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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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als wahrscheinlicher erachte, dass wir mit ihm als Befehlshaber zu überdauern vermögen, als unter der Führung einer Schar selbstsüchtiger, ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedachter Weiber.«
    R'shiel zog eine böse Miene, aber Brakandaran erregte den Eindruck, mit der Antwort des Obristen überaus zufrieden zu sein. »Wann können wir, unterstellen wir einmal, dass uns Erfolg vergönnt ist, den Rest des Hüter-Heers ins Feld entsenden?«
    »Recht schnell«, beteuerte Warner. »Ich werde das Er forderliche schon vor Eintreten der vom Konzil erhofften Neuerungen veranlassen. Erreicht Ihr, was Ihr Euch vorgenommen habt, marschieren die ersten Abteilungen binnen weniger Stunden ab.«
    »Und sollten wir scheitern?«, fragte R'shiel.
    »Dann schicke ich dieselben Männer Euch auf den Hals und behaupte, ich hätte nur mit Euch gemeinsame Sache gemacht, um Euer Vertrauen zu gewinnen und Kenntnis über Eure Absichten zu gewinnen«, stellte Warner gelassen klar.
    »Nun, da wundert es mich nicht, dass Frohinia Euch stets als gefährlich beurteilt hat.«
    »Ich und gefährlich?« Warner zuckte mit den Schultern. »Daran zweifle ich, R'shiel. Aber ich verfolge den Wunsch, mir das liebe Leben zu bewahren, und davon kann kein götzenheidnisches Blendwerk der Welt mich abbringen.« Der Obrist trieb sein Pferd an und sprengte an die Spitze der kurzen Kolonne. Versonnen blickte R'shiel ihm nach.
    »Wie es den Anschein hat«, meinte Brakandaran, »ist der Obrist ein seltener Vogel.«
    »Inwiefern?«
    »Ich glaube, Garet Warner ist der einzige wahrhaft ehrliche Mensch, dem ich je begegnen durfte.«
    Mehrere Tage später erschien eines Nachmittags wieder Dacendaran. Die Reisenden durchquerten die weite Ebene auf einer Landstraße, die sich allmählich südwärts nach Hirschgrunden und zur Fährstelle am Gläsernen Fluss wand. Kühl waren die Tage, der Himmel blieb bewölkt, und in der stillen Luft hing der scharfe Geruch nahen Regens. Brakandaran und Obrist Warner hinter sich, war R'shiel dem Wagen vorausgeritten. Das Wetter flößte Windtänzerin Unruhe ein, und sie wollte der Stute eine Gelegenheit geben, sich ausgiebiger zu bewegen.
    R'shiel erspähte Dacendaran am Straßenrand, wo er im Schneidersitz auf einem großen grauen Findling hockte. Er winkte, sobald sie auf ihn zuritt. Sein Blondschopf wirkte zerzaust, und er trug die buntscheckigste, flickenreichste und am schlechtesten passende Kluft, die R'shiel je an ihm erblickt hatte.
    Im Laufe ihres Aufenthalts im Sanktuarium war der Gott der Diebe äußerst selten zu sehen gewesen. In den weihevollen, friedlichen Hallen fand man wenig Gefallen an einem Gott, der dank menschlicher Unredlichkeit gedieh. Deshalb zog Dacendaran den Umgang mit Menschen vor. Obwohl R'shiel wusste, dass er eine Gottheit war – seit ihr klar war, auf was es zu achten galt, konnte sie es spüren –, empfand sie ihn kaum jemals als irgendetwas anderes als den frechen Gesellen, der in Grimmfelden ihre Freundschaft gesucht hatte. Sie lächelte, als sie Windtänzerin vor dem Felsen zügelte, denn sie freute sich aufrichtig darüber, Dacendaran wieder zu sehen.
    »Dacendaran! Was treibst du hier?«
    »Ich wollte wissen, wie du in der großen, weiten Welt fährst. Grüß dich, Brakandaran.« Neben R'shiel brachte Brakandaran sein Reittier zum Stehen; ihm folgte Garet Warner, der den Burschen argwöhnisch musterte. Der Planwagen und sein Geleitschutz befanden sich noch in einigem Abstand.
    »Sei mir gegrüßt, Dacendaran.«
    »Wer ist das?«, fragte Dacendaran, indem er auf Warner deutete.
    »Obrist Warner, erlaubt mir, Euch Dacendaran vorzustellen, den Gott der Diebe«, sagte R'shiel und musste über Garet Warners Miene schmunzeln.
    »Das ist einer dieser Götter?«
    Fröhlich klatschte Dacendaran in die Hände. »Er ist ein Gottloser!«
    »Und du, du hast hier nichts verloren«, rügte Brakandaran ihn. »Scher dich fort, Dacendaran!«
    »Aber ich möchte lediglich behilflich sein. Schließlich gilt es hochhehre Werke zu verrichten, und da will ich nicht untätig sein.«
    »Liegt dir wirklich daran, ein edles Werk zu tun, dann stiehl Xaphista schnell ein paar seiner Anhänger«, schlug Brakandaran vor. »Auf keinen Fall wirst du mit uns in die Zitadelle gehen.«
    Dacendaran schnitt eine missfällige Miene. »Brakandaran, irgendwann in den vergangenen Jahrhunderten muss doch irgendwer wenigstens einmal erwähnt haben, dass Sterbliche den Göttern keine Vorschriften machen. Ich gehe, wohin es mir

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