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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Cheltaran?«
    »Der Gott der Heilkunst. Du solltest dich geehrt fühlen. Es geschieht selten, dass er eigens bei jemandem eingreift, sei es Mensch oder Harshini.«
    Kurz schloss R'shiel die Lider und fragte sich, weshalb diese Worte weder Verblüffung noch Schrecken in ihr hervorriefen. Anscheinend war sie gegenwärtig außer Stande zu derartigen Gefühlswallungen.
    »Und Tarjanian …?«
    »Er ist wohlauf. Er befindet sich im Norden, an der Grenze.«
    Selbst diese Auskunft hatte ein lediglich leichtes Aufkeimen der Erleichterung zum Ergebnis. R'shiel überlegte, ob ihre Empfindungen nicht stärker ausfallen
    müssten. Vielleicht war sie schlichtweg viel zu ermattet und erschlafft, als dass irgendetwas nachhaltigeren Eindruck auf sie machen konnte. Aber ihr blieb die Möglichkeit, sich später mit alldem zu befassen, nachdem sie ihre Kräfte wiedergewonnen hatte.
    »Was tust du hier?«
    »Hier ist mein Heim, R'shiel. Es ist auch dein Heim.«
    »So?«
    Brakandaran lächelte, als ob ihre Unsicherheit ihn erheiterte. »Schlafe weiter, R'shiel. Wenn du das nächste Mal erwachst, werden sich die Harshini deiner annehmen. Sie sind ein sanftmütiges Volk, also achte auf dein Betragen. Schrei nicht vor Schreck, sobald du ihre Augen erblickst. Ich habe mit dir keinen so weiten Weg zurückgelegt, damit du mich in Verlegenheit bringst.«
    R'shiel lächelte matt. »Ich werde ein artiges Mädchen sein.«
    Brakandaran nickte und entfernte sich vom Bett.
    »Brakandaran …?«
    »Ja?«
    »Ich verdanke dir mein Leben, nicht wahr?«
    »Du ahnst beileibe nicht«, antwortete er, »in wie vielerlei Hinsicht.«
    Als R'shiel zum nächsten Mal aufwachte, war ihr wesentlich wohler zumute. Die Schwäche, unter deren Joch sie sich befunden hatte, war einer Art ruhelosem, von Kraft strotzendem Tatendrang gewichen, die sich äußerst schlecht mit müßigem Daliegen vertrug. Ihre harshinischen Betreuer, die sich Boborderen und Janarerek nannten, lächelten ihr immerfort zu, aber lehnten es nachdrücklich ab, sie aufstehen zu lassen. R'shiels einziger Versuch, ihnen zu trotzen, zog lediglich ein noch freundlicheres Lächeln nach sich, während sie gleichzeitig ihr Aufbegehren durch magische Anwendungen im Keim erstickten. Sie spürte das inzwischen vertraute Kribbeln der Magie auf der Haut und konnte keinen Finger rühren. Angelegentlich redeten die zwei Harshini über sie und schalten sie nachsichtig, aber sich gegen sie durchzusetzen, erwies sich als völlig undurchführbar.
    Daher begab sie sich in die Situation und befolgte alle ihr erteilten Weisungen.
    Am folgenden Tag besuchte Brakandaran sie erneut; diesmal begleitete ihn ein hünenhafter Harshini, dessen Haar fast so rot war wie R'shiels. Er trug, genau wie die übrigen Harshini, ein schlichtes, weißes Gewand, aber sein Auftreten unterschied ihn von seinen Volksgenossen mit augenfälliger Deutlichkeit. Er zeichnete sich durch ein wahrhaft erhabenes Gebaren aus, wie R'shiel es bis dahin kaum jemals erlebt hatte, und seine mannhafte Schönheit grenzte zu sehr an Vollkommenheit, als dass er ein Mensch hätte sein können – selbst wenn seine eigentliche Stammeszugehörigkeit nicht durch die schwarzen Augen offenbart worden wäre.
    Nachdem sie der magischen Schranken ledig geworden war, die ihre Betreuer ihr auferlegt hatten – zu guter Letzt nahmen sie ihr das Versprechen ab, sich sittsam zu benehmen –, wurde R'shiel beinahe danach zumute, sich tief vor ihm zu verbeugen.
    »Eure Majestät«, sagte Brakandaran mit ungewohnter Förmlichkeit, »erlaubt mir, Euch Eure Anverwandte vorzustellen, R'shiel té Ortyn.«
    Das also war der Harshini-König. »Eure Majestät …«
    »Es erfüllt mein Herz mit Freude, dich genesen zu sehen, R'shiel«, erklärte Korandellan. Und er sprach spürbar im Ernst. Nie zuvor war R'shiel Leuten begegnet, die so frei von jeglichem Hintersinn waren, sich so aufrichtig um ihr Wohlergehen bemühten. »Doch bitte ich dich, auf unnötige Förmlichkeiten zu verzichten, wir sind ja Verwandte. Du darfst mich Korandellan rufen.«
    Eingedenk ihrer Zusage, sich untadelig zu verhalten, bedankte R'shiel sich höflich beim König. Kaum merklich nickte Brakandaran ihr zu. Der Gedanke belustigte R'shiel, dass sie vermutlich zum allerersten Mal im Leben etwas getan hatte, das er billigte. »Wenn du wieder aufs Vollständigste gesundet bist, zeige ich dir gern all die heiligen Hallen des Sanktuariums«, fügte Korandellan hinzu. »Und wir müssen, wie es sich von selbst versteht,

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