pelzmantel könnte Schaden nehmen.«
    Adrina riss dem Mann den schlichten, aber brauchbaren wollenen Umhang aus der Hand und warf ihn sich um die Schultern. Noch immer trug sie die weit mehr für warmes Wetter taugliche Court'esa -Ausstattung, an der sie in der bitterkalten Kammer wenig Freude fand. Der aus Karien mitgenommene Pelzmantel war der einzige Grund, weshalb sie bisher nicht hatte erfrieren müssen.
    »Hätte Fürst Wulfskling auch nur einen Funken guten Benehmens, so spräche er bei mir vor.«
    Der Hüter-Krieger schmunzelte, als böte ihre Bemerkung ihm Anlass zur Erheiterung, und eilte voraus in den Saal. Zwei weitere Hüter schlossen sich an, bevor sie das Kastell verließen und hinaus in den strömenden Regen traten. Trotz des Umhangs, den ihr der Sergeant überlassen hatte, wurde Adrina innerhalb weniger Augenblicke klatschnass.
    Flankiert von den Hütern, ging sie unsicher durchs Heerlager. Der triefnasse Hosenrock behinderte ihre Schritte. Eiskalt lag das Sklaven-Halsband auf ihrer Haut; schon klebte das feuchte Haar ihr am Kopf, und der durchnässte Zopf klatschte ihr bei jedem Schritt auf den Rücken. Schlamm bespritzte den Saum des Hosenrocks, und als sie schließlich den Teil des Heerlagers erreichten, in dem die ordentlich aufgereihten Zelte der Hüter standen, schlotterte sie haltlos am ganzen Leib.
    Sie blinzelte in den Regen und versuchte irgendein Zelt zu erkennen, das aussah, als bewohne es ein Fürst, aber nirgends wehten Banner oder waren andere offenkundige Rangabzeichen angebracht. Als sie zu guter Letzt ans Ziel gelangten, stellte es sich als ganz einfaches Zelt heraus, zwar größer als die umstehenden Behausungen, doch mit nichts gekennzeichnet, das angezeigt hätte, dass der Bewohner adeliges Blut in den Adern hätte.
    »Wartet hier«, forderte der Hüter sie auf, trat ins Zelt und ließ Adrina im Regen stehen.
    Bei sich kochte Adrina vor Wut, weil sie sich ganz sicher war, dass dieser Fußweg durch den Wolkenbruch keinen anderen Zweck verfolgte, als sie zu demütigen. Zum ersten Mal seit ihrer Heirat drängte sich ihr das
    Empfinden auf, dass es jemanden gab, den sie vielleicht noch ärger hasste als Cratyn.
    »Eure Hoheit …« Der Sergeant kam wieder zum Vorschein und öffnete ihr den Eingang. Adrina betrat das Zelt und warf dem Mann einen zutiefst bösen Blick zu, damit kein Zweifel an ihrer Ungnädigkeit entstand. Auch dieses Mal schmunzelte er nur und ließ sie sodann mit dem Kriegsherrn allein.
    Damin Wulfskling saß an einem kleinen Feldtisch und schrieb irgendetwas, das – zumindest dem Anschein nach – seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Während Adrina wartete und Nässe auf den dicken Teppich tropfte, der den Zeltboden bedeckte, sah sie sich verstohlen um. In der Mitte des Zelts stand ein Kohlenbecken voller roter Glut und verlockte zum Nähertreten, doch diese Genugtuung mochte Adrina dem Hythrier keinesfalls geben. Ein schwerer Gobelin, der eines der in Hythria weit verbreiteten, streng gleichmäßigen Muster aufwies, teilte das Zelt in zwei Hälften und verbarg den

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