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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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mehrere zerfranste Tücher gewickelt, und sie blickte ihm aus geröteten Augen entgegen, als er sich tief bückte, um ins Zelt zu treten. Als er sich aufrichtete, stieß sein Kopf fast ans Zeltdach.
    »Hauptmann Tarjanian Tenragan«, sagte die Greisin, als hätte sie ihn erwartet.
    »Woher weißt du, wer ich bin?« Im Zelt war es so düster, dass Tarjanian sie verkniffen anstarren musste, denn anders hätte er sie kaum gesehen.
    »Du bist der auserkorene Geliebte des Dämonenkinds. Kalianah hat es so gefügt. Sie hat mir von dir erzählt.«
    Tarjanian war noch ungläubig genug, um gar nicht wissen zu wollen, was sie mit diesen Worten meinte. »Ich suche Dacendaran.«
    »Den Gott der Diebe? Für jemanden wie dich ein seltsamer Umgang.«
    »Weißt du, wo er sich aufhält?«
    »Die Götter sind allerorten, Hauptmann.«
    »Ich habe mir eine etwas genauere Auskunft erhofft.«
    Die Alte lächelte und entblößte einen zahnlosen, rosi
    gen Gaumen. »Dacendaran hat erwähnt, für einen Hüter wärst du ein ausgesprochen eigentümlicher Mann. Jetzt verstehe ich seine Äußerung.«
    »Ich muss mit ihm reden«, sagte Tarjanian hartnäckig.
    »Die Götter achten auf alle unsere Gebete, Hauptmann.«
    »Aber ich möchte nicht zu ihm beten, ich will ihm eine Frage stellen!«
    »Zu schreien ist überflüssig, Tarjanian. Ich bin nicht taub.« Tarjanian fuhr herum und sah den Gott der Diebe vor sich stehen. Allem Anschein nach hatte er sich, seit Tarjanian das letzte Mal – in Testra – mit ihm zu schaffen gehabt hatte, nicht verändert, aber das war kaum verwunderlich. Dacendaran schob sich an ihm vorbei und kniete sich neben die Alte. »Bedrängt er dich, Draginja? Soll ich ihn in etwas Sechsbeiniges verwandeln, das gern unter Steinen haust?«
    »Er ist noch jung, Göttlicher, und steht unter Kalianahs Bann.«
    Dacendaran stand auf und wandte sich an Tarjanian. »So darfst du wohl vorerst deine Gestalt behalten. Was wünschst du von mir?«
    »Wo ist R'shiel?«
    »In der Zitadelle, wenn ich mich nicht irre.« Dacendaran zuckte mit den Schultern.
    »Ihr muss etwas zugestoßen sein.«
    »Wäre sie tot, wüsste ich es. Ihr Menschen plagt euch zu sehr mit allerlei Sorgen.«
    Tarjanian musterte den Jungen mit missfälligem Blick. »An Jenga ist der Befehl zur Waffenstreckung ergangen.«
    Diese Mitteilung brachte sogar den Gott zum Stutzen. Das Grinsen wich aus seiner Miene. »Darin ist vermutlich kein günstiges Zeichen zu sehen.«
    »Dacendaran, dieser Befehl konnte nur erlassen werden, wenn R'shiel gescheitert ist. Also muss ihr etwas zugestoßen sein.«
    »Nun, und wenn es so ist, dann aus eigener Schuld. Ich habe mich angeboten, sie zu begleiten, doch wollte man meinen Beistand? Nein. Sie wollten alles selbst tun. So sind die Harshini, musst du wissen. Sie bilden sich ein …«
    »Dacendaran!«
    »Was? Ach, um Vergebung. Wie lautet dein Wunsch?«
    »Dass du herausfindest … was aus R'shiel … geworden ist«, antwortete Tarjanian sehr langsam und deutlich.
    »Aha. Nun ja, ich finde, das ist gar kein übler Einfall. Wäre sie nicht mehr zur Hand, müssten wir die gesamte Dämonenkind-Posse von vorn anfangen, und das wäre unerhört langweilig.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    Erneut hob Dacendaran die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Tarjanian ballte an den Seiten die Fäuste; am liebsten hätte er Dacendaran an der Gurgel gepackt und kräftig durchgeschüttelt. »Wann begibst du dich auf den Weg?«
    »Du bist so ungeduldig .«
    »Sie könnte in Gefahr schweben, Dacendaran.«
    »Und vielleicht nimmt sie irgendwo an einem Teich
    ein Sonnenbad«, entgegnete der Gott. »Allerdings ist es Winter, muss ich einräumen, und R'shiel war nie jemand, die sich viel Ruhe gegönnt hat, obschon es ihr nicht schaden könnte … Ach, schau mich nicht so an. Ich sehe baldmöglichst nach dem Rechten, aber ich lege mich nicht mit Zegarnald an, sollte er da am Werk sein. Dank des Krieges ist er stärker denn je.«
    »Tu, was du zu tun hast, Göttlicher«, sagte Tarjanian.
    Dacendaran feixte. » Göttlicher? Heißt das etwa, du glaubst endlich an uns Götter, Tarjanian?«
    »Ich glaube an dein Dasein, Dacendaran, bloß verspüre ich keinerlei Hang, dich zu verehren.«
    »Sei es, wie es ist.« Der Gott stieß einen Seufzer aus. »Solange du nicht Kalianah sagst, dass du sie liebst …«
    »Diese Aussicht ist überaus gering.«
    »Das zu hören erfreut mich. Wirst du dafür sorgen, dass Draginja sicher fortgelangt?«
    Tarjanian nickte. Der Junge

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