Dämmerschlaf - Roman
dem vagen Begriff «Geschäft» umnebelt, was gewöhnlich bedeutete, dass ein Mann nicht gestört werden will. Pauline hatte zwischen einer Tätigkeit als Rechtsanwalt und der Fabrikation von Automobilen nie wirklich unterschieden, und Manford hatte sie auch nicht dazu ermutigt. Aber heute hegte er den Verdacht, dass sie mit ihrer Einmischung an die äußerste Grenze ihres berühmten Taktgefühls zu gehen gedachte.
«Du darfst dich nicht in diese Untersuchung verwickeln lassen. Warum übergibst du sie nicht jemand anderem? Alfred Cosby oder diesem neuen, schlauen Juden 23 ? Die Lindons würden jeden akzeptieren, den du ihnen empfiehlst – außer natürlich», fuhr sie fort, «du könntest sie überreden, das Ganze fallen zu lassen, was noch viel besser wäre. Das könntest du bestimmt, Dexter, du weißt immer das Richtige zu sagen, und deine Meinung hat so viel Gewicht. Worüber beklagen sie sich eigentlich? Sicher über irgendeinen Unsinn, den Bee verbrochen hat. Sie hat schon die Schule als Ruhekur verstanden. Wenn sie das Mädchen anständig erzogen hätten, gäbe es keine Probleme. Schau dir Nona an!»
«Oh, Nona!» Manford lachte stolz. Nona war der einzige warme, wohlige Winkel in seinem Leben, die Stelle, an der immer die Sonne schien. Was für eine Idee, diese verdorbene dumme Kuh von einer Bee Lindon mit seiner Nona zu vergleichen und sich einzubilden, der Unterschied komme von der Erziehung! Freilich, er musste zugeben, dass Pauline, in allem bewundernswert, als Mutter ganz besonders bewundernswert gewesen war. Dennoch war auch sie von diesem theosophischen 24 Virus befallen!
Er lehnte sich zurück, die Hände in den Taschen, ein Bein locker über das andere geschlagen; instinktiv suchte er eine bequemere Haltung, da sein inneres Behagen abnahm.
«Meine Liebe, es war doch ausgemacht, dass alles, was sich in diesem Büro abspielt, eine Sache zwischen mir und meinen Klienten ist, und nich t …»
«Ach Unsinn, Dexter!» Nur selten schlug sie diesen Ton an; er merkte, dass sie die Beherrschung verlor. «Schau, ich habe es mir zur Regel gemacht, mich nie einzumischen; du sagtest es soeben. Wenn ich mich jetzt dennoch einmische, so deshalb, weil ich ein Recht dazu habe, ja weil es meine Pflicht ist! Die Lindons sind mit meinem Sohn verwandt, Fanny Lindon ist eine geborene Wyant. Ist das nicht Grund genug?»
«Das war auch einer der Beweggründe der Lindons. Sie haben sich aus genau diesem Grund an mich gewandt.»
Pauline lachte zornig. «Das sieht Fanny ähnlich! Immer drängelt sie sich vor und stellt irgendwelche Forderungen. Mich wundert, dass du auf ein solches Argument hereinfällst. Denk einmal nach, Dexter. Ich bin keine Sekunde lang bereit zu glauben, bei dem Mahatma könnte etwas nicht in Ordnung sein, aber selbst angenommen, es wäre s o …» Sie richtete sich auf und presste die Lippen aufeinander. «Ich weiß das Berufsgeheimnis zu respektieren und ich werde dich nicht bitten, ihre ekelhaften Andeutungen zu wiederholen; du weißt ja, ich gebe mir immer alle Mühe, mich von allem peinlichen oder boshaften Gerede fernzuhalten. Aber angenommen, es gäbe eine Grundlage für das, was sie behaupten – machen sie sich denn nicht klar, wie sehr die öffentliche Aufmerksamkeit Bees gutem Ruf schaden würde? Und wie wäre dir zumute, wenn du die Polizei losschicktest und dann feststellen müsstest, dass sie den Namen eines Mädchens in die Schlagzeilen bringt, das Jims Cousine und eine Freundin deiner Tochter ist?»
Manford rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her, sah sich dabei wieder im Spiegel und merkte, dass der Zug um seinen Mund jede professionelle Strenge verloren hatte. Er versuchte ihn wiederherzustellen, doch ohne Erfolg.
«Aber all das ist Unsinn», fuhr Pauline sanfter fort. «Der Mahatma und seine Freunde haben nichts zu befürchten. Wessen Urteil würdest du eher trauen, meinem oder dem der armen Fanny? Im Grunde stört mich nur, dass du dich von den Lindons in eine Affäre hineinziehen lässt, die sie und nicht den Mahatma in Misskredit bringt.» Sie lächelte ihr strahlendes, eisiges Lächeln. «Du weißt, wie stolz ich auf dein berufliches Ansehen bin; es wäre mir zutiefst zuwider, wenn du mit einem Fehlschlag in Verbindung gebracht würdest.» Sie schwieg, und er merkte, dass sie auf ihrem Standpunkt zu beharren gedachte.
«Das ist eine ziemlich üble Geschichte. Die Lindons haben ihre Beweise schon beisammen», sagte er.
Pauline errötete, und die unerschrockene
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