Dämliche Dämonen - Demonkeeper
die Abgründe zurückschicken, denen ihr entsprungen seid!«
Er hielt den glimmenden Finger an die Holzlampe. Der Schirm fing augenblicklich Feuer, und die Lampe jaulte auf. Die Flammen breiteten sich blitzartig aus. Der brennende Holzfuß wand sich schmerzerfüllt, warf sich zu Boden und riss dabei das Stromkabel aus der Wand. Dann führte die Lampe einen grausigen, mitleiderregenden Veitstanz auf, während die Flammen sie bei lebendigem Leib verzehrten.
Auf der anderen Seite der Diele rotierten die Zeiger der Wanduhr wie wild, der indische Teppich kräuselte sich, und die geschnitzten Köpfe an der Holzbank starrten in stummem Entsetzen herüber.
Zum Glück waren die Schreie der Lampe rasch verklungen. Der Stoffschirm war nur noch Asche, der Holzfuß ein verkohlter Stumpf. Das runde Drahtgestell des Schirms kippte um. Die nackte Glühbirne fiel heraus und rollte über den Boden.
Die Lampe war tot.
Zunder kehrte an den Finger des Dürren Mannes zurück. »Feuer ausss!«, zischte er, dann erhob er wieder die Stimme, damit alle Dämonen im Haus ihn hören konnten. »Gibtsss noch irgendwen, der nicht verstanden hat, wer hier das Sagen hat?« Der Mann machte eine Handbewegung. Ein Besen flitzte herbei und begann eifrig den Flur zu fegen. Grinsend verschränkte der Dürre Mann die Arme. »Sie gehorchen mir«, flüsterte er. »Dhaliwahl hat sich getäuscht...«
Sein Blick wanderte im Raum umher. Alle Dämonen im Haus mussten die Schmerzensschreie der sterbenden Lampe gehört haben. Sein Grinsen wurde breiter. »Ich gehe insss Arbeitszimmer«, verkündete er. »In der Zwischenzeit soll jemand den Hund suchen und töten.«
42. Kapitel
Der Beute auf der Spur
D as TIER hielt Richies Skateboard in den Pranken. Es schnüffelte kurz am Holz und an den Rädern, dann warf es das Brett beiseite und beschnupperte wieder die Erde. Das Holz hatte nach dem jungen Streuner gerochen, keine Frage. Das TIER spürte, dass es auf der richtigen Fährte war, einer Fährte, die aus der Innenstadt von Seattle hinaus- und zu dem Haus zurückführte, das es nur allzu gut kannte.
Es zögerte, und sein schlichter Verstand entsann sich mit Schrecken der jahrzehntelangen Gefangenschaft. Aber der Hunger war stärker, der Geruch des Streuners zu verlockend.
Nach einigen Metern wurde der Geruch plötzlich stärker, als ob der Junge sich fortan über den Boden gewälzt hätte, statt auf einem Holzbrett darüber hinwegzufahren. Die Fährte war jetzt unverkennbar. Das Ungeheuer grinste, und die unliebsame Erinnerung war schlagartig vergessen. Mit knurrendem Magen trabte es in die Richtung davon, aus der der vielversprechende Geruch kam.
43. Kapitel
Eine komplette Niete
S andy fuhr an den Straßenrand und vollführte ihr übliches Einparkprozedere. Nate war zu höflich, um etwas zu sagen, und zu müde, um anzumerken, dass es ja wirklich nicht darauf ankäme, wenn man lediglich einen lästigen Spinner wie ihn zu Hause absetzte. So saß er einfach da und wartete, bis sie mit dem Gekurbel fertig war.
Schließlich war der Wagen eingeparkt. Er schaute hoch. Sandy ebenfalls. Nate zuckte zusammen, als sich ihre Blicke unvermutet trafen.
»Nathan«, sagte sie, als wäre es nicht schon schlimm genug, sich auf diese kurze Entfernung in die Augen zu schauen, »mal abgesehen von allem anderen, wollte ich dir bloß sagen, dass es nett war, was du für Richie getan hast.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, dass du nicht die Polizei gerufen hast, sondern versucht hast, die Sache selbst zu regeln.«
Nate schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich ihm einen Gefallen getan habe.«
»Aber du hast es wenigstens versucht. Bei einem Jungen wie ihm ist allein das schon eine gute Tat.«
Nate öffnete die Tür und stieg aus. »Ich muss ein paar Sachen erledigen. Wenn du dir nicht noch mehr Spinnereien ansehen willst, dann lässt du es mich lieber allein machen.« Er gab der Beifahrertür einen Schubs. Mit einem leisen Plopp , das ihm genauso hohl vorkam, wie sich sein Herz anfühlte, fiel sie ins Schloss.
Nate durchquerte den Garten und stieg zur Veranda hinauf, aber sobald er den Fuß auf die Holzdielen setzte, sträubten sie sich und schleuderten ihn ins Gras zurück.
»He!«, schimpfte er, rappelte sich wieder auf und klopfte sich den Schmutz von der Hose. »Hör auf damit.«
Dann versuchte er es erneut. Diesmal hielt er sich am Geländer fest und setzte ganz behutsam den Fuß auf die Dielen. Die gleiche Reaktion. Sie versuchten noch
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