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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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keinen Hehl. Tarjanian mutmaßte, dass ein beachtlicher Teil der bemerkenswerten Disziplin, deren sich die Hüter gegenwärtig befleißigten, ihren Ursprung in dem Wunsch hatte, den Hythriern zu zeigen, wie es in einem »echten« Heer zuging. Söldnern begegneten die Hüter voller Abneigung, und überwiegend bestand Damin Wulfsklings Tausendschaft nun einmal aus solchen.
    Tarjanian störte sich daran weit weniger. Hätte nicht die medalonische Rebellion es verhindert, wäre er
    wahrscheinlich längst selbst ein Söldner geworden. Doch so wie es sich verhielt, gab es zwischen beiden Lagern deutliches Missfallen, und es kam regelmäßig zu Prügeleien. Anfangs hatten Tarjanian und Damin gemeinsame Übungen beider Heeresteile veranstaltet, um ihr wechselseitiges Verständnis und ihr Zusammenwachsen zu fördern. Drei Tote hatten unter diese lobenswerte, aber wohl eher auf Wunschdenken gestützte Anwandlung einen Schlussstrich gezogen: Derlei Possen waren von Hochmeister Jenga verboten worden. Jetzt fanden die Übungen wieder streng getrennt statt.
    Als Tarjanian in die ungefähre Mitte des hythrischen Lagerplatzes gelangte, erblickte er eine Anzahl von Kriegern, die im Kreis laut jubelten und grölten, offenbar waren es die Teilnehmer irgendeiner Art von Wettstreit. Während er sich näherte, steigerte sich das Gejohle zu einem Aufheulen der Begeisterung, das einen unverkennbaren Schmerzensschrei fast übertönte. Neugierig saß Tarjanian ab, warf die Zügel über den Hals seines Pferdes und bahnte sich einen Weg durch die Reihen der Zuschauer.
    Der Gegenstand des derben Zeitvertreibs, so stellte sich heraus, waren zwei junge Burschen, beide verletzt und befleckt mit Blut. Dem Aussehen der Streithähne nach zu schließen musste die Schlägerei schon seit einer ganzen Weile im Gang sein. Der Ältere war ein blonder, reich mit Muskeln bepackter Hythrier von etwa sechzehn Lenzen, der sein Tagewerk als Geselle eines Grobschmieds verrichtete, sodass Tarjanian ihn bereits von ein, zwei Begegnungen in der Schmiede kannte. Der Jüngere, zweifelsfrei ein Karier, konnte nicht mehr als
    zehn oder zwölf Jahre alt sein, doch trotz der Unterschiede hinsichtlich des Alters und der Körpergröße entbot er recht entschiedene Gegenwehr, auch wenn er offenkundig am Rand des Zusammenbruchs stand. Blut bedeckte nahezu sein ganzes, von Sommersprossen fleckiges Gesicht, die Kleidung hing in Fetzen, in den Augen loderte Hass. Gerade als es Tarjanian schaffte, an den eigentlichen Schauplatz des Geschehens vorzudringen, rappelte er sich von neuem zum Kampf auf.
    Unwillkürlich zuckte Tarjanian zusammen, als der ältere Bursche zum Angriff auf den Jungen überging, der noch gar nicht so recht wieder merkte, wie ihm geschah, und ihm einen wuchtigen Tritt unters Kinn versetzte, der ihm beinahe das Genick brach. Vor Schmerz laut aufstöhnend, stürzte der karische Junge zu Boden. Der Schmiedegeselle atmete schwer, doch er lachte und richtete sich neben seinem gefällten Gegner zu voller Körpergröße auf; dann bückte er sich, riss dem Jungen den Xaphista-Umhänger vom Hals und hielt ihn zum Jubel der Umstehenden in die Höhe. Der fünfzackige Stern mit dem Blitz, das Wahrzeichen des »Allerhöchsten«, glänzte im Schein der Nachmittagssonne.
    »Töte ihn«, rief plötzlich jemand, und rasch schlossen sich die übrigen Zuschauer der Aufforderung an. Der Schmiedegeselle grinste und zog den Dolch aus dem Gürtel. Tarjanian blickte in die Runde der Hythrier und erkannte erschrocken, dass sie es vollständig ernst meinten.
    »Schluss damit!«, brauste er auf und trat in die Mitte des Kreises. Sein roter Waffenrock hob sich augenfällig von dem verschiedenerlei Braun und den schwarzen Kettenhemden der Hythrier ab.
    Stille kehrte ein. In diesem Augenblick kam Tarjanian der Gedanke, ob es klug war, sich mit ungefähr dreißig hythrischen Söldnern anzulegen, die nach Blut gierten. Die Männer starrten ihn an, und ihr Schweigen wirkte weitaus bedrohlicher als das zuvorige Geschrei. Stracks schritt Tarjanian zu dem Schmiedegesellen und wand dem verdutzten Burschen den Dolch aus der Faust. »Geh wieder an dein Tagewerk, Freundchen«, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Wütend stierte der hythrische Bursche Tarjanian ins Gesicht, aber er wich von dem ausgestreckt daliegenden Karier zurück. Durch die Umstehenden ging ein unzufriedenes Murmeln, bis schließlich einer von ihnen vortrat, ein sehniger Kerl, der eine schwielige Narbe am

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