Dämenkind 2 - Kind der Götter
Hals hatte, die aussah, als hätte er einen Schnitt durch die Kehle überlebt.
»Du hast hier keine Befehlsgewalt, Hüter«, sagte er. »Scher dich zu deinen Laffen und lass uns mit dem karischen Abschaum nach unserem Gutdünken umspringen.«
Nur zu deutlich fühlte Tarjanian die Feindseligkeit der hythrischen Söldner, die ihn umringten. Er befand sich fernab von seinen Kameraden, und während Damin Wulfsklings Abwesenheit hatte sich dessen mäßigender Einfluss vermindert. Erschrocken begriff Tarjanian, dass die Einmischung ihn am Ende das liebe Leben kosten mochte. Der Raufbold rückte ihm bedrohlich nah, und Tarjanian tat das Einzige, was er unter diesen Umständen tun konnte: Kraftvoll rammte er dem Hythrier den Ellbogen ins Gesicht und trat den Überraschten in die Kniekehle. Bevor die anderen Männer
sich versahen, schlug der Söldner der Länge nach auf den Erdboden. Tarjanian stellte dem Mann den Stiefel auf die zernarbte Gurgel und erwiderte die Blicke der verblüfften Raubeine.
»Will hier noch jemand vorwitzig sein?«, fragte er mit einer Gelassenheit, die er insgeheim keineswegs verspürte. Verzweifelt krümmte sich der Söldner unter seinem Stiefel, rang nach Atem, doch der Mangel an Luft raubte ihm die Kräfte, die er gebraucht hätte, um sich Tarjanians Fuß entziehen zu können.
»Ich glaube, man hat Euch verstanden, Hauptmann.« Willentlich vermied Tarjanian es, aus Erleichterung in seiner Haltung zu erschlaffen, als Almodavar in dem Kreis erschien. In seiner Heimatsprache schnauzte der hythrische Unterführer barsch einen Befehl, und die Ansammlung löste sich auf. Tarjanian entfernte den Stiefel vom Hals seines Widersachers. Der Mann raffte sich auf und lief davon, ohne sich umzusehen, wobei er sich mit beiden Händen den Hals hielt. Almodavar schmunzelte grimmig. »Ich ahnte nicht, dass Ihr Euch den Tod ersehnt, Hauptmann«, bemerkte der Hythrier kopfschüttelnd. »Ihr solltet klüger sein und Euch diesen Draufgängern nicht in den Weg stellen, wenn sie in einer solchen Stimmung sind.«
»Eure ›Draufgänger‹ sollten so vernünftig sein, nicht zu kaltherzigem Mord anzustiften«, erwiderte Tarjanian und wandte sich wieder der ausgestreckten Gestalt des blutjungen Kariers zu. Er kniete sich neben ihn, als die Lider des Burschen flatterten und er benommen umheräugte.
Der hythrische Reiterführer betrachtete den Jungen und hob die Schultern. »Erhebt keine vorschnellen Vorwürfe gegen meine Männer, Hauptmann. Täglich reizt sie dieser Flegel. Er möchte doch gar zu gern für seinen ›Allerhöchsten‹ sterben.«
Tarjanian half dem Jungen auf die Beine. Weit davon entfernt, irgendwelche Dankbarkeit zu zeigen, wirkte er vielmehr enttäuscht, weil Tarjanian ihn gerettet hatte. Er schüttelte dessen Hand ab und straffte sich zu voller Länge.
»Ich brauche keine Hilfe eines Gottlosen!«, fauchte er trotzig in gebrochenem Hythrisch. Offenbar hielt er sich schon lange genug im Heerlager auf, um ein paar Brocken dieser Sprache aufgeschnappt zu haben. In Karien hätte er nie eine Heidensprache erlernen dürfen.
Tarjanian blickte Almodavar an, dann wieder den Ka
rier. »Ein undankbarer kleiner Kläffer, wie?«, meinte er auf Karisch, damit der Bursche ihn verstand.
Almodavar, der eher wie ein ungebildeter Seeräuber aussah, beherrschte das Karische fast so gut wie das Medalonische und das Fardohnjische. Damin Wulfskling vertrat die Auffassung, dass die Kenntnis der Sprache eines Gegners der erste Schritt war, ihn selbst zu verstehen. Tarjanian war überrascht gewesen, als er erfahren hatte, dass die meisten Gefolgsleute Damins sich in mehreren Sprachen ausdrücken konnten. Die Hüter – wenigstens die Hauptleute – waren Medalonisch und Karisch zu sprechen imstande. In Medalon hatte es als Geste der Höflichkeit gegolten, die Sprache eines Verbündeten zu lernen, aber kaum jemand interessierte sich für die Sprachen des Südens. Daraus hatte Tarjanian lehrreiche Rückschlüsse gezogen, aber Jenga
zu verdeutlichen, dass es sinnvoll sein mochte, wenn die Hüter sich das Hythrische aneigneten, erwies sich als Herausforderung von beträchtlicher Schwierigkeit.
»Ja, wahrhaftig, so ist es«, stimmte Almodavar zu, indem er in die Sprache des gemeinsamen Widersachers verfiel. »Heute war's nicht das erste Mal, dass er Unruhe gestiftet hat, und ich wette, auch nicht das letzte Mal. Durch ihn und seinen Bruder haben wir von dem Pakt der Karier mit Fardohnja vernommen. Sein Bruder fällt uns nicht
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