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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Nachbarn. Er sah ganz okay aus, wie sie fand, aber viel zu alt. »Verpiß dich, Opa!«
    Er gluckste vergnügt. »Laß dich nicht von meinem grauen Haar täuschen. Bloß weil Schnee auf dem Dach liegt, heißt das noch lange nicht, daß kein Feuer mehr im Ofen brennt.«
    »Ja, ja, alles schon mal dagewesen«, sagte sie gelangweilt. Sie nahm noch einen Zug von ihrem Daiquiri. »Zu alt zum Ernten, aber nicht zu alt zum Säen. Ganz toll! Mach 'ne Fliege – und das kannst du auffassen, wie du willst.«
    »Ich will dich ja nicht gleich bumsen«, sagte er ebenso gelangweilt wie sie.
    Sie war so schockiert über seine Unverblümtheit, daß sie sich ihm zuwandte, um ihn unter die Lupe zu nehmen. Er besaß dichtes, leicht ergrautes Haar und einen Körper, der immer noch kräftig und in Form war, obwohl er schon über fünfzig sein mußte. Was sie jedoch am meisten faszinierte, das waren seine Augen: die blauesten Augen, die man sich vorstellen konnte, und gleichzeitig fast die eines Reptils; sie waren vollkommen ausdruckslos, bar jeden Gefühls. Corliss erschauerte, war aber unwillkürlich in Bann geschlagen.
    Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Schirmchen, die vor ihr auf der Bar lagen. »Du bist ja schon ein Weilchen bei der Sache, wie es aussieht. Schlechten Tag gehabt?«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagte sie, mußte dann jedoch lachen. »Könnte schlimmer sein.«
    »Warum erzählst du mir nicht einfach davon?« lud er sie ein. »Du bist Corliss Spence, stimmt's? Wohnst du nicht auf Davenport?«
    Das wurde sie oft als erstes gefragt, wenn sie jemanden kennenlernte. Corliss liebte dieses Gefühl, etwas Besonderes zu sein, etwas Besseres als die anderen. Webb wollte ihr das nehmen, und deswegen haßte sie ihn. »Ja, ich wohne dort«, sagte sie. »Jedenfalls noch für 'ne Weile.«
    Der Mann hob sein Glas an die Lippen. Aus der Farbe der Flüssigkeit zu schließen, handelte es sich um puren Bourbon. Er nippte daran und musterte sie mit seinen kalten blauen Augen. »Sieht so aus, als würdest du deinen hübschen Hintern schon halbwegs draußen haben. Kann nicht leicht sein, mit einem Killer zusammenzuleben.«
    Corliss dachte daran, wie brutal Webb sie am Genick geschüttelt hatte. »Er ist ein Bastard«, giftete sie. »Ich werde bald ausziehen. Heute hat er mich ohne jeden Grund angegriffen!«
    »Erzähl mir davon«, drängte er in sie und hielt ihr seine Rechte hin. »Übrigens, mein Name ist Harper Neeley.«
    Corliss schüttelte ihm die Hand, und ein erregender Schauder durchfuhr sie. Er mochte ja ein ziemlich alter Knacker sein, aber immerhin brachte er einen ganz schön auf Touren. Im Moment war sie daher mehr als willens, ihrem neuen Freund so viel über den verhaßten Webb Tallant zu erzählen, wie er hören wollte.
    Roanna wünschte, sie hätte nicht das kleine Nickerchen gemacht. Es hatte ihr vorübergehend zwar unglaublich gutgetan, doch nun stand ihr eine weitere endlose Nacht bevor. Sie war um zehn auf ihr Zimmer gegangen, hatte sich wie immer geduscht, ihr Nachthemd angezogen, die Zähne geputzt und sich ins Bett gelegt, alles umsonst. Natürlich würde sie jetzt nicht einschlafen können: also war sie wieder aus dem Bett geschlüpft und machte es sich mit angewinkelten Beinen auf ihrem Sessel bequem. Das Buch, das sie schon seit zwei Nächten zu lesen versuchte, lag bereit, und schließlich schaffte sie es, sich darin zu vertiefen.
    Webb war um elf nach oben gekommen, und rasch hatte sie ihre Leselampe ausgeknipst. Dann hörte sie, wie er duschte. Sie beobachtete den Lichtkegel, der von seinem Zimmer auf den Balkon fiel, und fragte sich, ob er wohl in dessen Schein treten würde, so daß sie seinen Schatten sehen konnte. Das tat er nicht; sein Licht ging aus und im Nebenzimmer wurde es still.
    Der Schein ihrer Lampe zog die Mücken an, daher machte Roanna ihre Balkontür immer zu, wenn sie lesen wollte – bekam also nicht mit, ob er seine aufgemacht hatte. Still saß sie im Dunkeln und wartete, um ihm Zeit zum Einschlafen zu lassen und vielleicht selbst ein wenig schläfrig zu werden. Doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Geduldig sah sie zu, wie die Leuchtzeiger ihrer Uhr über das Zifferblatt wanderten; es war bereits nach Mitternacht. Erst dann knipste sie ihre Lampe wieder an und beugte sich erneut über ihre Lektüre.
    Eine Stunde später ließ sie das Buch gähnend in den Schoß sinken. Auch wenn sie nicht einschlafen konnte, war sie jetzt so müde, daß sie sich einfach hinlegen mußte. Sie

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