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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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beruhigen.
    Dann war sie in der Stimmung für ein wenig Amüsement. Sie suchte ihre Lieblingsbar auf, aber keiner von ihren Freunden war dort, also nahm sie, leise vor sich hinsummend, allein an der Theke Platz. Sie bestellte ihren Standarddrink, einen Erdbeerdaiquiri, den sie deshalb so gern mochte, weil ihn der Barmann immer extra stark für sie mixte – der aber dennoch aussah wie einer von diesen harmlosen Cocktails, die feine junge Damen ruhigen Gewissens trinken durften.
    Je länger sie indessen herumsaß, desto schlechter wurde ihre Stimmung. Sie versuchte, sich an ihrem Kokain-Hoch festzuhalten; aber es verging, so wie es immer der Fall war, und am liebsten hätte sie geheult. Der Daiquiri war gut, aber Alkohol hatte leider nicht dieselbe Wirkung wie Schnee. Vielleicht sollte sie sich richtig einen anzwitschern ...
    Es verging eine Stunde, und noch immer tauchte keiner ihrer Freunde auf. Waren sie heute abend woanders hingegangen und hatten ihr nicht Bescheid gesagt? Panik wallte in ihr auf bei dem Gedanken, im Stich gelassen worden zu sein. Ganz sicher hatte noch niemand Wind davon bekommen, daß Webb gedroht hatte, sie aus Davenport rauszuwerfen – das konnte doch gar nicht sein ...
    Verzweifelt nippte sie an ihrem Drink und mußte dabei ständig diesem dummen grünen Papierschirmchen ausweichen. Entweder war der Strohhalm kürzer als gewöhnlich oder das verdammte Schirmchen größer geworden. Mit den ersten zwei Drinks hatte sie keine solchen Probleme gehabt. Sie warf dem Barmann einen bösen Blick zu und fragte sich, ob er ihr wohl einen Streich spielen wollte; doch er sah überhaupt nicht in ihre Richtung, also konnte es das wohl nicht sein.
    Die beiden anderen Schirmchen lagen vor ihr auf dem Tresen, der eine gelb, der zweite pink. Wenn man alle zusammennahm, hatte man ein hübsches kleines Schirmchenbouquet. Jippie. Vielleicht sollte sie sie für Tante Lucindas Grab aufheben. Kein schlechter Gedanke: wenn die alte Schachtel endlich abkratzte, hätte sie genügend Schirmchen beisammen, um einen entzückenden Kranz daraus zu basteln.
    Oder vielleicht sollte sie sie ja Webb Tallant in den Rachen stecken? Erstickt an einem Schirmchen – klang gar nicht so schlecht.
    Der Bastard hatte sie heute nachmittag beinahe zu Tode erschreckt, wie er sie so hinterrücks packte. Und dieser Ausdruck in seinen Augen – lieber Himmel! Das war der kälteste, gemeinste Ausdruck, den sie je gesehen hatte, und das wegen nichts! Das Nickerchen von Miss Rühr-mich-nicht-an war beinahe gestört worden, und sie brauchte doch, ach du liebe Güte, allen Schlaf, den sie kriegen konnte. Corliss kicherte spöttisch, wurde jedoch rasch wieder ernst, als sie an die Drohungen dachte, die Webb geäußert hatte. Allmächtiger, wie sie ihn haßte! Warum mußte er alles haben? Er verdiente es nicht. Seit jeher ging es ihr gegen den Strich, daß er der erwählte Alleinerbe sein sollte, wo er doch auch nicht enger mit Tante Lucinda verwandt war als sie. Diesem selbstsüchtigen Affen würde die alte Schachtel Davenport vermachen, und er würde Corliss nicht länger dort wohnen lassen, wenn Tante Lucinda nicht mehr lebte. Das war einfach nicht fair!
    So sehr sie Roanna auch verabscheute, sie gehörte zumindest zur direkten Verwandschaft, und es wäre nicht ganz so schlimm, wenn sie Davenport erben würde. Teufel nochmal, auch das widerte sie an. Roanna war ein elender Jammerlappen und verdiente Davenport genausowenig. Bloß gut, daß Corliss Roanna mit links unterbuttern konnte, das wußte sie genau. Man mußte die traurige graue Maus so überfahren, daß Roanna ihr noch Geld aufdrängte, statt sie irgendwie ständig zum Klauen zu zwingen.
    Aber wenn Tante Lucinda Davenport nun doch nicht Roanna überlassen wollte, dann sollte es Webb erst recht nicht kriegen! Tante Lucinda mochte ja an Webbs Unschuld glauben, aber Corliss hatte ihre eigene Meinung darüber, besonders nach dem Blick, mit dem er sie heute nachmittag bedacht hatte. Sie hegte keine Zweifel, daß er jemanden umbringen konnte. Ja, einen Augenblick lang hatte sie sogar gefürchtet, daß er sie umbringen wollte, und das bloß wegen einem kleinen Spaß, den sie sich hatte gönnen wollen: Das bißchen Türknallen! Aber er hatte sie im Genick gepackt und ihr wehgetan, der Bastard.
    Jemand setzte sich auf den Barhocker neben ihr. »Sie sehen aus, als ob Sie noch einen Drink vertragen könnten«, schnurrte eine dunkle männliche Stimme. Corliss warf einen abschätzenden Blick auf ihren

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