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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Gelächter quittiert. Dann gab es einen jener plötzlichen Momente der Stille, in der klar die Worte »hat seine Frau umgebracht« zu hören waren.
    Wie erstarrt blieb Roanna stehen. Die Stille breitete sich aus, während sich die Leute unbehaglich zu ihr umdrehten. Selbst die Bandmitglieder verstummten in dem Bewußtsein, daß etwas nicht in Ordnung war. Die Frau, die sich da verplappert hatte, drehte sich zu ihr um. Ihr Gesicht war hochrot vor Verlegenheit.
    Roanna blickte die Person, ohne mit der Wimper zu zucken, an. Sie war eine Cofelt, die zu den ältesten Familien im ganzen Distrikt gehörten. Dann überflog sie all die anderen Gesichter, die wie Wachsfiguren im zarten pfirsischfarbenen Licht standen und sie ansahen. Diese Leute waren in Webbs Haus gekommen, genossen seine Gastfreundschaft und zerrissen sich trotzdem hinter seinem Rücken die Mäuler. Es war nicht nur Cora Cofelt, die sich dabei hatte erwischen lassen. Auf allen Mienen zeichnete sich Schuldbewußtsein ab, denn alle redeten so. Wenn sie auch nur ein bißchen gesunden Menschenverstand besäßen, dachte Roanna mit zunehmender Wut, dann hätten sie schon vor Jahren erkannt, daß Webb unmöglich seine Frau umgebracht haben konnte.
    Selbstverständlich verhielt sich eine Gastgeberin gegenüber ihren Gästen stets taktvoll, aber jetzt konnte Roanna ihre Wut nicht mehr zügeln. Sie zitterte, wuchs förmlich vor Energie und Intensität über sich selbst hinaus. Sogar ihre Fingerspitzen kribbelten.
    Sie hatte eine Menge ertragen müssen. Aber entschieden würde sie nicht herumstehen und zuhören, wie sie über Webb herzogen.
    »Ihr Leute hättet eigentlich Webbs Freunde sein sollen«, sagte sie mit klarer, kräftiger Stimme. Sie war selten in ihrem Leben zorniger gewesen – außer vielleicht auf Jessie –, aber hier handelte es sich um eine andere Art von Empörung. Roanna war kühl, gelassen, hatte sich vollkommen in der Hand. »Ihr hättet schon vor zehn Jahren wissen müssen, daß er Jessie niemals etwas angetan hätte – ihr hättet ihm beistehen müssen, statt eure Köpfe zusammenzustecken und über ihn herzuziehen. Keiner von euch – nicht ein einziger – hat ihm auf Jessies Beerdigung sein Beileid ausgesprochen. Keiner von euch hat sich für ihn eingesetzt. Aber heute abend seid ihr in sein Haus gekommen, als seine Gäste, habt gegessen und getrunken und getanzt ... und immer noch redet ihr schlecht über ihn.«
    Sie hielt inne und musterte jeden einzelnen. »Vielleicht sollte ich ja unsere Position darlegen«, fuhr sie fort, »falls es noch irgendwelche Unklarheiten gibt. Meine Familie und ich, wir stehen hinter Webb! Punktum. Wenn einer von Ihnen das Gefühl haben sollte, nichts mehr mit ihm zu tun haben zu wollen, dann gehen Sie bitte jetzt, und Ihre Verbindung mit den Davenports und Tallants hat ein Ende.«
    Die Stille auf der Terrasse wog schwer, die Betroffenheit lag in der Luft. Roanna wandte sich an die Band. »Spielen Sie ...«
    »... etwas Langsames«, sagte Webb hinter ihr. Seine Hand schloß sich warm und fest um ihren Ellbogen. »Ich möchte mit meiner Cousine tanzen, aber ohne sie zu sehr durchzuschütteln; sie ist noch nicht ganz wieder auf dem Posten.«
    Verlegenes Lachen ertönte an mehreren Stellen, und die Band begann »Blue Moon« zu spielen. Webb drehte sich zu Roanna um und umfing sie zum Tanz. Andere Paare folgten ihrem Beispiel und begannen sich im Takt der Musik zu wiegen. Die Krise war gemeistert.
    Er hielt sie mit der Distanz eines Verwandten, nicht mit der Intimität eines Paares, das nackt ineinander verschlungen im Bett gelegen hat. Roanna starrte seinen Hals an, während sie tanzten. »Wieviel hast du gehört?« fragte sie. Ihre Stimme klang wieder vollkommen ruhig.
    »Alles«, erwiderte er leichthin. »Aber in einem Punkt hast du Unrecht.«
    »In welchem?«
    Von Ferne ertönte ein leises Donnergrollen, und er blickte in den schwarzen Nachthimmel hinauf, als auf einmal eine frische Brise über sie hinwegstrich, die das Kommen von Regen ankündigte. Endlich, nach all der drückenden Schwüle, schien das Wetter ernst zu machen. Als er den Blick wieder zu ihr senkte, funkelten seine grünen Augen. »Es gab doch jemanden, der mir auf Jessies Beerdigung sein Beileid ausgedrückt hat.«

19
    Die Party war vorüber, die Gäste waren fort. Die Band hatte die Instrumente abgebaut, eingeladen und war ebenfalls davongefahren. Das Personal des Partyservice hatte alles aufgeräumt, das Geschirr abgewaschen und in zwei

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