Dämenkind 2 - Kind der Götter
überqueren? , fragte die Stimme verwundert.
Ich fürchte, was es bedeutet.
Es bringt dich zu mir.
Ich kann dich vernichten, Xaphista. Musst du daher nicht mein Kommen fürchten?
Es ist keineswegs vonnöten, mich zu vernichten, R'shiel. Gemeinsam wären wir unbezwingbar.
Gemeinsam?
Du könntest meine Hohepriesterin sein. Wir könnten zu sammen die ganze Welt beherrschen.
Und wenn ich die Welt gar nicht beherrschen mag?
Du bist zur Hälfte Mensch.
Das heißt nicht zwangsläufig, dass ich mir ersehne, Herr scherin eines Reiches zu sein.
Was ersehnst du, R'shiel?
Heil.
Darauf wusste Xaphista anscheinend keine Antwort; eine lange Frist verstrich, bis er sich erneut an sie wandte.
Das Übersetzen bei Hirschgrunden erfolgte in eisigem, böigem Wind, der die sonst spiegelglatte Wasserfläche des Flusses aufpeitschte, als zerstöbe Glas in zahllose Scherben und Splitter. Hoch stand die Sonne am hellen, wolkenlosen Himmel, spendete jedoch keine Wärme. R'shiel lehnte am Schanzkleid der Fähre, ohne auf die kalte Gischt zu achten, die sie besprühte, während die Fährleute sich gegen das dicke Tau stemmten und das Gefährt mit grimmiger Entschlossenheit über den Fluss zogen. Die Strömung bereitete ihnen nichts als Schwierigkeiten.
Obwohl die Fährleute sich zur Ablehnung jeglichen Götzentums bekannten, tuschelten sie über den Zorn der Flussgöttin Maera. Eine dermaßen gefährliche Über
querung wollten sie noch nie erlebt haben. Man hätte meinen können, der Gläserne Fluss sei zum Leben erwacht und gedenke mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Fähre das andere Ufer erreichte.
Schließlich schafften die Fährleute es doch. R'shiel ließ sich von Herzog Terbolt aufs Trockene führen und harrte geduldig aus, während auch die übrigen Fahrgäste von der Fähre stiegen. Um das vollzählige Geleit über den Fluss zu befördern, brauchte die Fähre voraussichtlich zwei Tage. Deshalb nahm Terbolt Unterkunft im Gasthof Zum Storchen und fügte sich ins Warten. R'shiel schenkte ihrer Umgebung nicht mehr Aufmerksamkeit, als sie es getan hatte, während sie sich unter Loclons Knute auf dem Weg nach Grimmfelden befunden hatte.
Zur Abendmahlzeit suchte Garanus sie auf und stand während des Essens neben ihr; anschließend stellte er das Tablett weg und setzte sich an ihre Seite. So hielt er es jeden Abend. Er predigte auf sie ein, als ob sie ihm zuhörte, und schilderte in allen Einzelheiten die Allmacht des Allerhöchsten. R'shiel empfand das Geleier seiner Knarzstimme nicht einmal als einschläfernd, sondern nur als verdrießlich.
Er vertritt meine Sache sehr beredt.
Er ist lästig. Wenn du wirklich meine Leiden mindern willst, wäre es ein Anfang, mich Garanus' zu entledigen.
Ganz wie es dir beliebt. Unvermittelt unterbrach sich Garanus mitten im Satz und verließ die Kammer. Von mir kannst du alles haben, R'shiel, was du begehrst.
Falls ich dir verspreche, dich nicht zu vernichten , schlussfolgerte R'shiel.
Unter der genannten Voraussetzung ist darin beileibe keine widersinnige Erwartung zu sehen, oder?
Du kannst für mich nicht tun, was ich möchte, Xaphista.
Ich kann alles für dich tun. Du brauchst nur darum zu bit ten.
Dann gib mich frei. Nimm mir die Halskette ab. Lass mich wieder meine Kräfte spüren.
Ich weiß nicht, ob ich dir so weit vertrauen darf, Dämonen kind.
Warum sollte ich dich dann brauchen? Du bist der Urheber all meines Leids.
Nicht ich bin es, R'shiel. Es sind die Hauptgottheiten, sie wollen dich leiden sehen.
Die Hauptgottheiten haben mich geschaffen.
Und leben in Furcht vor ihrem Geschöpf. Was glaubst du, durch wessen Wirken all das Leidvolle in deinem Dasein geschieht?
Deine Anhänger sind es, die mich gefangen halten.
Allein zu deinem Schutz. Die Hauptgottheiten haben dein Leben lange genug gelenkt.
Was soll das heißen?
Kannst du denn so blind sein, R'shiel? Sie trachten nach meinem Untergang. Ist dir nicht klar, weshalb du in der Zita delle herangewachsen bist? Kein durch die Harshini aufgezo genes Kind, selbst wenn es einen Anteil menschlichen Bluts hätte, könnte ans Töten nur denken.
Brakandaran ist sehr wohl dazu fähig.
Er ist geradeso ein Geschöpf der Hauptgottheiten wie du.
Willst du mir einreden, die Hauptgottheiten hätten Frohi nia dazu bewogen, mich an Kindes Statt aufzunehmen?
Genau so ist es. Um dich aufzuziehen, wählten sie die herz
loseste und kaltsinnigste Vettel aus, die sie nur finden konn ten. Wie sonst wäre zu
Weitere Kostenlose Bücher