Dämliche Dämonen - Demonkeeper
keuchte Nate. »Ich will dir helfen.« Er stellte den Schlangenstab ab und machte sich an dem Knoten an Richies Füßen zu schaffen. Als er dessen Beine anhob, rutschte Richie vom Tisch und landete auf dem Boden.
»Aua!«
»Entschuldigung!« Nate arbeitete fieberhaft weiter.
Da tauchte der Dürre Mann in der Tür auf und hob eine knochige Hand, während er die beiden grinsend beobachtete.
Der Schürhaken schwebte in die Luft, nahm sein Ziel ins Visier, sauste darauf zu und traf Nate am Kopf. Dieser schrie auf, und der Schürhaken holte rasch zum nächsten Schlag aus. Aber diesmal machte Nate eine ausholende Armbewegung, und der Angreifer kam vom Kurs ab und schoss an ihm vorbei.
Während er sich nun selbst von seinen Fesseln zu befreien versuchte, beobachtete Richie mit großen Augen, wie Nate den Schürhaken abwehrte. Der Dürre Mann versuchte das Gerät wieder in seine Gewalt zu bringen und schickte inzwischen rasch den Beistelltisch in den Kampf.
Der Tisch nahm Anlauf und rammte Nates Schienbeine. Der machte kurzerhand einen Satz auf die Tischplatte. Verwirrt ruckelte das Möbelstück herum und suchte den Jungen, während Nate sich erhob und auf dem Tisch balancierte wie auf einem Surfbrett.
Der Schürhaken indes ließ sich nicht so leicht überlisten. Er war außer Rand und Band, schlug Löcher in die Wände, in den Boden, in die Polster. Nate wich ihm ein ums andere Mal aus, wehrte ihn, während er auf dem Tisch stand, immer wieder mit dem Schlangenstab ab. Als er die Gelegenheit erkannte, sprang er herab und stieß den Tisch um, so dass dieser dalag wie eine umgedrehte Schildkröte.
Richie hatte in der Zwischenzeit seine Hände befreit.
Nate fuhr herum. Bei seiner nächsten Parade wickelte sich der Schlangenstab um den Schürhaken. Nate zog diesen zu sich herab und sprang mit voller Wucht darauf. Die Metallstange bog sich in der Mitte durch und hatte nun beinahe die Form eines Hufeisens. Als Nate den Fuß wegnahm, blieb sie geschlagen am Boden liegen.
Nate wirbelte den Stab herum. »Ja!«
»Ähem«, räusperte sich der Dürre Mann. Er hielt Richie den Dolch an die Kehle. »Das Spiel ist vorbei.« Er streckte die Hand aus. »Wenn du mir bitte den giftigen Stab herüberschieben würdest. Mit dem hinteren Ende zuerst.«
Als Nate zögerte, ritzte der Dürre Mann Richie die Haut auf, so dass diesem ein feines Blutrinnsal am Hals hinablief. »Okay, okay«, sagte Nate. Er schob dem Mann den Stab zu.
Ian Fortus steckte den Dolch ein. Dann hob er den Stab auf, drückte wie ein Schlangenbändiger von hinten den Daumen an den Kobrakopf und zog einen winzigen Apfel aus der Tasche. Den schob er der Schlange als provisorischen Knebel ins Maul. Anschließend stopfte er sie in seine Manteltasche.
Nate sah erstaunt zu.
Der Mann wandte sich um und deutete auf die Couchdecke. Es mochte nur eine gewöhnliche Decke sein, aber auf Ian Fortus’ Geste hin stieg sie flatternd auf wie eine riesige Fledermaus. Sie flog auf Nate zu und wickelte ihn ein, ganz so wie die Steppdecke es mit Bel getan hatte. Nate stolperte und fiel der Länge nach hin.
Der Dürre Mann ging durchs Zimmer und blieb vor ihm stehen, noch immer Richie im Klammergriff.
Der starrte zu Nate hinab. »Was is’n das für’n Kerl, Alter?«
»Ein gewöhnlicher, sterblicher Mensch«, erwiderte Nate, »wie du und ich. Aber das Chaos, das er für seine Zwecke missbraucht, saugt ihm das Leben aus.«
Der Dürre Mann kniff die Augen zusammen. »Wie gesagt, daran arbeite ich!« Er warf Richie zu Boden und wollte den Dolch aus der Tasche ziehen. Aber er griff ins Leere.
Richie sprang auf, denn in seiner Hand lag plötzlich das Messer. Als gerissener Straßenjunge hatte er es dem Finsterling blitzschnell aus der Tasche gefischt, als der den Schlangenstab aufhob. Er durchtrennte die Fesseln an seinen Füßen und fuchtelte mit der Waffe herum.
»Okay, bleib stehen, Knochenfratze!«, sagte er.
Der Dürre Mann trat ungerührt vor und blickte das Bücherregal an. Die Bücher darin begannen zu wackeln, und plötzlich kam eins davon angeflogen, ein ziemlich großes Geschoss, das genau auf Richies Kopf zuhielt.
Der machte mit dem Dolch eine ausholende Armbewegung, halb instinktiv, halb, um Nate zu imitieren. Er versuchte das Geschoss vom Kurs abzubringen, so wie Nate es mit dem Schürhaken getan hatte. Das Buch sauste knapp über ihn hinweg, streifte leicht seinen Haarschopf und schlug dann ein faustgroßes Loch in den hundert Jahre alten Wandputz. Er hatte den
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