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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Heer aus. Eher will ich selbst dem Unheil verfallen, als dass ich einen meiner Männer den Kariern ausliefere, damit sie ihn nach einem possenhaften Verfahren am Galgen aufknüpfen. Und vor allem nicht, da es wegen einer Tat geschehen soll, die gar er nicht begangen hat.«
    Verblüfft schaute Adrina den Hauptmann an. Wenn nicht Tenragan Ritter Pieter getötet hat, wer ist es dann ge wesen?
    »Ebenso wenig gebe ich Fersengeld, Hochmeister.«
      »Gegenwärtig ist der allerschlechteste Zeitpunkt, um
    auf edler Gesinnung zu beharren, Tarjanian. Ich habe die Karier tatsächlich angelogen. Heute Morgen hat ein Sendbote aus der Zitadelle weitere von Frohinia unterzeichnete Anweisungen überbracht. Dabei befand sich auch ein gegen Euch gerichteter Haftbefehl.«
    »Ihr habt also wirklich vor, die Waffen niederzulegen?«
    »Mir bleibt keine Wahl.« Tenragan gab keine Antwort. »Geht!«, befahl Jenga mit allem Nachdruck. In seiner Stimme schwang eine stärkere Gefühlsregung mit, als Adrina dem Obersten Reichshüter jemals zuvor angemerkt hatte.
    Tenragan zauderte nur kurz. Dann nahm er markig Haltung an. »Hochmeister …«
    Er wandte sich ab. Seine Miene spiegelte Entschlossenheit, aber auch ein wenig Enttäuschung. Adrina beugte sich vor und küsste Jenga auf die von Wind und Wetter faltige Wange, ehe sie und Tamylan sich dem Hauptmann eilends anschlossen.
    »Hauptmann!« Alle drei blieben sie stehen und blickten sich um. Adrina hätte geschworen, dass dem alten Recken Tränen in den Augen standen. »Nehmt so viele Männer mit, wie es Euch möglich ist. Bloß vermeidet jegliches Aufsehen.«
    Tenragan verstand die Worte auf Anhieb und nickte. »Ganz wie Ihr wünscht.«
    »Ihr seid der Einzige, an den ich ein solches Anliegen richten kann, begreift Ihr mich? Kein zweiter Mann in meinem Heer hat Erfahrung in der Art von Kriegsführung, die fortan vonnöten sein wird.«
      Diese Worte gaben Adrina ein Rätsel auf. »Krieg ist Krieg, oder nicht? Außerdem habt Ihr soeben die Waffenstreckung angekündigt.«
    »Meine Streitmacht legt die Waffen nieder, Eure Hoheit, ja gewiss. Indessen kann ich nicht bestimmen, was einstige Hauptleute des Heeres anfangen, nachdem sie aus meinen Diensten getreten sind.«
    »Ihr erklärt Euch also mit meinem Ausscheiden aus dem Hüter-Heer einverstanden, Hochmeister?«
    Der Oberste Reichshüter nickte. »Zahlt es den Schuften heim, Tarjanian. Sie sollen für jede Landmeile medalonischer Erde, die sie beschmutzen, bitterlich bezahlen.«
    Was konnte eine Hand voll ehemaliger Hüter-Krieger wohl schon bewerkstelligen, überlegte Adrina, um Streitkräften, die so riesig waren wie das karische Heer, in den Arm zu fallen? Sie sah dem Hauptmann ins Gesicht und erkannte in Tarjanian Tenragans Augen einen Ausdruck ruhiger Entschiedenheit.
    Aller Voraussicht nach würde sich die Besetzung Medalons für Cratyn erheblich schwieriger gestalten, als er es sich vorstellte.

56
    NACHDEM DIE KARIER unter der Heroldsfahne eingetroffen und abgeritten waren, ließen sich im Heerlager die Gerüchte nicht mehr unterdrücken, sodass Hochmeister Jenga darauf verzichtete, es überhaupt zu versuchen. Am Morgen nach der Zusammenkunft mit Kronprinz Cratyn wurde dem Heer bekannt gegeben, dass Medalon die Waffen streckte. Tags darauf schickte man während eines scheußlichen Regenschauers einen Boten in den Norden, um eine zweite Unterredung mit der karischen Führung zu erbitten; dieses Mal zu dem Zweck, die Einzelheiten der Waffenstreckung zu besprechen.
    Mikel nahm die Bekanntmachung mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Wie willkommen ihm auch der Gedanke war, bald wieder unter Landsleuten weilen zu dürfen, so sehr verdarb das Wissen, das er heimlich erworben hatte, ihm die Stimmung.
    Die Hythrier brachen ihr Lager mit bemerkenswerter Schnelligkeit ab. Allerdings ritten sie nicht in vollständiger Zahl davon; vielmehr schickte Wulfskling seine Reiter nacheinander fort, jeweils eine Hundertschaft. Anscheinend sorgte er sich, seine Reiterei könne, setzte sie sich geschlossen ab, für den Kronprinzen eine zu große Versuchung bedeuten. Wahrscheinlich würde Prinz Cratyn kaum der Verlockung widerstehen, tau
    send Hythrier durch Medalon zu verfolgen; aber es war schwerlich davon auszugehen, dass er sich der Mühe unterzog, überall verstreute kleine Häuflein zu hetzen.
    Mikel belauschte eine Unterhaltung Monthays mit ei
    nem anderen Sergeanten, in der die beiden Männer den Entschluss des Kriegsherrn erörterten. Offenbar

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