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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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unbedingt nachsagen – nie schien sie von ihrer Schönheit etwas zu ahnen –, aber selbst das allerschlichteste Frauenzimmer hätte bei diesem Anblick erschrocken nach Luft geschnappt. Loclon hatte die Haare mit wenig Obacht abgeschnitten. An manchen Stellen bildete es dicke Garben, während es in einigen Bereichen so kurz gestutzt war, dass die Kopfhaut durchschimmerte.
    Sogleich verfärbten sich ihre Augen schwarz, und die Platzwunde an ihrer Stirn glich einem roten Schlitz quer durch die blaurote Verquollenheit der Prellungen. R'shiels langer Hals wies Entzündungen auf, ober- und unterhalb der dünnen Silberkette sah man weißliche Brandblasen. Mehrere waren geplatzt, sobald sie sich geregt hatte, sodass das Metall rohes, wundes Fleisch schabte.
    Lange, lange starrte R'shiel ihr Spiegelbild an; dann sank sie auf den Fußboden nieder und schluchzte wie ein Kind, dem das Herz brach.
    Brakandaran fühlte ihre Not, aber er konnte nichts tun, um sie zu lindern.
    Wie es für sie sein mochte, sich mit Loclon in Frohinias Gestalt auseinander zu setzen, konnte er sich nicht im Mindesten ausmalen. Außerdem war ihr Versuch misslungen, die Schwesternschaft in ihrem Sinne zu beeinflussen. Mahina saß im Karzer gefangen. Affiana und Meister Draco waren beide tot. Garet Warner war zur anderen Seite übergelaufen, und die Karier hatten in der Zitadelle die Oberhand. Als wäre das nicht genug Unglück, würde Tarjanian Tenragans Leben, sobald an der Nordgrenze der Befehl zum Waffenstrecken eintraf, der Rache der Karier ausgeliefert werden. Gewissheit hatte Brakandaran nicht, doch mutmaßte er, dass die Ursachen für R'shiels Tränen nicht allein im Schmerz gesehen werden mussten, sondern auch in ihrem Versagen.
    Aber während ihr Verhalten bis zu diesem Tag stets eigenwillig geblieben war, war R'shiel von da an so tief in Trübsinn abgesunken, dass es sie überhaupt nicht mehr scherte, was eigentlich geschah.
    Herzog Terbolt war, als er sie nach dem Abendgebet
    aufsuchte, wahrhaft entsetzt, sie in einem derartigen Zustand anzutreffen, und über das Entweichen der Dämonin geriet er in gerechten Zorn. Streng schalt er Loclon, beschränkte sich jedoch, weil die Karier eine fügsame Frohinia brauchten, darauf, ihm unrnissverständlich sein Missfallen kundzutun. Er befahl den Geistlichen, ihre Wunden zu behandeln, und Garanus brachte sogar die für einen Xaphista-Priester seltene Einfühlsamkeit auf, R'shiel die Haare so zu schneiden, dass sie, wenngleich die Haarpracht vorerst dahin war, wenigstens ordentlich aussah. Sobald die Verletzungen ausgeheilt wären, würde sie, schlussfolgerte Brakandaran, sicherlich gar nicht mehr übel aussehen. Auch bei gänzlich geschorenen Haaren behielt sie ein ausdrucksvolles Gesicht.
    Doch gegenwärtig kümmerte sich R'shiel um ihr Aussehen ebenso wenig wie um alles andere auf der Welt. Sie verzehrte nur etwas, wenn die Priester bei ihr standen und darauf beharrten, und dann tat sie es so gleichgültig, als hätte ihr Gaumen den Geschmackssinn verloren. Sie sagte nichts, außer man sprach sie an, und Antworten gab sie ausschließlich in tonloser Einsilbigkeit. Sie wusch sich, wenn man sie dazu anwies, sie aß, wenn man es ausdrücklich von ihr verlangte, aber war sie allein, blieb sie dort sitzen, wo sie in Anwesenheit der Priester zuletzt gesessen hatte, und sah mit stumpfem Blick in irgendwelche Fernen.
    Zwei Tage nach dem Überfall Loclons bildete sich unter der Halskette in mehreren Blasen Eiter. R'shiel zuckte nicht einmal, während die Geistlichen ihren Kopf
    umklammerten, die Blasen aufritzten und Salzwasser in die offenen Wunden gossen. Sie nahmen ihr die Halskette nicht ab, sondern vollzogen die Behandlung neben und unter den Kettengliedern; dennoch schien es, als bemerkte R'shiel von allem überhaupt nichts.
    Brakandaran entsann sich daran, wie gleichsam betäubt sie unmittelbar nach der Flucht aus Grimmfelden gewesen war, in der Nacht, als sie Loclon beinahe getötet hatte. Im Vergleich zu ihrer jetzigen Verfassung hatte sie sich damals geradezu lebhaft gezeigt.
    Doch Brakandaran konnte ihr nicht den geringsten Rückhalt geben.
    Zwei Wochen nach R'shiels Gefangennahme auf dem Konzil erklärte Herzog Terbolt endlich seine Absicht, die Zitadelle zu verlassen und nach Karien umzukehren. Schon seit längerem war sich Brakandaran dessen sicher, dass er irgendetwas abwartete, ohne erraten zu können, was es denn wohl sein sollte. Die Ankunft eines hoch gewachsenen, mürrisch dreinschauenden

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