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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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bewunderte Monthay dessen Tücke. So erfuhr Mikel, dass die Hythrier zwar in Hundertschaften fortritten, jedoch Befehl hatten, sich bald darauf in noch kleinere Abteilungen aufzuspalten. Sie sollten sich um jeden Preis in die Heimat durchschlagen. Manche hatten den Auftrag, geradewegs zum Gläsernen Fluss zu reiten, andere die Weisung, beinahe bis Markburg auf dieser Seite des Flusses zu bleiben. Unter diesen Umständen musste es schier unmöglich sein, sie allesamt zu stellen und aufzugreifen.
    Nicht allein die Hythrier räumten das Heerlager in großer Eile. Das Trosszeltlager war zum Schauplatz der hastigsten Betriebsamkeit geworden, während die Mehrzahl der Bewohner eilends aufbrach, ein Teil hingegen seine Stätten ausbaute, weil er sich vom gewaltigen karischen Heer noch einträglichere Geschäfte erhoffte. Meisterin Miffanys farbenfroh gestreiftes Zelt war schon verschwunden, bevor die Karier Hochmeister Jenga einen Besuch abgestattet hatten. Gleiches galt für das Zelt der greisen Draginja.
    Was aus den Schwalbeneiern geworden war, wusste Mikel nicht, doch inzwischen stand er ihnen gleichgültig gegenüber. Er musste sich über bedeutsamere Angelegenheiten den Kopf zermürben. Über Angelegenheiten der Erwachsenen. Dacendaran und Kalianah hatte er
    seit Tagen nicht mehr gesehen, sodass er vermutete, auch seine neuen Freunde hätten ihr Heil in der Flucht gesucht.
    Den letzten hythrischen Haufen, der den Rückzug antrat, wollte Kriegsherr Wulfskling selbst anführen, aber die große Zahl der Reiter befremdete Mikel. Er war sich ziemlich sicher, dass der Großteil der hythrischen Reiter längst fort war; doch es sammelten sich viel zu viele Reiter am Rand des Heerlagers, um auf den Befehl zum Abritt zu warten.
    Auf einmal bemerkte Mikel, dass über die Hälfte der Männer, die mit Wulfskling fortreiten sollten, auf stämmigen medalonischen Pferden saßen und nicht auf prachtvollen goldbraunen hythrischen Rössern. Einige ritten sogar erbeutete fardohnjische Tiere. Mikels Verdacht fand seine Bestätigung, als sich schließlich Damin Wulfskling und Tarjanian Tenragan Seite an Seite einstellten. Zwar trugen die Reiter schlichte Bürgerkleidung, doch stammte sie – so gewiss wie Xaphista der Allerhöchste war – aus den Reihen des Hüter-Heers. Tenragan floh den Schauplatz und nahm hunderte von Kriegern mit, darunter auch die überlebenden Fardohnjer.
    Unweit der inzwischen verlassenen hythrischen Ställe stand Mikel auf dem obersten Balken eines Pferchzauns und beobachtete die Ereignisse. Die Prinzessin entdeckte er nicht, jedoch musste sie irgendwo inmitten dieser Schar sein, daran gab es keinen Zweifel. Auch Jaymes konnte er in dem Gewimmel nicht erspähen. Mikel hatte nämlich jede Abteilung, die zum Lager hinausritt, aufmerksam gemustert, und daher hegte er die Überzeugung, sein Bruder müsse noch anwesend sein. Vielleicht
    hatte Jaymes endlich doch das Licht der Einsicht geleuchtet; oder möglicherweise war er von den Hythriern, sobald ihr Entschluss zur Heimkehr feststand, verstoßen worden.
    Gerade dämmerte vollends der Morgen, als Tenragan den Befehl zum Abritt erteilte. Er und Wulfskling hielten sich abseits, während die Reiter lostrabten, und steckten die Köpfe dicht zusammen, als besprächen sie etwas Hochwichtiges. In ihrer Nähe warteten mehrere andere Reiter, aber wer sie waren, konnte Mikel aus der Entfernung nicht unterscheiden.
    »Mikel!« Jaymes sonderte sich von der Reiterschar ab und kam auf ihn zu. Er ritt ein medalonisches Pferd; offenbar vertraute man ihm noch nicht zur Genüge, um ihm ein wertvolles hythrisches Ross zuzuteilen, doch die Satteltaschen waren prall gefüllt, am Sattel hing eine eingerollte Decke. »Bist du gekommen, um mich zu verabschieden?« Angesichts der bevorstehenden Abenteuer funkelten Jaymes' Augen vor Aufregung. Stolz wie ein Hüter-Krieger saß er auf seinem Reittier.
    Vorwurfsvoll blickte Mikel ihn an. »Verräter.«
    Jaymes' Miene wurde hart. »Du bist ein Kind, Mikel. Du verstehst die Welt nicht.«
    »Ich verstehe vieles. Du verrätst das Vaterland, deinen König und den Prinzen. Genau wie sie.«
    »Wie wer?«
    »Das braucht dich nicht zu scheren.« Mikel hatte nicht vor, sein Wissen vor Jaymes auszuplaudern. Sein Bruder verdiente es nicht, die Wahrheit zu kennen.
    Jaymes seufzte. »Ich muss reiten, Mikel. Bestellst du Mutter und Vater meinen liebevollen Gruß?«
    Die Unverfrorenheit dieser Zumutung versetzte Mikel in helle Wut. »Nichts dergleichen werde

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