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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Cortanen ihn an. »Ist es denkbar, dass Ihr Euch, nachdem Eure Besprechung beendet ist, mit dem Hochmeister und mir ins Kastell begebt? Etwas Dringliches hat sich ereignet, das Eure Beachtung verlangt. Freilich nur, wenn Ihr dafür ein wenig Zeit erübrigen könnt.«
    Damin rieb sich das wunde Kinn und musterte Tarjanian, der allem Anschein nach – trotz seiner Trunkenheit – den Kampf besser überstanden hatte. Er fasste den Vorsatz, in Zukunft, sollte der Medaloner erneut das Bedürfnis zum Draufhauen verspüren, dafür zu sorgen, dass jemand anderes die Folgen trug.
    »Ich glaube, hohe Dame, wir sind ohne weiteres dazu imstande, uns zu Euch zu gesellen«, antwortete Damin, als nähme er eine Einladung zum Gastmahl ein. »Wollen wir gehen, Hauptmann?«
    »Na gewiss doch.« Tarjanian schaute ins Rund der Umstehenden, als bemerkte er sie zum ersten Mal. »Leidet ihr Kerle an Langeweile, sodass ich euch eine Beschäftigung zuteilen muss?«
    Mehrere Hüter hatten sich unterdessen schon der Aufgabe gewidmet, das in Flammen aufgegangene Zelt zu löschen. Alle anderen Hüter und Rebellen entschwanden nun mit beachtenswerter Schnelligkeit ins Dunkel. Ein Blick Damins spornte seine Landsmänner zu Gleichem an. Den Eindruck des Müßigseins zu erwecken musste um jeden Preis vermieden werden, das war jedem Krieger im Heerlager klar. Hinter Mahina Cortanen verzog Hochmeister Jenga das zerfurchte Gesicht zu einem seiner seltenen Lächeln, als er die Männer eilig zurück in die Zelte huschen sah.
    Über die Schulter schaute Mahina Cortanen dem Hochmeister ins Gesicht. Fast blitzartig wich das Lächeln aus seiner Miene.
    »Findet Ihr Anlass zur Belustigung, Hochmeister?«
    »Ich erfreue mich an Eurem ungebrochenen Mut, Gnädigste«, gab Jenga mit fester Stimme zur Antwort.
    »So nennt Ihr es? Ich wüsste eine treffendere Beschreibung.« Sie wandte sich, die Stirn gerunzelt, erneut an Damin und Tarjanian. »Wascht Euch und begebt Euch ins Kastell.« Sie machte, den Holzkübel in der Hand, auf dem Absatz kehrt und eilte durch die Dunkelheit davon.
    »Hat sich etwas ereignet?«, fragte Damin den Hochmeister. Im Allgemeinen zeichnete sich Mahina Cortanen durch ihren Gleichmut aus. Eine Frau so zornig zu sehen, die seine Großmutter sein könnte, wirkte auf Damin befremdlich.
    »Es ist jemand aus der Zitadelle eingetroffen«, lautete Jengas Auskunft.
    »Wer?«, wünschte Tarjanian zu erfahren. Allem Anschein nach hatte das eisige Wasser ihn weitgehend ernüchtert. Damin wäre es recht gewesen, hätte auch er den Rausch so schnell überwinden können.
    »Garet Warner.«
    Damin wandte sich Tarjanian zu und versuchte sich eine kluge Frage einfallen zu lassen. Er empfand es als Schmach, einem Medaloner beim Zechen unterlegen zu sein. Wenigstens galt es vorzuspiegeln, dass er fähig wäre, einen klaren Gedanken zu fassen. »Steht er auf unserer Seite, dieser Garet Warner?«
    Tarjanian hob die Schultern. »Das bleibt wohl abzuwarten.«
    Garet Warner erwies sich als durchschnittlich groß gewachsener Zeitgenosse unauffälligen Aussehens, der den roten Hüter-Waffenrock und das Rangabzeichen eines Obristen trug. Sein Schädel wurde langsam kahl.
    Er sprach mit täuschend gedämpfter Stimme, deren Worte einen überaus scharfen Verstand bezeugten.
    Im Fackelschein der in aller Eile notdürftig wieder aufgebauten Halle des so genannten Verräter-Kastells beobachtete der Kriegsherr den Obristen. Woher der Name »Verräter-Kastell« stammte, darin war sich Damin unsicher. Eine allgemein anerkannte Benennung war es jedenfalls nicht, und es galt als reichlich gewagt, sie in Hörweite des Hüter-Hochmeisters auszusprechen. Dennoch erachtete Damin sie als angebracht: Zwar hatten sich die Hüter hier gesammelt, um ihre Heimat gegen Eindringlinge aus dem Norden zu verteidigen, aber um sich dazu in die Lage zu versetzen, hatten sie etliche Eide brechen müssen.
    Die Ruine war verlassen gewesen, als sie einige Monate zuvor eingetroffen waren, und näher an der Nordgrenze errichtete man inzwischen eine unter den Gesichtspunkten der Kriegskunst günstiger gelegene, stärkere Festung, die bald den Zweck des alten Kastells übernehmen sollte. Bis dahin jedoch gab das VerräterKastell in der weiten, grasigen Ebene Nord-Medalons die einzige Stätte ab, die man mit zumindest gewisser Berechtigung ein Bollwerk nennen konnte.
    Der Gesichtsausdruck des Obristen offenbarte nichts von seinen Gedanken, während Damin und Tarjanian durch den Saal auf ihn zu eilten.

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