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Dämmerschlaf - Roman

Dämmerschlaf - Roman

Titel: Dämmerschlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
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und solche Bohemiens; nicht alle klugen Leute waren unterhaltsam und nicht alle reichen langweilig, wie sie Nona gegenüber einmal bemerkt hatte – auch wenn Nona bei der zweiten Satzhälfte ungläubig die Nase krauszo g … Na, heute Abend würde sogar Nona zufrieden sein, dachte Pauline. Nicht jeder besaß die Kühnheit, einen Sozialreformer wie Parker Greg ausgerechnet zusammen mit den Leuten einzuladen, die am wenigsten geneigt waren, Sozialreformen zu unterstützen, oder einen jungen Komponisten wie Torfried Lobb, einen Schüler von «Les Six» 25 , zusammen mit all diesen phlegmatischen Opernbesuchern oder den verstörenden kubistischen Innenarchitekten Tommy Ardwin zusammen mit den Besitzern der teuersten «Stilhäuser» in der Fifth Avenue.
    Pauline kannte keine Furcht vor solchen Kombinationen. Sie wusste im Voraus, dass bei ihrem Dinner alles «klappen» würde – so war es immer. Und ihr Erfolg freute und beschwingte sie so sehr, dass selbst heute Abend, wo sie problembeladen nach unten gekommen war, diese Probleme von ihr abfielen, noch ehe sie sich ins Gedächtnis hätte rufen können, dass sie gar nicht existierten. Sie musste nur in die Gesichter blicken, die sich um dieses gedämpft schimmernde alte Silber und die locker verteilten Blumen versammelt hatten. Dort, am anderen Ende des Tisches, sah sie den dunklen Schopf ihres Gatten, eines attraktiven, entschlossenen Mannes im besten Alter; zu seiner Rechten die Marchesa di San Fedele, deren unauffälligem Schwarz die berühmten San-Fedele-Perlen Glanz verliehen; zu seiner Linken die hübsche Mrs Herman Toy, die Pauline in ihrer Großmut dorthin gesetzt hatte, weil sie wusste, dass Manford sie angeblich «entzückend» fand, und sie wollte, dass er heute Abend guter Laune war. Um ihr Können zu ermessen, musste sie nur diese Gruppe betrachten, die den Abend bereits genoss, und dann ihren Blick zu den anderen schweifen lassen, den hübschen jungen Frauen und den gut gekleideten, selbstsicher wirkenden Männern. Nona unterhielt sich ernst, aber angeregt mit Manfords Rivalen, dem brillanten Anwalt Alfred Cosby, der angeblich gesagt hatte, sie sei das klügste Mädchen in New York. Lita, kühl und zurückhaltend, neigte ein wenig den Kopf, um dem Komponisten Torfried Lobb zuzuhören; Jim starrte Lita über den Tisch hinweg an, als durchdringe seine Anbetung jedes dazwischenstehende Hindernis wie Glas; Aggie Heuston, deren Kälte zumindest vornehm wirkte, obwohl sich manche beklagten, sie sei langweilig, sonderte gegenüber dem massigen Herman Toy gelegentlich ein paar einsilbige Bemerkungen ab; und Stanley Heuston lehnte sich mit jenem leichten, sarkastischen Lächeln zurück, das Pauline aufreizend fand, weil es so undurchschaubar war, und hielt den Blick diskret, aber unverwandt auf Nona gerichtet. Der gute Stanley, immer wie ein Bruder zu Nona! Leute, die ihn gut kannten, sagten, er sei gar nicht so sardonisch, wie er aussehe.
    Es war eine Welt nach Paulines Herzen – eine Welt, wie sie ihrer Überzeugung nach der Schöpfer hatte haben wollen. Sie wandte sich an den Bischof zu ihrer Rechten, wollte wissen, ob er ihre Zufriedenheit teile, und erntete einen Blick des Einvernehmens.
    «Wie erfrischend, unter alten Freunden zu sei n … Eines der wenigen Häuser, wo es das noch gib t … Immer eine Freude, die liebe Marchesa zu sehen; ich hoffe, sie hat bessere Nachrichten von ihrem Sohn? Scheußliche Geschichte, fürchte ich. Meine liebe Mrs Manford, wissen Sie eigentlich, welches Glück Sie mit Ihren Kindern haben? Diese kluge kleine Nona, die eines Tages einen Mann sehr glücklich machen wird – aber doch nicht Cosby, oder? Zu großer Altersunterschied. Und der treue Jim und seine Götti n … Ja, ich weiß, es ziemt sich nicht für mein Amt, mit Götzendienst Nachsicht zu üben. Aber glückliche Ehen sind heutzutage so selten. Wo sonst findet man solche Vorbilder wie an diesem Tisch? Ihr Jim und seine Lita und mein guter Freund Heuston mit dieser Heiligen von einer Gatti n …» Der Bischof schwieg, als habe er selbst in einer so herausragenden Runde Schwierigkeiten, die Liste fortzusetzen. «Nun ja, Sie sind ihnen ja mit gutem Beispiel vorangegange n …» Er schwieg wieder; wahrscheinlich fiel ihm ein, dass das eheliche Glück seiner Gastgeberin auf den Ruinen des Eheglücks mit ihrem ersten Mann errichtet worden war. Aber bei der Scheidung hatte sie sich auf einen Grund berufen, den sogar die Kirche anerkannte, und der Bischof fuhr heiter fort:

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