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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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ABREISE aus Talabar wurde ein bedeutsames Ereignis, zumal König Hablet den Vorsatz hatte, seine Tochter in gebührlicher Art und Weise zu verabschieden. Krieger in weißen, ausschließlich für Festlichkeiten gedachten Waffenröcken säumten die notdürftig wieder aufgebaute Ufermauer, Musikanten spielten fröhliche Weisen, um die Zuschauer bei Laune zu halten, und sogar Bhren, der Gott der Winde, schenkte an diesem Tag Fardohnja seine Gunst. Das Wetter meinte es gut mit den Reisenden: makellos blauer Himmel, stille See. Im warmen Sonnenschein glomm die ausgedehnte Stadt Talabar in rosaroten Farbtönen; auf den Flachdächern in der Nachbarschaft des Hafens drängten sich neugierige Fardohnjer, um einen letzten Blick auf ihre Prinzessin zu erhaschen.
    Hablet stieg aus der Sänfte und sah sich zufrieden um, winkte dem Volk zu und dankte ihm den Jubel mit königlicher Gebärde. Der Pakt mit Karien hatte ihm nahezu alles Erwünschte eingebracht, und er befand sich in außergewöhnlich hochherziger Stimmung. Ihm sollte in wenigen Monaten aus Karien genug gerades, langes Baumholz zukommen, um die Schiffe zu bauen, nach denen ihm der Sinn stand, auch genügend Gold, um ihren Bau zu bezahlen, und während die Karier und Medaloner sich im Norden bekriegten, hatte er durch
    die südlichen Ebenen Medalons freien Weg nach Hythria. Am meisten freute er sich über die Aussicht, zu guter Letzt Lernen Wulfskling vernichten zu können, den hythrischen Großfürsten – mitsamt seinen Erben –, um endlich die vor dreißig Jahren erfolgte Beleidigung rächen zu können, an die sich eigentlich kaum noch irgendjemand erinnerte.
    König Hablet jedoch vergaß niemals eine Beleidigung.
    Als Gegenleistung hatte er den Kariern überraschend wenig zugestehen müssen. Gewiss erlangten die karischen Schiffe freie Zufahrt in die Solanndy-Bucht, wo der Eisenfluss ins Meer mündete, aber für dieses Vorrecht zahlten die Karier teuer. Zudem hatte er den Kariern die Hoheit über die Insel Slarn abgetreten, doch das mitten im Fardohnjischen Golf gelegene öde Eiland zählte schwerlich zu den einträglichsten Flecken Land des Königreiches und hatte außer für die Karier für niemanden irgendeinen Wert. Ein uneingeweihter Beobachter hätte freilich niemals erraten, wie wenig Bedeutung das Inselchen für Hablet besaß. Den Kariern hatte er vorgetäuscht, sie wäre ihm so lieb wie Leib und Leben, und sich dafür geradeso beträchtlich bezahlen lassen.
    Was das Geheimnis des Schießpulvers anbetraf, hatte er den Kariern zwar versprochen, es ihnen mitzuteilen, aber aus vorsorglicher Klugheit gleichzeitig vorgeschlagen, zunächst einen im Schießpulvermachen Kundigen nach Karien zu schicken, bevor er die Formel offenbarte, damit er das Land nach einem für die Werkstatt geeigneten Standort erkundete. Wenn Hablet irgendwann dazu Gelegenheit gefunden hatte, tatsächlich einen sol
    chen Mann zu entsenden, konnten natürlich – das wagte der König vorauszusagen – über der Suche nach einer derartigen Stätte Jahre verstreichen. Währenddessen konnte in der Tat allerlei geschehen.
    Und die unverhoffte Beigabe des Vertrages bestand darin, dass er am Ende doch eine Möglichkeit gefunden hatte, sich Adrinas zu entledigen.
    Unbestreitbar liebte er sein ältestes Kind. Er hatte wahrhaftig schon oft genug die Laune des Schicksals beklagt, derzufolge sie als Mädchen geboren worden war. Sie wäre ein prachtvoller Sohn geworden. Bei einer Frau mussten das feurige Gemüt, der bissige Witz sowie ihr Scharfsinn als höchst gefährlich beurteilt werden. Adrina war, um es unverblümt auszudrücken, eine verdorbene kleine Hexe und Unruhestifterin. Hablet hegte die feste Überzeugung, dem Treiben seiner Ältesten von fern weitaus friedvoller zuschauen zu können.
    Seine vorhergehenden Bemühungen, Adrina einen Gemahl zu verschaffen, waren allesamt kläglich gescheitert. Der letzte kühne Freier, Lord Dundrake, hatte schließlich gar angedeutet, er wolle sich lieber allein und unbewaffnet einer Hundertschaft hythrischer Räuber entgegenwerfen, als eine einzige Nacht mit Ihrer Durchlaucht zu verbringen. Die Wahrscheinlichkeit, die Begegnung mit den Hythriern zu überleben, so behauptete er, wäre höher. Adrina ihrerseits hatte den Mann auf den ersten Blick verabscheut und erklärt, sie könne sich nie und nimmer mit einem Mann vermählen, der eine Essgabel nicht von seinen Fingern zu unterscheiden verstand. Sicherlich musste Dundrakes Benehmen als ungehobelt gelten, doch

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