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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Fackeln störte die Stille. Schließlich schenkte Damin sich abermals nach.
    Neugierig musterte Tarjanian ihn. »Du hast erwähnt, es wäre ein verbreiteter Brauch beim fardohnjischen und hythrischen Adel, den Söhnen und Töchtern zur Vorbereitung auf das Leben Unterweisung durch Court'esa zu gewähren. Heißt das, auch du bist in diesen Genuss gelangt?«
    »Gewiss.« Allmählich spürte Damin, dass der Wein ihm zu Kopf stieg. Ein so junger, kräftig-herber Wein sollte nicht in solchen Mengen hinuntergeschluckt werden. Dennoch trank er weiter. »Sie hieß Reyna. Ich zählte fünfzehn Lenze, als sie nach Krakandar kam.«
    »Ich vermute, ein derartiger Unterricht übertrifft es bei weitem, im Heu eine ängstliche Seminaristin zu befummeln.«
    »Da ich niemals im Heu eine ängstliche Seminaristin befummelt habe, kann ich zu diesem Vergleich keine Stellungnahme abgeben, aber es kann sein, du bist im Recht. Trink aus, Mann! Ich bin schon fast sturzbetrunken, und du hast noch keinen Becher geleert.«
    »Vielleicht solltest auch du dir Schlaf gönnen, Damin. Es war ein langer Tag.«
    »Ja, Mütterchen.«
    »Ich bin ja lediglich der Meinung, es …«
    »Ich weiß, was du meinst.« Einige Augenblicke lang äugte Damin auf den Boden des leeren Bechers. »In Hythria nennen wir so einen Wein Fardohnjerpisse.«
    Tarjanian schmunzelte. »Wir nennen ihn Hythrierpisse.«
    »Diese abscheuliche Schmähung will ich überhört haben, Hauptmann, denn ich habe dich ins Herz geschlossen.« Plötzlich schleuderte er den Becher gegen den Kamin, wo er in tausend Tonscherben zersprang. »Pest und Hölle! Warum konnte sie nicht auf ihrer Seite der Grenze bleiben?!«
    »Also wirklich, geh zu Bett, Damin, das rate ich dir. Du bist betrunken und kannst nicht mehr klar denken.«
    »Dass ich besoffen bin, will ich wahrheitsgemäß zugeben, Tarjanian«, gestand Damin. »Doch was meine Gedanken anbetrifft, so waren sie nie klarer als zur Stunde. Wollen wir Ihrer Hoheit einen Besuch abstatten?«
    »Es ist mitten in der Nacht.«
    »Genau die rechte Zeit, um sie zu wecken. Ihre Königliche Hoheit wollte meinen Onkel ermorden und hat mit den Kariern paktiert. Ihre Reiter hat sie in ein Gefecht
    geschickt, in dem sie unfehlbar niedergemetzelt werden mussten, und dann hat sie den Schauplatz ihres schändlichen Treibens geflohen wie ein Dieb in der Nacht. Ich habe vor, diese Schurkin durchzuschütteln, bis ihr die Zähne klappern.«
    Indem er Tarjanians Ermahnung zur Vernunft missachtete, erklomm Damin die bröckelige Stiege zu der Kammer, die Frohinia erst am vergangenen Morgen verlassen hatte. Mit jedem Schritt nahm er gleich zwei Stufen. Da betrat unten jemand im Laufschritt den Saal, Stimmen drangen an sein Ohr. Damin kümmerte sich nicht darum, sondern hielt den Blick entschlossen – so fest, wie es ihm im gegenwärtigen Zustand möglich war – auf die von zwei Hütern in roten Waffenröcken bewachte Tür am Ende des Flurs gerichtet. Noch wusste er nicht genau, was er Ihrer Durchlaucht entgegenschleudern wollte, aber bei den Göttern, sie sollte von ihm etwas zu hören kriegen!
    »Damin!« Aus Tarjanians Stimme sprach eine Eindringlichkeit, die Damin dazu bewog, kurz vor der Tür anzuhalten. Er beugte sich übers Treppengeländer und lugte in den vom Fackelschein erhellten Saal hinab. »Lass ab von der Prinzessin! Die Fardohnjer haben sich ergeben.«
    Die eisige Nachtluft, in die Damin unerwartet hinauseilen musste, bewirkte rasch seine Ernüchterung. Beachtete man die späte Stunde, herrschte im Heerlager rings ums Kastell noch überraschende Geschäftigkeit. Zahlreiche Männer, die für gewöhnlich längst im Zelt geschnarcht hätten, hockten in Trauben beieinander und erörterten den Verlauf der Schlacht, besprachen jede Einzelheit mit unterschiedlicher Feingeistigkeit, abhängig davon, wie viel Bier sie mittlerweile durch die Kehle hatten rinnen lassen. Das Heer befand sich in Hochstimmung. Niemand hatte zu hoffen gewagt, dass der erste karische Angriff mit so geringen Verlusten abgewehrt werden könnte. Gelächter und schräger Gesang – allerlei Sieges- und Sauflieder – aus rauen Männerkehlen hallten durch die Nacht. Ohne Rücksicht auf den Brennstoff, den sie verzehrten, hatte man große Lagerfeuer zum Lodern gebracht.
    Doch in der Ferne rumpelte Donner, und während sich Damin im Kastell aufgehalten hatte, war leichter Regen gefallen und hatte das staubige Erdreich getränkt. Bald würde das Wetter die Krieger zum Rückzug in die Zelte

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