Dämliche Dämonen - Demonkeeper
seltsam, dich pitschnass am Straßenrand liegen zu sehen und dazu einen unheimlichen Mann, der das Auto meiner Eltern mit grünem Schleim bewirft. Und es ist seltsam für mich, vor der Polizei zu fliehen. Seltsam, mit einem Jungen allein in meinem Zimmer zu sein. Und es ist seltsam, dass sich dieser Junge mitten in der tiefsten, dunkelsten Nacht plötzlich davonstehlen will.« Sandy holte Luft. »Du bist einfach ein...«Sie hielt inne und überlegte.
Nate sah zu Boden und beendete den Satz für sie. »... ein Spinner. Du hältst mich für verrückt.«
Sofort tat es Sandy schrecklich leid. Am liebsten hätte sie den Satz wieder zurückgenommen. Aber ihr fiel nichts zu sagen ein, was die Sache nicht noch schlimmer gemacht hätte. Deshalb sagte sie lieber gar nichts und stürmte an Nate vorbei ins Bad.
Nate setzte sich und wartete auf ihre Rückkehr. In seiner Tasche wurde es lebendig, doch ihm fehlte die Willenskraft, seine Gehilfen zu bändigen. Sie kletterten aus dem Holzkästchen und inspizierten die Couch. Nate besah sich den verbeulten Schlangenstab am Boden, dann betrachtete er Flappy, dessen verletzter Flügel schlaff herabhing. Niks Gesicht war noch immer angesengt und rußverschmiert. Pernikus bohrte sich in der Nase.
»Nun schaut euch bloß diesen jämmerlichen Haufen an«, sagte Nate. »Ein trauriges Bild geben wir ab, ich am meisten.« Er stand auf und bedeutete den dreien, in ihr Versteck zurückzukehren. »So, jetzt gehen wir nach Hause.«
41. Kapitel
Eroberung
I n der normalerweise so lauten Eingangshalle von Nates Haus wurde es still, als das letzte Schloss überwunden war. Die Schließvorrichtung fiel, eingebettet in die wie mit einem Schneidbrenner herausgetrennte kreisrunde Holzscheibe, in die Diele. Es gab einen dumpfen Schlag , dann flog die Tür auf. Der Dürre Mann ging hinein; an seinem Zeigefinger klebte Zunder, der kleine Feuerball. Richies Kopf und Füße ragten aus dem Leinensack, den der Mann hinter sich herschleifte. Einen Moment später ließ er ihn zu Boden fallen und nahm das Haus in Augenschein, während sich ein hässliches Grinsen auf seinem Skelettgesicht ausbreitete.
Richie lag in den Sack eingewickelt am Boden wie ein übergroßer Burrito. Er verrenkte sich den Hals und fragte sich, wo sein Häscher abgeblieben war.
»Äh... hallo?« Als er sich umsah, merkte er, dass er sich wieder in dem alten Haus befand, wo der ganze Schlamassel angefangen hatte. Er zuckte zusammen. »Hallo...?«
Plötzlich stand der Dürre Mann über ihm und blickte auf ihn herab. »Was issst denn?«
Richies erster Impuls war, die Augen zuzukneifen. Aber nachdem der Kerl ihn eine Stunde lang durch die Straßen von Seattle geschleift hatte, war ihm klar, dass das grauenvolle Gesicht nicht einfach verschwinden würde. Er zog eine Augenbraue hoch. »Was wollen Sie von mir?«
Der Dürre Mann beugte sich herab, und sein säuerlicher Atem strich über Richies Gesicht. »Da draußen treibt sich ein gefräßiges Ungeheuer herum, und es scheint dich zu verfolgen. Aber das weißt du ja, nicht wahr?« Er hielt inne, aber nicht lange genug, als dass Richie hätte antworten können. »Wenn es hier ankommt, werde ich es füttern und in mein Dämonenheer aufnehmen.«
Womit will er es denn füttern?, fragte sich Richie.
Der Mann ließ seinen Blick durch die Eingangshalle schweifen. »Vor Jahrzehnten bin ich in diesen Räumen ein und aus gegangen. Ich habe Fragen … ja, viele Fragen. Offenbar bist du der Lehrling des Lehrlings. Verrate mir doch mal, Junge, durch welche kolossale Dummheit konnte das Ungeheuer eigentlich entkommen?«
Richie biss sich auf die Lippe. Der Mann ging zur Kellertür, die immer noch offen stand. Die flackernde Holzlampe daneben wich vor ihm zurück. Er bückte sich, um die Tür zu inspizieren. »Ich könnte hier drin etwas Licht gebrauchen«, sagte er zu der Lampe.
Sie rückte ein Stück nach vorn und beleuchtete seinen ausgemergelten Rücken.
Er wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um. »Na, du bist ja ein Komiker.« Er erhob sich und schürzte verächtlich die Lippen. »Es wird Zeit, ein Exempel zu statuieren.«
Er schnippte mit den Fingern, und Zunder flammte auf. Dann hob der Mann gebieterisch die Arme und ließ seine Worte durchs Haus schallen: »Geschöpfe des Chaosss, hört meinen Namen! Ich, Ian Fortusss, bin jetzt euer Herr, und wenn ich mit den Fingern schnippe, tut ihr, was ich sage. Und damit wir uns recht verstehen: Solltet ihr nicht gehorchen, werde ich euch in
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