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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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drehte sich der Greisin zu und küsste sie auf die Wange. »Tarjanian gibt auf dich Acht. Unterdessen forsche ich, weil es wohl angeraten ist, einmal nach, was aus dem Dämonenkind geworden ist.«
    Ohne jede Vorankündigung verschwand Dacendaran. Tarjanian schnitt eine finstere Miene, während die alte Draginja ein zahnloses Lächeln zeigte.

53
    MIKEL REDETE IN DEN lebhaftesten Tönen zu Dacendaran über die sichergestellten Vogeleier, da merkte er plötzlich, dass sein Freund sich gar nicht mehr an seiner Seite befand. Ratlos blickte er sich im Gewimmel des Zeltlagers um. Doch Dacendaran war nirgends zu sehen.
    Mikel seufzte. Inzwischen hatte er sich an Dacendarans merkwürdige Art des Verschwindens gewöhnt. Es kam häufig vor. Im einen Augenblick war er da, im nächsten fort. Aber diese Vorkommnisse waren eigentlich nicht so wichtig. Mikel kannte den Weg zum Zelt des greisen Kräuterweibs, wo die Eier sicher in einen alten Schal eingeschlagen lagen. Er nahm großen Anteil am Schicksal der Eier. Jeden Tag mochten nun die Jungen schlüpfen, und Mikel sah diesem Ereignis so aufgeregt entgegen, als wäre er ihr leiblicher Vater.
    Er bog in die Lagergasse neben Willy Bartels Bierzelt ein und blieb ruckartig stehen, als er eine bekannte Gestalt aus dem Zelt der Alten treten sah. Mikel unterdrückte einen überraschten Ausruf und versteckte sich eilends zwischen zwei Zelten. Was sucht Tarjanian Ten ragan im Zelt des Kräuterweibs? Hat er die Eier gefunden?
    Doch selbst Mikel musste sich sagen, dass das Ausnehmen eines Schwalbennests wohl kaum die Aufmerksamkeit eines Hüter-Hauptmanns anzog. Vielleicht hat er eine Erkrankung und sich deshalb von Draginja ein Mittel
    geben lassen? Da fiel ihm etwas wahrlich Grässliches ein. Möglicherweise hatte Tenragan entdeckt, dass Mikel viele Nachmittage gemeinsam mit Dacendaran müßig verbrachte, und er suchte ihn; der einzige Grund jedoch, warum Tenragan ihn suchen mochte, dessen war sich Mikel völlig sicher, musste sein, um ihn zu bestrafen. Was nun wohl folgt? Muss Jaymes durch meine Torheit einen Finger verlieren? Dass er sich von seinem Bruder losgesagt hatte, weil er ihn für einen Verräter hielt, vergaß Mikel zeitweilig.
    Er wartete sorgenvoll ab, während Tenragan sich zwischen den Zelten entfernte. Als er fest davon überzeugt war, dass der Hüter-Hauptmann nicht wiederkehrte, lief er zum Zelt der Alten und huschte hinein.
    »Hat er dir was angetan?«, fragte Mikel, kaum dass er den Fuß ins Zelt gesetzt hatte.
    »Wer sollte mir etwas angetan haben, Kind?« Offenbar überraschte die Frage Draginja.
    »Tenragan.«
    Draginja verzog das faltige Gesicht zu einer trübsinnigen Miene. »Für ein Kind spricht zu viel Hass aus deiner Stimme.«
    »Weil er ein Ungeheuer ist.«
    »Deine Unwissenheit macht dich blind, Junge. Tarjanian ist der auserkorene Geliebte des Dämonenkinds. Er ist bestimmt für Großes.«
    Mikel starrte sie an. »Wer sagt das?«
    »Die Götter, wie sich von selbst versteht. Hat dein Gott dir diese Sachverhalte nicht erläutert?«
    »Zu meinesgleichen spricht der Allerhöchste nicht. Er wendet sich nur an die Priester und solche Leute.«
    Traurig nickte Draginja. »Eine schwere Schande.«
    »Allemal ist Tenragan ja Medaloner.« Der Tonfall des Bedauerns, den das Kräuterweib anschlug, verunsicherte Mikel in beträchtlichem Maß. »Daher ist er ein Ungläubiger. Selbst wenn ich glaubte, was du über andere Gottheiten redest, er würde es leugnen.«
    »Tarjanian Tenragan weiß, dass es die Götter gibt, Mikel, aber er zieht es schlichtweg vor, sie nicht zu verehren. Die Hauptgottheiten haben gern Anhänger, bedürfen ihrer jedoch nicht. Durch das Entwenden der Eier hast du dem Gott der Diebe die Ehre erwiesen. Ob du an ihn glaubst oder nicht, bleibt dabei ohne Belang. Auch Tenragan kennt ihn, ohne ihn anzubeten. Er kam her, um mit ihm zu sprechen.«
    »Wir haben nichts gestohlen.«
    »Du hast die Eier den rechtmäßigen Eigentümern ohne deren Erlaubnis fortgenommen. Das ist Diebstahl, oder nicht?«
    »Aber wir wollten doch die Jungtiere retten«, wandte Mikel ein.
    »Tötest du einen Menschen, um einen anderen Menschen zu schützen, so hast du dennoch getötet, Mikel. Gute Absichten ändern nicht die Natur eines Vorfalls.«
    »Dann habe ich gegen die Gebote des Allerhöchsten verstoßen«, schlussfolgerte Mikel und sank regelrecht verzweifelt neben Draginjas Sitz zu Boden. »Ich bin verdammt …«
    »Du übertreibst gehörig«, schalt ihn die Greisin. »Du

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