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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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veranlassen. Bis jetzt hatte Brakandaran aufgrund der Hoffnung, dass sie den Plan zu guter Letzt doch verwarf, davon Abstand genommen, ihr das rich
    tige Vorgehen zu erläutern. Er selbst hatte nicht die Macht, um eine größere Anzahl von Menschen unter den Bann eines Zwangs zu bringen, aber als Halbblut beherrschte er das Verfahren. Nur bereitete es ihm den scheußlichsten Widerwillen.
    Während des Aufenthalts im Sanktuarium hatte R'shiel unter der sorgfältigen Anleitung Korandellans und harshinischer Lehrer hinsichtlich des Umgangs mit ihrer Magie-Begabung vieles gelernt. Trotzdem blieb sie nach harshinischen Maßstäben noch ein Kind, das mit dem Feuer spielte. Ein Kind, das sich Wissen aneignete, zu dessen klugem Gebrauch ihm die Urteilsfähigkeit fehlte, und zwar mit erschreckender Schnelligkeit; so erschreckend, dass sogar Brakandaran in ihrer Anwesenheit unwillkürlich darauf achtete, was er tat.
    Seit Shananara ihr lediglich gezeigt hatte, wie man die Magie-Kräfte anzapfte, war R'shiels Können zu beträchtlicher Entfaltung gelangt. Und so war der Tag am Gläsernen Fluss, an dem das geschehen war – vor über einem Jahr –, mittlerweile Teil einer fernen, fernen Vergangenheit geworden.
    Wenn die Entweihung der Zitadelle Brakandaran gleichsam verletzt hatte, so rieb der Anblick der Straße, deren beide Seiten die Schänken und Gasthöfe der Festungsstadt säumten, ihm Salz in die Wunden. Der gesamten eng verwinkelten Straße, die einst eine breite, beiderseits mit Bäumen bepflanzte Allee gewesen war, haftete eine Aura schäbiger Habgier an. Wegen des Wolkenbruchs hatte man die Volksspeisung vom Amphitheater unter die Vordächer der Wirtshäuser verlegt, und die mit Gerichten aller Art beladenen Tafeln standen jetzt längs der Gaststätten. Trotz des anhaltenden Nieselregens herrschte dichtes Gedränge, weil selbst bei diesem Wetter die wenigsten Leute sich die Großzügigkeit der Schwesternschaft entgehen lassen wollten.
    Rotröcke mischten sich unter Seminaristinnen in grauen Kutten, Novizinnen in Grün und die buntscheckiger gekleideten Bürger. Blaue Schwestern sah man nur wenige, offenbar zogen sie es mehrheitlich vor, im Trockenen zu bleiben, anstatt sich im Nieselregen durchs Gewimmel zu schieben. Die in Weiß gekleideten Schwestern des Quorums bekam man überhaupt nicht zu sehen.
    »Können wir nicht an einen anderen Ort ausweichen?«, fragte Brakandaran, indem er voller Unbehagen das viele Volk beobachtete. Eigentlich hatten sie den Vorsatz gefasst, in eine Herberge nahe dem Tempel der Götter zu ziehen und sich außerhalb des allgemeinen Blickfelds zu halten, bis man bei Sonnenuntergang das Konzil der Schwesternschaft eröffnete.
    »Aber wir wollten uns doch hier mit Affiana treffen.«
    »Sie wird ganz gewiss auf uns warten.«
    R'shiel dachte kurz nach; dann nickte sie. »Da man die Speisung auf die Straße verlegt hat, dürfte das Amphitheater leer sein. Wir können Unterschlupf in den Gewölben suchen.«
    Sie wendete das Pferd und ritt voran, obwohl Brakandaran den Weg mit verbundenen Augen gefunden hätte. Die dortigen Kavernen waren einmal Ställe gewesen, die Behausung der Ahnen sämtlicher Pferde, die heute aus hythrischer Magie-Zucht hervorgingen.
    Sie ritten in den mit Fackeln erhellten Eingangsstollen, saßen ab und führten die Pferde tief in die Gewölbe. Die Gefahr, dass jemand sie dort störte, war gering. Mit einem schmerzlichen Gefühl des Verlusts schaute Brakandaran sich in den kahlen, verlassenen Räumen um.
    Schließlich unterdrückte er den Schmerz und wandte sich an R'shiel. »Bist du dir ganz sicher, dass du an deinem Vorhaben festhalten willst?«
    »Es gibt keinen anderen Weg, Brakandaran.« Im Dunkeln blieb ihre Miene unkenntlich, doch in ihrer Stimme gelangte unmissverständliche Aufregung zum Ausdruck. Seit ihrer Rückkehr in die Welt der Menschen waren die Unterschiede zwischen dem Dämonenkind und gewöhnlichen Sterblichen mit jedem Tag offenkundiger geworden. Diese Verschiedenheit machte sie für Brakandarans Geschmack ein wenig zu vermessen. Er entsann sich durchaus daran, ähnlich empfunden zu haben, als er in ihrem Alter gewesen war und entdeckt hatte, in welchem Umfang seine Kräfte ihn zu etwas Besonderem erhoben. Doch diese Art der Überheblichkeit bedeutete sowohl für R'shiel selbst wie auch für ihr Umfeld eine Gefährdung. Darum bestand das Erfordernis, ihr ein, zwei Schranken zu weisen – so wie es damals auch ihm geschehen war –, und zwar sehr

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