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Dämmerschlaf - Roman

Dämmerschlaf - Roman

Titel: Dämmerschlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
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war 1927 längst eine berühmte Frau. Viele ihrer Bücher, darunter Ethan Frome und The Age of Innocence , waren Bestseller gewesen. Beworben als «der neue Roman von Edith Wharton», verkaufte sich auch Dämmerschlaf erst einmal gut und stand einige Wochen auf der Bestsellerliste. Möglicherweise hatten die Leser ein Buch wie die früheren Edith-Wharton-Romane erwartet: scharfzüngig wohl, aber kritisch auf vergangene Verhältnisse zielend. Verhältnisse, die Edith Wharton gut kannte, denn sie kam selbst aus der Welt der arrangierten Ehen zwischen Angehörigen der wohlhabenden New Yorker Elite. Dass sie diesmal die Gesellschaft der Gegenwart im Blick hatte und sie zum Gegenstand einer bebenden Satire machte, damit hatten ihre treuen Leser vermutlich nicht gerechnet. Dämmerschlaf wurde zwar einige Male nachgedruckt, doch die Verkäufe sanken nach wenigen Monaten.
    Finanziell war das für Edith Wharton keine Katastrophe. Sie konnte von den Einnahmen ihrer Bücher prächtig leben. Wie heute, so war das auch damals keine Selbstverständlichkeit. Als belletristische Autorin trat Edith Wharton erst relativ spät auf den Plan, und zwar im Alter von achtunddreißig Jahren mit der Novelle The Touchstone (1900; dt. Der Prüfstein ). Ihr Romandebüt folgte zwei Jahre darauf mit The Valley of Decision – eine historische Liebesgeschichte in Italien, die sich an Stendhals Kartause von Parma anlehnte –, und schon da hatte sie sich vorgenommen, in ihrem literarischen Anspruch kompromisslos zu sein. Gleichzeitig achtete sie stets auf die Verkäuflichkeit ihrer Werke. Von nun an blieb sie eine immens produktive Autorin. Siebenundvierzig Bücher hat sie hinterlassen, in vielen verschiedenen Genres. Sie schrieb literaturkritische Essays, von denen die wichtigsten in dem Bändchen The Writing of Fiction versammelt sind, sie schrieb Reiseberichte, Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, und sie war eine unermüdliche Tagebuch- und Briefautorin – viertausend ihrer Briefe sind erhalten, viele hundert veröffentlicht, darunter ihr Briefwechsel mit Henry James aus den Jahren 1900 bis 1915. Immer wieder hat sie sich außerdem mit der Einrichtung von Häusern und dem Anlegen von Gärten befasst, und A Backward Glance ist ein wunderbarer Memoirenband.
    Sie war später stolz darauf, sich ihren Reichtum selbst erschrieben zu haben, und die serielle Vorabpublikation ihrer Bücher, vor allem im Pictorial Review und im Delineator , manchmal auch im Lady’s Home Journal , hatten keinen geringen Anteil daran. Dämmerschlaf erschien zwischen Februar und Mai 1927 als Fortsetzungsroman im Monatsmagazin Pictorial Review . Edith Wharton brachte seit ihrem ersten Buch, The Decoration of Houses , das sie gemeinsam mit dem Architekten Ogden Codman 1897 veröffentlicht hatte und das ungemein erfolgreich war, bis zu ihrem Tod im Jahr 1937 fast jährlich mindestens einen, oft zwei Titel heraus, und auf diese Weise kamen erstaunliche Summen zusammen: in den Jahren der Entstehung und Publikation von Dämmerschlaf 1926/1927 alles in allem nach heutigem Kurs und nach der Rechnung von Edith Whartons Biografin Shari Benstock etwa zwei Millionen Dollar.
    Edith Wharton, geboren als Edith Newbold Jones am 24. Januar 1862 , wuchs in einer alteingesessenen New Yorker Familie auf. Der Stammbaum ihrer Eltern, George Frederic und Lucretia Jones, reichte zu den ersten englischen und holländischen Kolonialfamilien zurück, die im See- und Immobilienhandel und im Bankgeschäft ihre Vermögen gemacht hatten. Die Tochter kam spät, sie hatte zwei ältere Brüder, mit denen sie sich nicht verstand, und eine Mutter, auf die das ebenfalls zutraf. Es gibt im Amerikanischen den Ausdruck «keeping up with the Joneses» , was so viel heißt wie «mit den Nachbarn mithalten» – ein Ausdruck, der durch den gleichnamigen Comicstrip im New York Globe populär wurde. Obwohl Edith Whartons Familie in dem Cartoon, der 1913 zum ersten Mal erschien, nicht vorkommt, und der Name Jones so verbreitet ist, dass er als Gattungsbezeichnung durchgehen kann, findet sich in Texten über Edith Wharton immer wieder die Vermutung, Vorbild für die Joneses, den Cartoon wie die Redensart, sei ihre Familie gewesen – als diejenige, die soziale Standards setzte, an denen sich alle anderen messen mussten.
    Edith jedenfalls entwickelte früh schon ein Gefühl für die Scheinheiligkeiten ihrer Umgebung – sie las, was ihr in die Finger kam, und schrieb als Kind Geschichten und später Gedichte, von denen

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