Dämenkind 2 - Kind der Götter
widersprechen. »Ich danke Euch.«
Almodavar führte die Stute in die Richtung der mittlerweile aufgestellten Schildwachen. Gleich darauf kam in seinem Auftrag jemand, um Tamylans Reittier zu holen. Als sich Adrina umdrehte, sah sie, wie Tamylan sich am Feuer die Hände wärmte, wobei sie merklich Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben.
»Setz dich nieder, Tamylan, ehe du umfällst.«
»Wenn Ihr keine Einwände habt, bleibe ich stehen. Mir sollte es gar recht sein, brauchte ich nie wieder zu sitzen.«
Als es schließlich dunkel geworden war, fühlte Adrina sich ein wenig wohler. Das warme Essen und die Glut des Lagerfeuers verschafften ihren schmerzenden Muskeln Linderung. Erst geraume Zeit nach der Abendmahlzeit erschienen Damin und Tenragan an der Feuerstelle. Tamylan war unterdessen eingeschlummert, und Adrina sanken die Lider herab. Nur weil sie keine bequeme Ruhelage fand, war sie nicht auch schon eingeschlafen.
»Steh auf, Schlafmütze. Nun ist ein wenig Bewegung angesagt.«
»Rede keinen Unfug. Ich kann kaum die Augen offen halten.«
»Ich weiß, aber vertrau mir. Lockerst du nun die Beine, hast du am Morgen geringere Beschwerden.«
Damin packte Adrinas Hand und zog sie zum Stehen hoch.
»Lass mich!«
»Hör auf zu nörgeln. Du keifst wie eine verwöhnte Prinzessin.«
»Ich bin eine verwöhnte Prinzessin«, stellte Adrina klar.
»Wie könnte ich einer königlichen Hoheit Widerworte geben? Begleitest zumindest du mich, Tarjanian?«
»Nein, ich muss nach den Schildwachen sehen. Genießt getrost das Lustwandeln, Eure Hoheit.« Im Düstern konnte Adrina das Gesicht des Hauptmanns nicht erkennen, hörte der Stimme aber seine Erheiterung an.
»Ich wollte wetten, dass er sich über R'shiel nicht lustig zu machen wagt«, murrte Adrina, als Damin sie mit sich zog. Bitter kalt war es, und der unebene Boden ließ ihre Muskeln bei jedem Schritt nur noch mehr schmerzen.
»Würdest du über jemanden lachen, dem ein Blick genügt, um dich in Asche zu verwandeln?«
»Wie lässt es sich erklären, dass du in so vortrefflicher Stimmung bist?«
»Ich trage noch den Kopf auf den Schultern. Im Krieg hat man dadurch täglich aufs Neue die Veranlassung zum Jubilieren. Tu größere Schritte. Es kommt darauf an, die Beine zu strecken, nicht wie bei Hofe umherzutänzeln.«
»Ich tänzele nicht, um's dir klar zu sagen.«
»Um Vergebung, Hoheit.«
»Und behandle mich nicht onkelhaft.«
»Du bist heute wahrhaftig schlechter Laune. Ich hätte erwartet, dass es dich freut, in Freiheit zu sein.«
»Ich friere und bin überaus müde, Damin. Mir ist zu
mute, als hätte man mich in einen Sack gesteckt und zwei Stunden lang mit dem Knüttel durchgeprügelt. Deshalb mangelt es mir an Kraft, um mich über irgendetwas zu freuen.«
Ein wenig verlangsamte Damin seine Schritte und legte den Arm um Adrinas Schultern. »Auch ich bin müde. Aber ich bleibe frohen Sinns, weil mir als Kriegsherr jeder Kleinmut fremd sein muss.«
»Ich zähle nicht zu deinen Reitern, sodass für dich keine Verpflichtung besteht, meinen Mut zu heben.«
Leise lachte Damin, gab jedoch keine Antwort. Durchs Dunkel entfernten sie sich allmählich vom Lagerfeuer, hielten sich allerdings innerhalb des Rings der Schildwachen, die das Gehölz bewachten. Ungefähr alle fünfzig Schritt gewahrte Adrina die Umrisse eines Wächters, der den Blick aufmerksam in die freie Landschaft außerhalb des Hains gerichtet hatte.
Dank des Arms um ihre Schultern wurde es Adrina etwas wärmer, und tatsächlich glaubte sie bald eine gewisse Entkrampfung ihrer Beine zu spüren. Doch sollte die Erholung nur kurz sein. Morgen ging der rücksichtslose Ritt weiter.
»Wie lange brauchen wir bis zum Fluss?«, erkundigte sich Adrina nach einer Weile des Schweigens.
»Vermutlich sieben bis acht Tage. Genaueren Aufschluss dürfte dir Tarjanian geben können.«
»Noch acht Tage lang sollen wir so grausam durchs Land sprengen?«
»Nein. Selbst wenn wir's wollten, uns brächen die Pferde zusammen. In ein, zwei Tagen vermindern wir die Geschwindigkeit.«
»Du befürchtest, dass Cratyn uns verfolgt, nicht wahr?«
Damin nickte, während alle gute Laune aus seiner Miene wich. »Von Jenga erfährt er nicht, wo du abgeblieben bist, aber es gibt im Heerlager genügend Leute, die wissen, dass du dich dort aufgehalten hast. Wir müssen unterstellen, dass er davon erfährt, und zwar eher früher als später.«
»Und wenn er uns ergreift?«
»Das wird er nicht. Unser Vorsprung ist zu
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