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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Jungen, was er sich da zwecks Ehelichung eingehandelt hatte.
    In königlich-würdevoller Haltung beschritt Adrina den mit Blütenblättern bedeckten Weg, bis sie vor ihrem Vater verharrte und einen anmutigen Hofknicks vollführte. Sie war eine schöne Frau in den besten Jahren.
    Zwar war sie nicht sonderlich groß, und es mangelte ihr an Cassandras zierlicher Anmut, doch war sie über die jugendlich-schlaksige Gestalt ihrer Schwester hinaus zu einer Frau von eindrucksvoller Schönheit erblüht. Am auffallendsten war das Smaragdgrün ihrer weit auseinander stehenden Augen, und anstelle der linkischen Statur junger Mädchen war ihr Körper wohlgerundet und geschmeidig. Cratyn dürfte sich glücklich schätzen, wäre er zu würdigen imstande, was für eine Gemahlin er erhielt. Vorausgesetzt allerdings, Adrina ließ das Mundwerk geschlossen.
    Lecter Turon kam herbeigewackelt und reichte Hablet eine schmale Klinge in einer mit Edelsteinen geschmückten Scheide. Der König streckte den Dolch Adrina hin.
    »Empfange den Brautdolch deiner Mutter.«
    »Ich hoffe, er trägt mir mehr Glück ein als ihr«, antwortete Adrina und nahm die Gabe an. Über Adrinas Mutter pflegte man bei Hofe nicht zu reden.
    »Mir bricht schier das Herz, dich zu verlieren, meine Blume«, beteuerte Hablet, der diese Versicherung beinahe selbst glaubte, aber nicht zur Gänze.
    Adrinas Augen funkelten gefährlich. »Noch ist es nicht zu spät, sich zu besinnen, Vater.«
    Er kannte diesen Blick. Sie hatte ihn sich zu seinen Knien angeeignet.
    »O doch, das ist es sehr wohl, mein Kind.«
    »Dann wirst du wohl oder übel die Folgen tragen müssen, nicht wahr?«
    Hablet lächelte. Ausschließlich Adrina traute sich das Wagnis, ihm zu drohen. Fast überschwänglich schloss er
    sie in die Arme, und angesichts dieses äußeren Zeichens der Zuneigung zwischen König und Prinzessin brach die Menschenmenge in neues Jubeln aus.
    »Wenn du meine Pläne störst«, raunte er ihr liebevoll zu, indem er sie an sich drückte, »sorge ich dafür, dass du an den kältesten und elendsten Ort verbannt wirst, den man sich vorzustellen vermag.«
    »Denk dir eine wirksamere Drohung aus, Papa«, flüsterte sie, »denn eben das hast du mir schon angetan.«
    Er ging auf Abstand und hielt sie für ein kurzes Weilchen an den Armen. Fest erwiderte sie seinen Blick. Genauso war ihre Mutter gewesen: furchtlos und voller Tatendrang. Wie bedauerlich, dass der Ehrgeiz ihr zu Kopf gestiegen war: Hätte sie gelernt, sich zu mäßigen, wäre alles wohl kaum so weit gekommen. Aber Adrina übertraf ihre Mutter noch in mancherlei Hinsicht … Beinahe überwältigte Hablet die Liebe zu seinem Kind. Er hoffte, dass das Gefühl bald schwinden würde.
    Er ergriff Adrinas Hand und legte sie feierlich in Cratyns Rechte. Das Volk geriet aus Begeisterung geradezu in Aufruhr. Hablet vermutete die Ursache dafür eher darin, dass Adrina sich endlich vermählte, weniger hingegen in irgendeiner Zuneigung zum karischen Bräutigam.
    »Mögen die Götter dieser großartigen Vereinigung ihren Segen spenden!«, ließ Hablet seine kraftvolle Stimme ertönen. »Vom heutigen Tag an leben Fardohnja und Karien in Frieden.«
    Laut johlten die Zuschauer vor Freude, obwohl sie genau wussten, dass die Verlautbarung des Königs kaum im Zusammenhang mit seinen Empfindungen
    stand. Fardohnjas Gesetze verboten es durch Eheschließung miteinander verbundenen Adelsfamilien, sich gegenseitig die Fehde zu erklären. Dasselbe galt auch für den König. Auch die Karier hatten darüber volle Klarheit und zweifellos nur darum ihre Vorurteile überwunden; andernfalls hätten sie nie eine fremdländische Braut in Erwägung gezogen. Doch eine Königin fardohnjischer Herkunft war ein eher geringes Zugeständnis in Anbetracht der Gewissheit, dass Hablet die Möglichkeit verwehrt blieb, wider Karien Krieg zu führen.
    Aus Unbehagen wand Cratyn sich ein wenig auf der Stelle, während er Adrinas Hand hielt. Hablets Tochter lächelte und winkte dem Volk zu. Die Menschen mochten die Prinzessin gern. Sie war eine über die Maßen schlaue Kennerin der Staatskunst und hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, den Geringeren außerhalb des Palastes eine gewisse Großzügigkeit zu erweisen. Gegenüber sämtlichen sonstigen Zeitgenossen bewies sie ein nahezu tyrannisches Verhalten, aber die einfachen Leute entsannen sich ihrer kleinen Freundlichkeiten, sodass es ihnen wahrscheinlich aufrichtig Leid tat, sie aus Fardohnja fortziehen zu sehen.
    Zackig

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