Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
ihrer Seite heraufbeschwor, sobald sie es denn kannte. Wenigstens hatte sie zugestanden, nach vollbrachtem Werk der Zitadelle den Rücken zu kehren.
    Genaues hätte Brakandaran nicht nennen können, aber er hatte die üble Vorahnung einer nahen Bedrohung, und dieses Gefühl war immer stärker geworden, seit sie in der Zitadelle weilten.
    Er wünschte, die Zitadelle wäre leichter zu durchschauen, besser zu verstehen. Er spürte ihre tiefe Sorge, und sie flößte ihm größte Beunruhigung ein.

43
    FAST BIS ZUM SONNENUNTERGANG wartete Loclon, ehe er sich endlich damit abfand, dass R'shiel und ihr Begleiter, der Mischling, nicht aufkreuzten. Durchnässt, verfroren und gründlich verstimmt begab er sich in den Blauen Bullen , um sich mit Garanus zu treffen und ihm den Fehlschlag zu melden.
    Loclon hatte die Schänke als einen eher ungeeigneten Ort für eine Verschwörerzusammenkunft erachtet. Für sein Empfinden war es ein viel zu öffentlicher Ort, und er ging davon aus, dass ein karischer Priester in einer medalonischen Kneipe geradeso auffiel wie der rote Waffenrock eines Hüters im Schneetreiben. Doch Garanus hatte seine Bedenken rundum verworfen. Er hätte gesonderte Räumlichkeiten zur Verfügung, sagte er, und die Wirtin aufs Großzügigste bestochen, um ihr Stillschweigen zu erkaufen. Außerdem war es Gründungsfesttag, sodass es in der Zitadelle von Auswärtigen wimmelte. Ein paar Fremde mehr oder weniger sollten wohl kaum Aufmerksamkeit erregen.
    Ungefähr eine Stunde nach der Ankunft der Ersten Schwester hatte sich der Regen zu leichtem Geniesel vermindert, und nochmals eine Stunde später hatte er vollends aufgehört. Da Loclon nicht dabei ertappt werden wollte, Garet Warners Befehle zu missachten, hatte er einen Burschen bezahlt, der die Schwester-Francil
    Halle beobachtete, und einen zweiten, der am Haupttor die Augen offen hielt. Beides hatte sich als Verschwendung klingender Münze herausgestellt. Seit dem Festzug war niemand in die Zitadelle gekommen, auf den R'shiels Beschreibung auch nur im Entferntesten zugetroffen hätte. Entweder hatte sie sich früher eingefunden, oder der Priester war einem Irrtum erlegen.
    Das Vergnügungsviertel war noch voller Leute, als Loclon sich dem Blauen Bullen näherte, weil die Bürger nun, da es nicht mehr regnete, den Festtag noch in vollen Zügen zu genießen beabsichtigten. Allerdings war die Luft bitterkalt, und zahlreiche Menschen drängten sich um die kleinen Feuer, die man überall längs der Straße entzündet hatte.
    Ungeduldig zwängte sich Loclon durch den überfüllten Schankraum des Blauen Bullen , bis er Lork erspähte, der vor der Tür eines der abgetrennten Speisezimmer Wache stand. Durch ihre bloße Wüstheit schreckte die Miene des Hünen jeden Neugierigen ab. Als Loclon die Tür erreichte, verwehrte ihm Lork mit einem gedämpften Knurren den Zutritt.
    »Ich werde erwartet«, sagte Loclon. Kurz stierte Lork ihm ins Gesicht, ehe er den dicken Arm senkte. Loclon öffnete die Tür und zwängte sich an ihm vorbei.
    Kaum dass sich die Tür hinter ihm mit einem Klicken schloss, erstarrte er vor Schreck. Dass er Meisterin Humbalda und Garanus hier antraf, davon war er ausgegangen, aber keineswegs fünf weitere karische Priester und einen hoch gewachsenen Mann mit verschleiertem Blick, in dem man trotz seiner unauffälligen
    Gewandung an seinem ganzen Gebaren auf Anhieb den karischen Edelmann erkannte.
    »Ah, da seid Ihr ja, Hauptmann«, sagte Garanus, der beim Geräusch der Tür die Augen gehoben hatte. »Ihr bringt uns, so hoffe ich, eine erfreuliche Nachricht?«
    Kurz verspürte Loclon die Anwandlung, die Flucht zu ergreifen. Die Angelegenheit wuchs ihm über den Kopf. Sein sehnsüchtiges Verlangen, R'shiel leiden zu sehen, hatte ursprünglich keinen Hochverrat in Kauf genommen. Viele Monate hindurch hatte er sich eingeredet, seine Klüngelei mit Meisterin Humbalda sei lediglich eine List, und sich damit getröstet, die dienstlichen Kenntnisse, die er ausplauderte, hätten keine entscheidende Bedeutung. Er hatte sich weisgemacht, dass er sie für seine Zwecke benutzte und nicht etwa umgekehrt. Doch nun, angesichts der unwiderleglichen Tatsache, dass Karier aus höchsten Kreisen an den Ränken beteiligt waren, regte sich sein Gewissen. Aber er zog es vor, es zu missachten.
    »Eure Annahmen waren falsch. R'shiel ist nicht mit der Ersten Schwester angelangt.«
    Mit mürrischer Miene schaute der karische Adelige Garanus an. »Du hast behauptet, du könntest

Weitere Kostenlose Bücher