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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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habt?«
    Adrina richtete sich auf und wandte sich dem Kriegsherrn zu. »Es war einer der Gründe.«
    »Aha«, meinte Wulfskling versonnen. Er stand gut und gern fünf Schritte von ihr entfernt – neben seinem Hengst –, und doch hatte sie das unheimliche Gefühl, von ihm in die Enge gedrängt zu werden. »Also hat dieser karische Bengel gelogen. In Wahrheit hattet Ihr nie die Absicht, Euch durch Medalon zu Eurem Vater durchzuschlagen und ihn um die Entsendung seiner Kanonen zu ersuchen.«
    Mikel hatte Glück, sich gegenwärtig außerhalb von Adrinas Reichweite aufzuhalten: Sie hätte dem kleinen Schuft freudigen Herzens den Hals umdrehen können. »Er ist ein Kind. Diese Geschichte habe ich ihm eingere
    det, um ihn zum Schweigen zu veranlassen. Hätte er den Verdacht gehegt, ich flüchtete aus anderen Beweggründen aus dem karischen Heerlager, er wäre sogleich zu Prinz Cratyn gerannt.«
    Damin Wulfskling packte die Zügel und schwang sich wieder in den Sattel. »Noch ist meine Wissbegierde nicht gestillt. Weshalb habt Ihr dem Rest Eurer Reiter befohlen, sich uns zu ergeben?«
    »Cratyn hätte sie, sobald er von meiner Flucht erfuhr, hinrichten lassen. Mir fiel für sie kein besserer Ausweg ein.«
    Der Kriegsherr nickte, als hätte ihre Antwort ihm etwas bestätigt, das er längst wusste. »Eine edle Geste, Eure Hoheit. Von einer Frau wie Euch hätte ich dergleichen wahrhaftig nicht erwartet.«
    Adrina saß gleichfalls wieder auf und warf ihm einen ungnädigen Blick zu. »Was soll das heißen, Fürst?«
    Darauf antwortete er nicht; stattdessen trieb er sein Pferd an und überließ es ihr, über seine Worte nachzusinnen. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie, sobald sie seine Äußerungen richtig zu deuten wüsste, auch den Grund erkennen würde, aus dem er eine so verbissene Abneigung gegen sie hegte.
    Doch zumindest hatte sie einen gewissen Fortschritt errungen. Heute hatten sie das erste Mal miteinander ein inhaltsschweres Gespräch geführt, ohne dass es mit der Drohung endete, sie zurück nach Karien zu schicken – oder sie umzubringen.

40
    Es GESCHAH MIT EINEM RUCK, dass Adrina erwachte; sie spürte, dass sich etwas verändert hätte, aber was eigentlich, das hätte sie nicht mit Genauigkeit sagen können. Sie schwitzte, hatte feuchte Handteller, ihr Herz wummerte. Abermals hatte sie den Albtraum gehabt, der sie seit der Flucht aus Karien verfolgte: Darin hatte Cratyn sie gefunden, über die Grenze zurück nach Karien verschleppt und sie zu einem Abendmahl gezwungen, dessen Hauptgericht sich jedes Mal als ihr erstochener Hund herausstellte. Schaudernd unterdrückte sie die Nachwirkungen des Traums, es war nichts als ein unsinniges Nachtgespinst. Sie weigerte sich entschieden, sich durch eine übermäßig lebhafte Vorstellungskraft einschüchtern zu lassen.
    Graues Licht erfüllte die Kammer, und Stille. Adrina fühlte sich an den Morgen der Schlacht erinnert, als sie im karischen Heerlager erwacht war; diese Luft hatte die gleichen gespenstischen Eigenschaften, es herrschte die gleiche Art der Stille, eine ähnliche Erwartungsfülle. Vorsichtig erhob sie sich von der Schlafstatt. Weil sie in der eisigen Kammer sofort ins Bibbern verfiel, nahm sie den Mantel, der ihr des Nachts als zusätzliche Decke diente, und schlang ihn um die Schultern. Dann trat sie ans Fenster – in Wirklichkeit war es nur eine Schießscharte – und spähte hinaus, aber so weit sie auch sehen
    konnte, war die Welt weiß geworden. Es brauchte einen längeren Augenblick, bis sie begriff, was sie da sah.
    Da entfuhr ihr ein Aufkeuchen, hastig streifte sie die Reitkleidung über und scherte sich nicht um die schläfrigen Fragen Tamylans, die noch auf ihrer Schlafstatt in der Ecke döste. Sie stieg in die Stiefel und rauschte zur Tür hinaus, jagte mit ihrem plötzlichen Erscheinen den Wächtern einen regelrechten Schrecken ein. Sie eilte an ihnen vorbei, polterte die Treppe hinab, rannte durch den leeren Saal, zerrte die schwere Pforte des Kastells auf und trat hinaus in ein Wunderland.
    Eine Anzahl berittener Hüter durchquerte den Hof. Die Wachen auf der Mauer stampften gegen die Kälte mit den Füßen. Adrina kümmerte sich nicht um die Krieger. Sie lief zum Tor und schaute voller Staunen über das schneebedeckte Lager. Die Landschaft hatte sich vollkommen gewandelt. Wo gestern noch die Schrecknisse des Krieges zu sehen gewesen waren, erstreckte sich jetzt, so weit das Auge reichte, eine reglose, weiße Aussicht. Es

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