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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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lass mich in Ruhe.« Mikel packte die um den Heuballen gewickelte Schnur und zerrte ihn ächzend weiter über den unebenen Untergrund in die Richtung zum Pferch.
    »Was machst du da?«
    »Nach was sieht es denn aus , was ich hier tue?«
    Der blondgelockte Junge lachte. »Der Ballen ist fast so groß wie du.«
    »Und warum gehst du mir nicht zur Hand?«
    »Oh, das wäre gemeine Arbeit. Dazu bin ich nicht bereit.«
    Mikel ließ von dem Heuballen ab und betrachtete sein Gegenüber mit einem grimmigen Blick. »Und was ist es, das du treibst?«
    »Ich bin Dieb.«
    Dieses Eingeständnis verdutzte Mikel nicht im Geringsten. Der Junge wirkte ganz einfach auf den ersten Blick unredlich. »Stehlen ist Sünde.«
    »Rede keinen Unfug. Wer hat dir so etwas eingeblasen? Ach, wohl Xaphista, denke ich mir. So ein falscher Wicht.«
    »Lästere nicht! Auch das ist Sünde.«
    »Es gibt keine Sünde. Wie lautet dein Name?«
    »Mikel.«
    »Also, Mikel, gestatte mir, deine verworrene Seele zu beschwichtigen. Es gibt keine Sünde. Ein Dieb begeht nichts Verkehrtes, ganz im Gegenteil, er erweist Dacendaran die Ehre, dem Gott der Diebe.«
    »Es lebt nur ein wahrer Gott«, widersprach Mikel.
    Der Junge furchte die Stirn und sprang vom Zaun. »Das glaubst du wirklich im Ernst, was? Sind alle Karier wie du?«
    »Ja. Und nun zieh deines Wegs und lass mich in Frieden!« Erneut wollte Mikel den Heuballen packen, aber der Blonde schwang sich auf den Ballen und blickte Mikel aus unmittelbarer Nähe ins Gesicht.
    »Mikel, den Sündenbegriff hat Xaphista einzig und allein zu dem Zweck ausgeheckt, um zu verhindern, dass seine Jünger andere Gottheiten verehren.«
    »Es gibt keine anderen Götter.«
    »Wie ich sehe, mein Kleiner, muss ich dir wohl eine Belehrung zuteil werden lassen.« Er seufzte schwer, doch unversehens erhellte sich seine Miene. »Und ich weiß schon wie: Ich werde dein neuer Freund und führe dich, was. die Hauptgottheiten anbelangt, auf den Pfad der Wahrheit.«
    »Mir ist die Wahrheit längst bekannt. Xaphista ist der Allerhöchste.«
    »In Wirklichkeit ist Xaphista ein aufgeblasener alter Windbeutel, und es soll mir ein Vergnügen sein, dich ihm abspenstig zu machen.«
    »Vorwärts, Bürschchen! Wenn du bummelst, müssen wir uns noch um Mitternacht abplagen. Pack an!« Bei Monthays Schelte fuhr Mikel zusammen. Als er einen letzten Blick auf den Jungen auf dem Heuballen werfen
    wollte, entdeckte er zu seiner Bestürzung, dass dieser urplötzlich verschwunden war. »Steh da nicht herum und führe Selbstgespräche, als wärst du ein Narr«, schimpfte Monthay, indem er sich näherte. »Geh und lass dir Suppe geben, aber beeile dich mit dem Essen!«
    Mikel lief zum Feuer, folgte dem verlockenden Geruch der heißen Suppe und fragte sich unterwegs, wie der Bursche wohl so mir nichts, dir nichts verschwunden sein mochte. Da entsann er sich seiner voreiligen Bitte an Xaphista und hoffte, dass der Allerhöchste seine Bitte um Bauchgrimmen überhört hatte.
    Um die Mitte des Nachmittags kamen zwei HüterKrieger zu den Pferchen und erklärten Monthay, Hauptmann Tenragan wünsche den »karischen Lümmel« zu sprechen. Monthay knirschte einen Fluch, als sein Blick auf das noch zu verteilende Heu fiel, aber er musste Mikel wohl oder übel gehen lassen. Wachsam geleiteten die beiden Hüter den Jungen zum Kastell. Sie redeten kein Wort – nicht einmal untereinander – und gewährten ihm dadurch reichlich Zeit für die schlimmsten Befürchtungen.
    Im Kastell brachten sie ihn in die Haupthalle, wo Tarjanian Tenragan nah am großen Kamin saß. Am Tisch hatte Damin Wulfskling Platz genommen; er stocherte mit seinem Dolch in der Tischplatte herum, als ob ihm etwas übelste Laune verursachte. Neben Tenragan stand Reiterhauptmann Almodavar und an dessen Seite zu Mikels Verblüffung sein Bruder.
    »Jaymes …!«
    Quer durch die Halle rannte Mikel auf seinen Bruder
    zu, schlitterte die letzten Schritte, bis er kurz vor ihm zum Stehen kam, und überzeugte sich rasch davon, dass er noch alle Finger hatte. Jaymes grinste und trat ihm entgegen, schloss den Jüngeren herzlich in die Arme.
    »Mir wurde erzählt, du bist zurück, aber ich wollte dich mit eigenen Augen sehen.«
    »Ach Jaymes, ich war ja so besorgt um dich. Bist du wohlauf? Hat man dir kein Leids angetan?«
    »Natürlich nicht.« Jamyes lachte. »Ich bin es, der sich Sorgen um dich machen musste. Was hat sich ereignet, nachdem du zu Herzog Laetho zurückgekehrt warst?«
    Mikels Blick streifte

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