Dämliche Dämonen - Demonkeeper
Kompendium . Nach einigen Stufen blickte sie auf und wurde sich der Größe des Kellergewölbes bewusst.
»O mein Gott! Nate, was ist das hier?«
»Ich weiß nicht.«
»Du weißt es nicht?«
»Ich war noch nie hier unten.«
»Es wird zu dunkel zum Lesen.«
»Dann bleib, wo du bist, und lies im Licht weiter. Falls du etwas Merkwürdiges siehst, lauf nach oben und verriegel die Tür.« Mit diesen Worten verschwand Nate tiefer in der Dunkelheit.
Sandy blieb stehen und klappte das Kompendium zu. »Falls ich etwas Merkwürdiges sehe? Das habe ich doch längst«, murmelte sie vor sich hin.
Kurz darauf flüsterte Nate ihr von unten zu. »Suchst du noch?«
Eilig klappte Sandy das Buch wieder auf und flunkerte: »Ja.«
Nate war mehrere Dutzend Stufen hinabgestiegen und konnte noch immer nicht den Kellerboden erkennen. Er fragte sich, wie tief er wohl stürzen würde, falls er jetzt einen falschen Schritt machte.
»Hier ist es!«
Nate fuhr zusammen und presste sich an die Wand; das Herz schlug ihm bis zum Hals.
Es war Sandys Stimme. »Die Stelle über das Ungeheuer«, sagte sie. »Ich habe sie gefunden!«
Nate atmete schwer, während Sandy ihm von oben den Absatz vorlas. »Das Chaos auf den Straßen hat sich in ein Ungeheuer verwandelt, das wir den ›Jäger der verlassenen Kinder‹ nennen. Wenn wir ihm über den Weg liefen, würde es wohl jeden von uns auffressen, aber streunende Kinder scheinen seine bevorzugte Beute zu sein. Es erhebt sich aus unseren Straßen, um unsere Ausreißer zu verschlingen, unsere Ausgestoßenen und unsere Waisenkinder, und doch können wir es nicht sehen.« Sandy blickte auf. »Ist das die Stelle?«
Nates Gedanken überschlugen sich. Waisenkinder und Ausreißer? Natürlich, dachte er, deshalb ist das Ungeheuer hinter Richie her! Er wandte sich um und flüsterte Sandy zu: »Steht da sonst noch irgendwas? Ein Zauberspruch vielleicht?«
»Nein.«
»Ein Gedicht?«
»Nein.«
»Ein kurzer Vers?«
»Nein. Nichts in der Art.«
Nate stieg noch eine Stufe hinab. Plötzlich kribbelten seine Nackenhärchen. Er hob den Blick. Vor ihm in einer Nische im Fels saß das Ungeheuer.
49. Kapitel
Die Verwandlung des Ian Fortus
N ate zog sich möglichst weit von dem Versteck zurück, in dem das TIER lauerte.
»War das hilfreich?«, rief Sandy nichtsahnend hinab.
»Nicht unbedingt«, murmelte Nate.
»Möchtest du vielleicht selbst nachsehen?«, fragte sie.
Nate schlich ganz langsam wieder die Treppe hinauf. Aber dann hörte er etwas und blieb stehen.
»Nate...?« Es war Richies Stimme. Sie kam von ganz unten.
Das TIER saß noch immer reglos in der Felsnische und wartete darauf, dass seine Beute in Reichweite kam.
Unten trat Richie aus dem Schatten heraus und stieg die Stufen hinauf. Das TIER konnte er nicht sehen.
»Nate...?«, wiederholte er. Er sah Nate oben auf der Treppe warten und ging schneller.
»Halt«, zischte Nate ihm zu.
Verwirrt blieb Richie stehen. Nate deutete mit einem Kopfnicken auf das Versteck des Ungeheuers.
Dann sah Richie es auch. Er stand jetzt genau eine Stufe tiefer. Das war’s, dachte er. Er blickte zu Nate hinauf, geschlagen, verängstigt und bekümmert wegen der vielen schlimmen Dinge, die er in seinem Leben getan hatte und für die er sich nun nicht mehr würde entschuldigen können.
Nate bedeutete Richie, ruhig zu bleiben. »Hör zu«, sagte er und atmete tief durch, »egal, was passiert, ich möchte, dass du zwei Dinge weißt: Erstens, du bist kein lebendiger Köder.«
Richie nickte und hielt tapfer die Tränen zurück.
»Zweitens: Du hast ein Zuhause. Wenn du willst, kannst du bei mir wohnen.«
Richie schaute um sich. Er überlegte kurz, dann grinste er trotz seiner schrecklichen Angst. »Das hier wird aber nich mein Zimmer, oder?«
Nate grinste zurück. Mit ruhiger, gleichmäßiger Stimme sagte er: »Steig auf die nächste Stufe, und wenn ich ›jetzt‹ sage, rennst du nach oben.«
Richie spähte beklommen zu der Felsnische hinauf. »Ich soll an ihm vorbeirennen?«
»Ja. Ich brauche nur einen kleinen Moment«, sagte Nate. »Vertrau mir.«
»Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?«
Nate nickte. »Und wenn du oben bist, verriegle die Tür und mach sie auf keinen Fall wieder auf, egal, was du hörst.«
Richie trat auf die nächste Stufe - und erregte damit sofort die Aufmerksamkeit des Ungeheuers. Der Koloss machte einen Satz auf ihn zu und verdeckte dabei das von oben einfallende Licht. Nun brauchte er nur mit einer seiner
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