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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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dunklem Haar, der zu den Pferden eine Zuneigung hegte, die an Besessenheit grenzte. Hauptmann Hadly brachte den Rössern unbeschränkte, aufmüpfigen karischen Burschen hingegen überhaupt keine Geduld entgegen. Als Mikel durch einen Reiter des Kriegsherrn in Hadlys Gewahrsam übergeben wurde, warf dieser nur einen flüchtigen Blick auf die Mitteilung, die Tarjanian Tenragan eilends für ihn gekritzelt hatte, dann schaute er Mikel missliebig ins Gesicht.
    »Hauptmann Tenragan schreibt, dass du fortan meiner Obhut unterstehst. Wenn du einen Fluchtversuch unternimmst oder mir nur den mindesten Ärger verursachst, so habe ich ihn unverzüglich davon zu unterrichten. Auch soll ich dich an deinen Bruder erinnern. Ist dir klar, was er damit meint?« Trotzig nickte Mikel. Er hatte gehofft, Tenragan hätte Jaymes vergessen. »Ausgezeichnet, denn ich habe keine Zeit für Kinder. Ich trage die Verantwortung für nahezu zweitausend Pferde, Freundchen, und nun muss ich mich auch noch um die fardohnjischen Beutepferde kümmern. Wende dich an Sergeant Monthay. Er wird dir nützliche Arbeit zuteilen.«
    Da Mikel keine Wahl blieb, tat er wie geheißen.
    Nicht allein quälte Mikel die Sorge um die Prinzessin, auch wünschte er sich verzweifelt, etwas über das Schicksal seines Bruders erfahren zu können, doch gab es bei der Pferdebetreuung so wenig Wechsel, dass er keine Möglichkeit fand, irgendwelche Erkundigungen einzuholen. Die hythrischen Rösser hatte man getrennt von den medalonischen Pferden untergebracht – eine Maßnahme, die irgendetwas mit der Reinhaltung der hythrischen Zucht zu tun haben sollte und die Mikel nicht so recht verstand –, daher konnte er niemanden nach dem karischen Jungen fragen, der in der Gefangenschaft der Hythrier ausharrte.
    Sergeant Monthay betraute ihn mit dem Heuausteilen, eine Tätigkeit, die bei einer so großen Herde scheinbar nie ein Ende nahm. Den ganzen lieben, langen Tag hindurch schleppte er Heuballen vom Karren in die Pferche und musste jedes Mal Monthay nachlaufen, der stets das Gefährt schon zum nächsten Pferch gelenkt hatte. Die Schufterei setzte ihm ordentlich zu, doch zumindest hinderte sie ihn am Grübeln; abends sank er hundemüde auf die ihm von Monthay zugewiesene Schlafstelle und schlief ein, ehe sein Kopf den Sattel berührte, den er als Kissen benutzte.
    Am vierten Tag der erneuten Gefangenschaft verzog sich der Regen, doch es wurde noch kälter. Die Luft roch nach Schnee, und Hadly geriet wegen der mangelhaften Schutzvorkehrungen für die Tiere in große Sorge. Vom Tross ließ er eine beachtliche Anzahl von Leuten kommen und sie zur Vorbeugung gegen die drohende Verschlechterung des Wetters in den Pferchen Unterstände aus Leinwand errichten.
    Trotz der Plackerei schlotterte Mikel aufgrund der Kälte immerzu vor sich hin. Sogar Monthay ersehnte an diesem Tag das Ende der Arbeit und die Rückkehr ins warme Zelt. Fast war es Mittag, als sie zu dem Pferch gelangten, in dem Arbeiter Leinwand über aus Schösslingen erbaute Gerüste spannten. Die Sonne spendete keine Wärme. Gleich vor dem Pferch loderte ein kleines Feuer; mehrere Frauen teilten Suppe an die Männer aus, die ein wenig verschnauften. Monthay blickte Mikel an, befahl ihm, seine Arbeit fortzusetzen, und gesellte sich ans Feuer.
    Mikel kippte den nächsten Heuballen vom Karren, schleifte ihn über den Boden zum Pferch und verfluchte unterdessen sämtliche Medaloner im Allgemeinen und Monthay im Besonderen. Er sandte dem Allerhöchsten ein Stoßgebet und bat ihn, die Verzehrer der Suppe mit argem Bauchgrimmen zu strafen. Sie verdienten nichts anderes.
    »Weißt du, Xaphista ist viel zu beschäftigt, um dich zu beachten.«
    Mikel hob den Blick und sah auf der obersten Stange des Zauns einen ungefähr fünfzehnjährigen Jungen kauern. Er trug einen befremdlichen Mischmasch an Kleidungsstücken, die teils Überbleibseln aus längst verflossenen Zeiten ähnelten. Mikel war sich nicht dessen bewusst, laut gesprochen zu haben.
    »Du darfst Xaphistas Namen nicht nennen. Du bist ein Ungläubiger.«
    »Aber nicht doch. Ich kenne Xaphista. Nicht dass ich des Öfteren mit ihm ins Plaudern komme, aber es gibt ihn, daran besteht kein Zweifel.«
    Mikel straffte sich und musterte den Burschen, da es ihn ein wenig überraschte, von einem eigentlich Ungläubigen solche Worte zu vernehmen. Er vermutete, dass der Junge zu den Arbeitskräften gehörte, die für die Pferde Unterstände bauten.
    »Was willst du?«
    »Nichts.«
    »Dann

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